39.

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Ich spüre deutlich, dass sich Majas Hand verkrampft, als wir ein weiteres Mal gemeinsam vor dem Raum der Wünsche stehen.

Auch mir schießen augenblicklich Erinnerungen in den Kopf von Majas Lippen auf meinen, das Gefühl ihrer Haut unter meinen Fingerspitzen, ihr Stöhnen bei der Berührung meiner Lippen an ihrem Hals.
Aber auch an ihr Gesicht, nachdem sie mir mein Hemd abgestreift hatte.
Die Ungläubigkeit und die Angst in ihren Augen.
Ihre Stimme, die mir sagt was ich schon lange wusste.
Sie alle hatten Recht was mich betrifft. Ich bin der schlimmste Mensch.

Die Erinnerung schmerzt und ich spüre deutlich, dass sie auch Maja verletzt.

Ich bin fast erleichtert, als sie die Tür in dem Gemäuer offenbart und unseren Weg in den Raum der Wünsche frei macht.
Ich ziehe Maja mit mir in den Raum in dem ich seit Tagen viele Stunden verbracht habe.

Man hört das Blubbern in meinem Kessel, der auf einem alten, massiven Tisch aus Ebenholz steht.
Viele Reste der Zutaten, die ich für das brauen des Trankes benötigte liegen achtlos auf dem Tisch oder unter ihm.

Als ich einen Blick in den Topf werfe, bin ich fast ein bisschen stolz, über meinen Erfolg. Ich wusste schon immer, dass ich ein gewisses Talent für Zaubertränke besaß, aber für diesen Trank hatte ich lediglich eine einzige, schwer zu entziffernde Anleitung finden können, und dennoch sieht er perfekt aus.

Aus dem Kessel steigt ein süßlicher Geruch nach Nelke und Vanille und die Farbe ähnelt inzwischen einem dunklen Honigton.

„Ein Zaubertrank?" , Majas Stimme klingt etwas verwirrt, während sie in den Kessel schaut um die köchelnde Flüssigkeit zu begutachten.
„Ja, das ist der Gregor-Zaubertrank." , murmele ich mit belegter Stimme.
Wohlwissend, dass das folgende Gespräch für mich schwierig werden wird.

Ich versuche Majas Blick zu lesen, in den letzten Unterrichtsstunden bei Professor Snape habe ich gemerkt, dass Zaubertränke nicht das beste Fach von Maja zu sein scheint.
Daher versuche ich zu erkennen, ob sie von dem Trank gehört hat.
Was sie über den Trank weiß.

Maja lässt ihren Blick über den schwarzen Holztisch wandern und begutachtet die einzelnen herumliegenden Zutaten mit Interesse im Blick.

„Ich habe keine Ahnung, was das für ein Trank sein soll." , murmelt sie und ihre Augen treffen meine.
Ihre widerspenstige Haarsträhne, die ich Maja schon so oft sanft hinters Ohr gestrichen habe, fällt ihr vor die Augen und wie aus Reflex, streiche ich sie auch dieses Mal sacht aus ihrem Gesicht.

Ihre tiefblauen Augen beobachten mich und ich könnte in ihrem Blick versinken.
Ich sehe wie ihre weiche Haut leicht, bei der Berührung meiner Finger errötet und ich kann nicht anders als meine Hand kurz an ihrer Wange verweilen zu lassen.
Ihre vollen, roten Lippen öffnen sich leicht und ich spüre den unendlichen Drang sie zu mir zu ziehen und ihre Lippen auf meinen zu spüren.

Sie räuspert sich leise und holt mich aus meinen Gedanken. Ich lasse meine Hand sinken und gehe einen Schritt zurück.
Das letzte was ich wollen würde, ist dass Maja sich zusätzlich von mir bedrängt fühlen könnte.

„Der Gregor-Trank wurde von Gregor dem Kriecher entwickelt." , meine Stimme ist so rau und belegt, dass ich mich räuspern muss um weitersprechen zu können.
„Man kann sich damit das Vertrauen von seinem Gegenüber erschleichen."

Maja lässt ihren Zeigefinger sanft über das Holz des Tisches fahren, während ihre Augen ruhelos zwischen dem Trank und mir hin und her springen.
Ich sehe die Erwartung in ihren Augen.
Sie wartet drauf, dass ich weiterspreche und ihr erzähle was ich vorhabe.    

„Ich soll Potter ausliefern." , meine Stimme ist ein fast unverständliches Flüstern und ich schaffe es nicht Maja weiterhin anzuschauen, während ich es ausspreche.
Ich weiß, dass sie mich hasst für das was ich bin.
Aber zu wissen, dass sie mich hassen wird für das was ich tue, tut noch schlimmer weh.

„Was?" , im ersten Moment bin ich mir nicht sicher, ob Maja mich tatsächlich nicht verstanden haben könnte, aber der Gedanke ändert sich, als ich Majas Gesicht sehe. 
Maja hat mich sehr deutlich verstanden und sie guckt mich fassungslos, fast ungläubig an.

„Das kannst du nicht, Draco."
Ihre Stimme klingt drängend, als sie einen Schritt auf mich zu geht. Sie sieht mich an und in ihren Augen sehe ich den Wunsch, sie könnte sich verhört haben.
Das alles könnte einfach ein böser Traum sein, aus dem sie gleich aufwacht.  
Sie streckt ihre Hand aus, berührt mich am Arm und wiederholt ihre Worte ein zweites Mal.
Eindringlicher und mit Nachdruck.

Dieses Mal ist es meine Stimme die bricht.
Meine Stimme die nicht stark bleibt als ich sage : „ich muss das tun."
Ich spüre wie mir fast Tränen in die Augen steigen, als ich in Majas Gesicht schaue.
In Majas Gesicht, dass so viel Zuversicht und Vertrauen in mich hatte. 

„Nein." , ihre Stimme ist ein Flüstern, während ihre Augen mich anschauen.
Während ihre Hand meinen Arm umklammert und sie krampfhaft nach einem Plan zu suchen scheint, um Harry Potter retten zu können.

Um Harry Potter vor mir retten zu können und mich vor den Konsequenzen die auf mich warten würden, wenn ich versage.
Wenn ich es nicht schaffen würde meinen Plan in die Tat umzusetzen.

„Wenn ich das nicht tue, dann tötet er mich. Mich und meine ganze Familie." , meine Stimme ist kaum noch vernehmbar und ich schäme mich dafür, dass Tränen in meinen Augen brennen.
Tränen der Verzweiflung, die mir bewusst machen, dass ich nicht für diesen Weg gemacht bin.
Tränen die mir zeigen, dass ich wohl nie so kalt wie mein Vater sein könnte.
Vielleicht bin ich nicht der Mensch, den mein Vater aus mir machen wollte.

Maja kommt einen weiteren Schritt auf mich zu. Sie steht so nah vor mir, dass ich ihren Atem an meiner Haut spüren kann.
Sie streicht mir mit dem Daumen über die Wange und erst dann wird mir bewusst, dass die Tränen, die ich krampfhaft zurückzuhalten versuchte, ihren Weg aus meinen Augen gefunden haben mussten. 

Sie schlingt ihre Arme um mich und legt ihren Kopf auf meine Brust.
„Wir finden einen Weg." , sie flüstert das und es fällt mir schwer auf ihre Worte zu vertrauen, auch wenn ich mir nichts mehr als das wünschen würde.

Can't resistWhere stories live. Discover now