Perlenmeer Kapitel 09

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Kapitel 9

 

 

Am Montag schneite es, wir schrieben einen Mathetest und einen Aufsatz und mussten jemanden für die Schülerpräsidentschaft wählen. Es war ein sehr seltsamer Tag. Allgemein hatte ich so ziemlich das Gefühl, dass sich sehr viel in meinem Leben zu ändern begann. Maya klebte den ganzen Tag an meiner Seite und ich hatte nicht mal was dagegen. Yuri ignorierte mich kontinuierlich und ich wusste nicht wieso. Vincent war wieder zurück in der Schule und die Lehrer behandelten ihn so, als wäre er ein Todkranker, der sein Schicksal akzeptiert und darüber ein Buch geschrieben hatte. Ich weiss, es ist schwierig sich so was vorzustellen aber auch extrem umständlich so was zu beschreiben. In der Mittagspause setzte ich mich mit Maya, Agnes und Olivia zusammen und versuchte das schmerzende Gefühl in der Magengrube zu ignorieren, von dem ich ziemlich sicher war, dass Yuri die Schuld daran trug. Wieso genau ignorierte er mich? Ich versuchte gute Miene zum bösen Spiel zu machen und liess mir nichts anmerken, auch wenn es mir sehr schwer fiel.

,,Und? Wen habt ihr gewählt?“, fragte Agnes und lehnte sich etwas über den Tisch, während sie ihren Apfel polierte und breit grinste. Sie war sehr gut gelaunt. Aus irgendeinem Grund. Auch Maya ging es prächtig und Olivia sowieso, weil Vincent wieder da war. Und eigentlich hätte ich glücklich darüber sein sollen, denn so merkte niemand, wie schlecht es mir selbst ging.

Maya errötete bei Agnes’ Frage und diese lachte.

,,Du hast echt Delaiah als Schülerpräsident gewählt?“, fragte sie etwas leiser und kicherte.

Maya seufzte.

,,Ach hör auf, Agnes!“ Sie lächelte beschämt.

,,Wo ist eigentlich Deborah?“, fragte Olivia dann und ich sah von meinem Tablett auf.

Als Antwort deutete Maya zu einem Tisch, links von uns. Weit hinten beim Eingang der Cafeteria.

,,Sie sitzt bei Kevin und Del.“ Man konnte sehr wohl aus Mayas Stimme heraus hören, dass es sie störte, dass Deborah nicht mit ihr am Tisch sass.

,,Wieso denn? Habt ihr gestritten?“, fragte ich dann und sah eine mögliche Erklärung, warum Maya auf einmal so gern in meiner Nähe war.

,,Naja, nicht direkt. Es ist mehr ein Abstand… Seit der Präsidentschaftswahl hat sie kaum Zeit und irgendwie reden wir nicht mehr so viel. Ich weiss nicht ob sie mir mit Absicht aus dem Weg geht oder ob sie meint, dass ich diejenige bin, die das Weite sucht. Es ist wie eine Kluft oder so.“ Maya seufzte und gestikulierte mit ihren Armen, während sie das Verhältnis der beiden zu beschreiben versuchte.

,,Dann lass es uns doch heraus finden! Setzten wir uns zu ihnen!“, schlug Agnes vor und lächelte aufmunternd und Maya war weniger begeistert.

Dann schwiegen wir alle wieder und hielten den Atem an, als sich Yuri, Vincent und Ace mit ihrem Mittagessen zu den zwei Jungen setzten.

Ich musterte Agnes und wie sehr sie sich anspannte, als sie Ace sah. Und jetzt wusste ich, es gab kein Entrinnen. Sie würde uns zum Jungstisch mitschleppen.

Zwei Minuten später sassen wir tatsächlich bei Kevin, Delaiah, Yuri, Vincent und Ace. Ich hatte wirklich keinen Hunger mehr. Agnes hatte breit gestrahlt und gefragt ob wir uns dazu setzen könnten und die Jungen haben gegrinst und natürlich Ja gesagt.

Seufzend setzte ich mich neben Kevin und hielt meinen Blick auf das Essen vor mir gerichtet.

Ace starrte mich an. Belustigt. Oh Gott. Ich erinnerte mich an den Kuss von Samstag Abend…

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