"Ich werde dir beistehen. Du musst mich einweihen, wenn du willst dass ich dich unterstütze. Denn um dich zu unterstützen, muss ich dich verstehen. Also ja, ich bin dabei", ich zog ihn am Kragen zu mir und seine Lippen teilten sich, während er mir auf meine starrte. Mir fiel erst jetzt auf, dass er einen dunklen Pullover trug und so untypisch es auch für ihn war, ihm stand es.

"Valencia", raunte er.

"Was ist?"

"Lass das."

"Ich will aber nicht lassen."

"Ich will nicht die Kontrolle verlieren."

"Doch, verlier sie."

Seine Lippen näherten sich meinen und streiften sie, während mein Herz zu rasen begann. Seine Hände fassten nach meiner Taille und sofort stempelte er seinen Mund auf meinen. Ich erschauderte unwillkürlich, während seine Zunge ungeduldig auf den Einlass wartete. Ich wollte meine Arme um ihn legen, doch seine warmen Hände ließen von meiner Taille los und beförderten meine Hände hinter meinem Rücken. Zeitgleich drücke er sich an mich, sodass wir auf der glatten Bank so weit rutschten, bis ich mit dem Rücken an der Gondelwand gepresst war.

Er neigte seinen Kopf, als ich ihn nicht mehr aufhalten konnte und leicht den Mund öffnete. Schon schoss seine Zunge durch und ich stöhnte leise auf. Unser Kuss intensivierte sich mit jeder Sekunde mehr und ich spürte mein Herzschlag in meinem ganzen Körper pochen.

Wie aus dem Nichts beendete er den Kuss.

Nein! Hör nicht auf!

Erst jetzt merkte ich, dass meine Augen geschlossen waren. Ich wartete darauf, dass er weiter machte, schlug die Lider dann doch auf. Und als ich ihn ansah, lehnte er sich sofort wieder vor und gab mir einen kurzen Kuss auf meine Unterlippe, nuschelte: "Scheiße, du schmeckst zu gut."

Ich unterdrückte mein hastiges Atmen und traute mich nicht, ihn länger anzusehen.

"Das gefällt mir, Valencia."

"Was gefällt dir?"

"Dass du mich nicht ansehen kannst."

Widerwillig blickte ich ihn an, er lachte aber nur herablassend.

Idiot!

Wir erreichten den Boden und fuhren eine weitere Runde hinauf.

"Akil ist nicht mein Freund. Er war es nie."

"Sag bloß?", er entfernte ein Fussel auf seiner Jeansjacke und ich folgte seinen Bewegungen.

"Ja, er...ist einfach nur ein guter Freund", ich fasste mir ein Herz und drückte auf die mentale Reue-Taste, "Ich hätte ihn nicht küssen sollen."

Überrascht über meine Antwort, nickte er mir zu, als seine Finger zu seinem Kinn wanderten und er zu überlegen schien.

Er muss mir vertrauen, wenn er mich einweihen soll.

"Was willst du noch wissen? Raus damit."

"Wer war deine letzte Beziehung, wenn es nicht Akil war?"

"Es war...wirklich eine Frau", diesmal wandte ich den Blick nicht ab, "Sie war wunderschön, es wurde aber nichts, weil ich hierhin gezogen bin."

Und es war falsch fügte ich im Inneren hinzu.

Ich quittierte sehr wohl seine funkelnden Augen.

"Ich würde zu gerne sehen, wie du dich mit einer Frau vergnügst."

"Ich habe nicht- Wir...Ach, vergiss es. Also, jetzt bin ich dran. Wer ist Martina?"

Er muss nicht wissen, dass wir nicht intim miteinander wurden.

"Der Teufel höchstpersönlich."

"Der Teufel war also deine Verflossene?"

"Nicht so ganz. Ich war jung, ich war dumm. Ich dachte sie würde mich lieben, stimmte aber nicht. Im Grunde genommen habe ich sie auch nicht geliebt, sondern-"

Seine leeren Augen ruhten auf mir.

"Sondern?"

"Es war nur sexuell, Valencia."

Jesus.

"Keinerlei Gefühle?"

"Keinerlei Gefühle. Weil ich mich von jemanden ablenken wollte, den ich wirklich liebte."

"Was ist mit ihr passiert?"

"Ich denke das reicht jetzt, Signorina", er zwinkerte mir keck zu, während wir abstiegen.

Doch es machte mich so wahnsinnig neugierig, denn dieser Mann war ein einziges Rätsel. Hatte er sie umgebracht? War sie verschwunden, so wie ich?

Während uns die Tür der Gondel geöffnet wurde, schwiegen wir. Aber etwas hatte sich geändert, zwischen uns war eine Verbindung.

Und noch etwas wurde mir klar. Riccardo wollte mich, konnte mich aber nicht haben. Weil er sich nicht zu kontrollieren wusste, wenn er über seine selbsterlegten Grenzen hinaus ging. Und da ich ihm anscheinend für das Sexuelle zu wichtig war, bestand er darauf, mich wenigstens in seiner ständigen Nähe aufzuhalten. Eine wirkliche Garantie gab es trotzdem nicht, dass sich die Bestie in ihm nicht offenbaren würde. Wenn, dann wäre nämlich auch dieser kleine Akt in der Gondel vermutlich nicht passiert.

Wie kompliziert war es schon?

Ich würde sagen 100 von 10.

Wir standen uns gegenüber, bis Julian mit Akil auf uns zugelaufen kam.

Akil sah leicht beängstigt aus.

"Geht es dir gut?"

Er nickte rasch.

"Riccardo", ich nickte ihm zu.

"Valencia", auch er nickte mir zu.

Dann drehte er sich um und verschwand in die Menge. Einige seiner dunkelgekleideten Männer folgten ihm.

Als wir in die entgegengesetzte Richtung liefen und im Inbegriff waren, den Rummel zu verlassen, sah ich erneut die beiden jungen Männer, die mich vorhin beobachtet hatten.

Hatten sie mich mit ihm gesehen?

Aber diesmal entschied ich mich nicht, sie zu meiden und die Flucht einzuschlagen.

Nein, diesmal wollte ich ein überzeugendes Statement setzen. Ich würde nicht nur Ergebnisse bei Riccardo erzielen müssen.

Sondern auch bei den Spaniern.

Mit geballten Fäusten lief ich also auf sie zu und mit ausdrucksstarker Stimme forderte ich:

"Sagt Fernando er soll sich zurückziehen, ich arbeite dran. Zehn Wochen, dann kann er mit Mancini machen was er will."

















R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Where stories live. Discover now