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„Was wollte deine Mutter?" , ich sitze zwischen Goyle und Pansy auf einer halbhohen Mauer mit Blick auf den Innenhof von Hogwarts.
Die Schüler die sich auf dem Hof rumtreiben sind in Gespräche vertieft oder albern peinlich miteinander rum.
Ich wusste, dass Pansy der Besuch meiner Mutter nicht entgangen sein wird.
Sie war schon immer mit ihren Augen überall.

„Sie wollte was" , ich zögere kurz, während ich mir überlege was ich Pansy sagen kann „für mich kontrollieren."
Pansy schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Keine Ahnung ob sie mit meiner halbherzigen Antwort zufrieden ist.
„Du hättest mich ja wenigstens mitnehmen können" , fährt sie mich beleidigt an.

Meine Mutter und Pansy haben sich schon einige Male gesehen und sich immer ganz gut verstanden.
Ich habe nie verstanden, was meine Mutter an Pansys Art so erfreute, dass sie sich gezwungen fühlte ihr Weihnachtskarten zu schreiben.
„Ich hätte mich gefreut mal wieder mit ihr von Frau zu Frau zu reden." , Pansy grinst so blöd, dass mir nichts anderes übrig bleibt als die Augen genervt zu verdrehen.

Ich beobachte Maja, die mit dem absoluten Versager Neville Longbotton in Hörweite über den Innenhof läuft und bete, dass sie Pansy's Schwärmereien über meine Mutter nicht hört.
Sie sieht so perfekt aus, wie sie in ihrem Wintermantel über den Innenhof geht und sich immer wieder die widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht wischt.

Wie gerne würde ich das für sie übernehmen.

Ich beobachte sie, während sie mit Neville in einem Korridor verschwindet, ohne mich eines Blickes zu würdigen.

Meine Schritte hallen an den steinernen Wänden wider, als ich hinter Maja herlaufe.
Ich fühle mich idiotisch.
Wie ein Hund.
Nicht wie ich selber.
Aber ich muss wissen, ob sie die Eule bekommen hat.
Ob sie weiß, dass nur noch wenige Tage bis zu der Auslieferung Potters bleiben.
Ich muss wissen, ob zwischen uns alles in Ordnung ist.

Ich habe sie seit die Schule wieder begonnen hat kaum gesehen, weder auf den Gängen noch im Unterricht und jetzt läuft sie mit Longbotton, dem Idioten einfach an mir vorbei.
„Verzieh dich Longbotton", knurre ich als ich die beiden erreiche. Ich wusste das würde reichen, damit er verschwindet.
Maja nickt ihm mit einem Lächeln das er nicht verdient zu und er entfernt sich von uns.

Ich ziehe Maja in einen kleinen, schmalen Korridor und genieße es ihr für einen kurzen Moment nah sein zu können.
Sie schaut mich mit ihren großen Augen so durchdringend an, dass ich sie einfach küssen muss.
Es tut gut ihre Lippen auf meinen zu spüren und zu wissen, dass sie bei mir bleibt.

„Mir platzt bald der Kopf." , sie lässt ihre Stirn gegen meine Brust fallen und wirkt so resigniert, dass ich kaum weiß wie ich mit ihrer Aussage umgehen soll.
Ich streiche ihr mit meiner Hand durch das weiche Haar in dem einige kleine Schneeflocken schmelzen.
„Wir werden das schaffen Maja.", ich gebe ihr einen Kuss auf ihren Scheitel und streiche ihr Schneeflocken von ihrem Mantel.

Ich würde so gerne alle Last von ihr nehmen.
Ich würde meinen Worten so gerne mehr Zuversicht verleihen.

„Es ist bloß alles so plötzlich." , Majas Stimme ist ein Murmeln im Stoff meiner Jacke.
„Ich weiß."
Ich hätte selber nicht damit gerechnet, dass der Tag so schnell kommen würde.
Ich hätte niemals erwartet, dass der dunkle Lord, der inzwischen so viele Jahre auf Harry Potter wartete so zeitnah seinem Opfer gegenüberstehen will.

Als meine Mutter mir das Datum nannte, sah ich wie sie die Angst herunterschluckte.
Wie sie die Sorge um ihren einzigen Sohn mit einem gespielten Lächeln zu übertünchen versuchte.
Auch sie hatte Angst.
Und ich bin mir sicher, dass auch sie überrascht war, als man ihr das Datum nannte.
Wahrscheinlich hätte niemand damit gerechnet, dass der dunkle Lord es so eilig hatte.

„Sie wollen kämpfen. Sie werden einen Portschlüssel zu eurem Zuhause nutzen." , Majas Stimme ist belegt und ich höre das zittern während sie spricht.
„Was anderes ist und auf die Schnelle nicht eingefallen." , sie flüstert und ich erkenne die Angst in ihren Augen als sie zu mir aufschaut.
Um ehrlich zu sein, hatte ich mit keinem anderen Plan gerechnet.
Potter war kein schlechter Duellant. Er wusste wie man kämpft.
Ich konnte bloß hoffen, dass Niemandem an dem mir etwas liegt was passiert.

Ich bin mir sicher, alle Todesser die den dunklen Lord seit vielen Jahren begleiten, werden an diesem Tag in unserem Zuhause sein. Es wird sicher keine leichte Aufgabe für Potter, aber er hatte dem dunklen Lord schon oft gegenüber gestanden.
Schon oft hat er es geschafft sich aus dem nahenden Tod zu wenden.

„Wer wird alles kommen?"
Meine Augen versinken in dem dunklen Blau, das mich an die Tiefen des Ozeans erinnern, ihrer Augen.
„Alle, denke ich. Harry, Ron, Hermine, Ginny, Neville, ich"
Sie setzt ihre Aufzählung nicht fort, als sie mein Gesicht sieht.
Ich hatte nie einen Gedanken daran verschwendet, dass Maja kämpfen wollen könnte.
Ich hatte keinen Gedanken daran verschwendet, dass Maja ihre Freunde nicht alleine in einen Kampf ziehen lassen würde.

„Nein." , es klingt wie ein Befehl und wenn es sein muss, dann meine ich es auch so.
Niemals würde ich Maja an einem Kampf gegen diese Menschen teilnehmen lassen.
Ich habe viele Menschen durch die Hand von meiner Familie sterben sehen.
Ich wusste schon immer, dass die meisten Todesser skrupellos waren.
Vor allem die, die dem dunklen Lord seit Anfangszeiten zur Seite standen.

„Du wirst nicht dabei sein, Maja. Hörst du?" , ich spreche lauter als ich will.
„Ich werde meine Freunde nicht alleine lassen." , sie sieht mich mit erhobenen Kinn an und ich sehe in ihren Augen, dass sie sich kaum zu etwas anderem umstimmen lassen wird.

„Ich will nicht, dass dir was passiert Maja! Du darfst dort nicht hinkommen. Ich bitte dich." ich umklammere ihre Hand und schaue sie so eindringlich an, dass sie ihre Augen senkt.

Sie zieht mich nah an sich und küsst mich.
Sie küsst mich so zart und ihre Hände streichen mir so sanft über den Nacken, dass ich meine Aufregung, meine Wut und meine unbändige Angst für den Bruchteil einer Sekunde vergesse.

Can't resistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt