Der Junge ohne Wahl

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So beschwingt und gut gelaunt war ich, glaube ich, lange nicht mehr zum Frühstück gegangen.
Es ist komisch, aber mit Maja zu reden hat etwas in mir bewegt. Es hat mich glücklich gemacht und ich habe mich gefühlt, als wäre die Last, die sich seit vielen Jahren immer mehr auf mir erschwerte, für einige Stunden etwas leichter und erträglicher geworden.
Ich lasse mich neben Crabbe und Goyle auf die alte Holzbank nieder.
Crabbe und Goyle waren schon immer so etwas wie meine besten Freunde. Wir kannten uns seit langer Zeit und die beiden schienen mich zu bewundern.
„Morgen", grunzte mich Crabbe mit gefüllten Mund an, als ich mich setzte.
Anstatt zu antworten gebe ich ihm einen Klaps auf die Schulter. Gerade als ich mir eine Portion Rührei auf den Teller fülle, gesellt sich Pansy zu uns „Oh Gott ich habe gerade auf dem Korridor das Schlammblut Granger mit Potter und dieser durchgeknattert Lovegood reden hören.", beginnt Pansy zu zetern, setzt sich mir gegenüber und wirft die Haare zurück „ich kann nicht fassen, dass diese Idioten überhaupt noch hier sind.", sie schüttelt den Kopf und ich muss grinsen. Ja genau das ist es, was ich an Pansy mag. Wir können die selben Leute nicht ausstehen. Ich fahre mir durch mein blondes Haar und schüttel den Kopf „Ich frag mich, warum dieses Schlammblut Granger überhaupt hier sein darf. Sie sollte irgendeinen Muggeljob machen und sich hier verpissen.", murmele ich und Zucker die Schultern. In dem Moment läuft Granger mit Maja an uns vorbei und ich sehe ganz genau, dass Maja solch eine Wortwahl nicht von mir erwartet hätte.
Ich sehe wie Granger nur abwertend den Kopf schüttelt und höre sie noch sagen „Ich sag es dir Maja - Malfoy ist einfach der größte Idiot hier."
Na toll.
Danke.
Maja wird mich wahrscheinlich nie wieder angucken. Aber vielleicht ist es auch besser so. Schließlich hängt sie mit Potter ab, versuche ich mir einzureden.
Auf mein dampfendes Rührei habe ich jedenfalls keinen Appetit mehr.
Ich stochere noch ein paar Mal lustlos in der Eierspeise rum, ehe ich sie von mir weg schiebe.
Mein Blick huscht immer mal wieder zum Tisch der Gryffindors um Majas Rücken anzustarren. Ich hatte die Hoffnung ich könnte einen kleinen Blickkontakt aufbauen, um zu sehen, ob sie tatsächlich so geschockt von mir ist. Leider sitzt sie mit dem Rücken in meine Richtung und macht nicht den Eindruck, als würde sie sich in der nächsten Zeit zu mir umdrehen.
Pansy fängt wieder an pausenlos über uninteressantes Zeug zu reden und das ist mein Stichwort zu gehen.
Auf mich wartet gleich eine Doppelstunde Zaubertränke und das ist eins meiner besten Fächer. Vielleicht kann mich das etwas auf andere Gedanken bringen.

Der Klassenraum in dem Zaubertränke stattfindet befindet sich im Kellergeschoss des Schlosses. Die Wände sind gekachelt und alles in allem ist der Raum sehr dunkel.
In Kesseln die im Raum verteilt rum stehen blubbern Flüssigkeiten die verschiedene Gerüche ausstossen. Durch die Dämpfe ist es oft sehr warm und stickig im Raum, aber trotz dessen gefällt es mir hier.
Ich mag die düstere Atmosphäre und das leicht köchelnde Geräusch, das aus den Kesseln empor steigt.
Nach und nach treffen immer mehr Schüler und Schülerinnen ein, unterhalten sich und der Raum füllt sich immer mehr mit Lärm.
Ich weiß mit absoluter Sicherheit, dass sobald Professor Snape den Raum betreten wird, kein Mucks mehr gemacht werden wird.

Ich kenne Snape schon immer. Er ist ein Freund meiner Eltern und hat meiner Mutter versprochen, er würde auf mich Acht geben in diesem Jahr. Wenn ich mich dazu entscheide für den dunklen Lord zu arbeiten, würde er mir helfen. Das hat er meiner Familie versprochen.
Und ich bin froh, mir dessen bewusst sein zu können. Mir bewusst sein zu können, dass ich nicht absolut alleine wäre, aber es ist eine schwere Entscheidung und jedesmal wenn ich anfange, drüber nachzudenken sehe ich das Gesicht meiner Mutter.
Das Gesicht meiner Mutter als sie meinem Vater verzweifelt zu erklären versucht, dass ich immer noch ihr kleiner Junge bin.
Dass sie mich nicht dieser Last aussetzen will.
Dass sie mich nicht leiden sehen will.
Ich bin kein kleiner Junge mehr. Schon lange nicht mehr.
Der kleine Junge ist weg gewesen, als ich das erste Mal mit Todessern und dem dunklen Lord an einem Tisch gesessen habe. Als ich das erste Mal Menschen habe sterben sehen, durch die Hand von Zauberern die ich seit meiner Kindheit kenne.
Den kleinen Jungen gibt es schon lange nicht mehr.

Während ich all das in meinem Kopf überlege, merke ich, dass ich meine Fingernägel in meine Handflächen bohre.

Snape betritt den Raum und die Stunde beginnt.

Can't resistWhere stories live. Discover now