Das Einzige, was ich noch tun konnte, war hoffen.
Hoffen, dass nichts passieren würde und mein Vater und Giorgio wirklich alles im Griffen hatten. Aber warum sollten sie das auch nicht? Sie waren die Chefs der zwei größten Mafias in Italien und New York. Und sonst war ja auch immer das meiste glatt gelaufen, oder?

Die plötzliche Stimme von Eira riss mich etwas aus den Gedanken und ließ mich erschrocken hochschauen.

Nun durfte ich sie dabei beobachten, wie sie mit einem Haufen an Zeugs die Treppe probierte unfallfrei herunterzukommen, wobei ihr Gesichtsausdruck nicht gerade der Glücklichste war. Als sie bei Selina und mir angekommen war, ließ sie das Zeug in ihren Armen auf den Boden fallen und neben uns auf die Couch sinken.

„Aiden hat doch einen Knall", fing sie auch schon an los zu schimpfen, sobald sie sich neben uns gesetzt hatten, worauf Selina und ich nur ein Schmunzeln austauschten. „War mir echt noch nicht bekannt"

„Er will ernsthaft das ganze Zeug mitschleppen und ist jetzt noch einmal einkaufen gefahren, um noch mehr zu besorgen", meckerte sie auch schon empört weiter und deutete auf den Haufen aus Schwimmringen und Volleybällen, die nun auf dem Boden vor uns lagen.

Nachdenklich betrachtete ich diesen Haufen, bevor ich meinen Blick wieder auf Eira richtete. „Zu deinem Glück, du bist eins der Mädchen, was ihn und seine Art bis jetzt am längsten ausgehalten hat"

„Ich frag mich gerade ernsthaft ob man das noch als Kompliment nehmen kann", murmelte sie darauf nur und ließ sich in die Lehne der Couch zurücksinken. „Auf jeden Fall. Die meisten Mädchen sind bei ihm schon nach einer Woche wieder abgehauen, wenn er dann überhaupt mal eine Freundin mit nach Hause gebracht hat", unterbrach Adam uns, der nun mit den zwei neuen Koffern in der Hand wieder aufgetaucht war.

„Da gebe ich ihm recht", schoss es aus mir auch schon heraus, was mir ein Zwinkern von meinem Bruder einbrachte. Eira dagegen seufzte nur etwas und fuhr sich durch das dunkelbraune Haar. „Ich hoffe ernsthaft, dass er irgendwann mal ruhiger wird"

„Wird er nicht", entgegnete Adam nur während er anfing die Klamotten aus dem kaputten Koffer in die zwei Heilen aufzuteilen. „Das ist angeboren und wird für immer da bleiben"

Nun mussten alle etwas lachen. Abgesehen von Eira, die sich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Trotzdem entging mir dabei nicht das kleine Schmunzeln, was sich auf ihren Lippen gebildet hatte.

Nachdem Adam alles umgepackt hatte und der Fußboden auch wieder einigermaßen frei war, sodass man wieder durch das Wohnzimmer laufen konnte ohne auf irgendwelche Schwimmringe zu treten, erhob ich mich auch mal von der Couch.

„Wo willst du denn noch hin?", vernahm ich aber nur die Stimme meines Vaters, als ich mich gerade auf den Weg zu Haustür machte und bereits schon meinen Mantel angezogen hatte. Sofort schoss ich herum und konnte erkennen, dass er gerade anscheinend die Treppe heruntergekommen war.

„Zu Angelo", murmelte ich, während ich in dem kleinen Regal nach meinen Autoschlüsseln wühlte. „Gut, sei aber heute Abend zu Hause"

„Sie kann doch dann auch gleich ihr Gepäck mit zu Angelo nehmen, wenn sie jetzt eh zu ihm fährt. Nach Hause kommen, wird sie bestimmt nicht mehr", gab nun auch Aiden seinen Senf dazu, der auch mal wieder von seiner Shoppingtour zurückgekehrt war. Dafür fing er sich aber nur ein Augenrollen von mir ein. Von meinem Vater dagegen aber ein Schmunzeln.

Ich ignorierte es stattdessen aber nur und riss schließlich die Haustür auf, um sie keine paar Sekunden später auch wieder hinter mir zu zuziehen, sodass ein dumpfer Knall ertönte. Anschließend lief ich mit schnellen Schritten die wenigen Treppen der Veranda herunter, um kurz darauf mein Auto aufzuschließen und mich hinters Steuer zu setzen.

Positano | ✓Where stories live. Discover now