Kapitel 10

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Blake

Der Typ hatte einen Arm um Sophia gelegt. Auf die Entfernung konnte ich nur seine Haar Farbe und leider kein genaues aussehen ausmachen. Aber ich mochte ihn nicht. Ich kannte ihn zwar nicht, aber er war mir hochgradig unsympathisch. Alleine schon, weil er Sophia nahe stehen zu scheint.

Ich wollte gerade eingreifen, als dieser Typ kam. Er hatte mir meine Show geklaut. Ich schlug mit der Faust gegen die Bushaltestelle. Er hatte alles zerstört. Ich musste Kai Angst machen. Ihm zeigen, dass ich wirklichen immer bei ihr bin und auf sie auf passe.

Ich kann mir selber nicht noch mal verzeihen, wenn ihr etwas passieren wird. Kai verschwand in die andere Richtung. Endlich war aus meinem Blickfeld verschwunden.

Wie ich ihn hasse.

Aber es wurde Zeit ihn zu vergessen und nach vorne zu sehen. Sein Kapitel zu beenden und ein neues mit ihr zu beginnen.

Ein Bus fuhr vor, ich stieg nicht ein. Aber Ben. Er war meine Ausrede gewesen, weswegen ich noch hier war. Aber eigentlich wollte ich einfach nicht nach Hause. Oder eher gesagt nicht in meine Wohnung. So etwas wie ein zu Hause hatte ich nicht. Alles was ich hatte war ein Bett, ein Bad, eine Küche und ein Bild meiner Mutter.

Ich seufzte. Meine Mutter.
Wo auch immer sie ist, sie wird zurückkehren. Sie hatte es mir versprochen. Die Erinnerungen an den Tag waren Trüb. Wie durch Milchglas gesehen.
Sie war wunderschön mit ihren dunklen Haaren. Ich hatte ihre Haare. Und ihre grünen Augen. Ihre rosigen Lippen.

Alles an mir war so wie es an ihr war. Sogar die Stups Nase. Manchmal hoffte ich, dass sie zu mir zurück kam und mir erklärte, dass mein Vater nicht mein Vater war. Ich müsste nichts mehr für ihn tun. Ihn vergessen. Fortgehen. Loslassen.

Ich war endlich nicht mehr abhängig von ihm. Endlich frei. Konnte leben wie ich wollte. Konnte lieben wen ich wollte.

Es wurde nicht ständig das Leben irgendwelcher fremden über meins gestellt. Ich schüttelte den Kopf.

Mein Handy vibrierte. Ich nahm den Anruf an.

"Tracy hat sich als total langweilig heraus gestellt. Beziehungsweise meine Geschwister kamen früher aus der Schule. Willst du zu mir rüber kommen?" Fragte Elijah.
Sofort willigte ich ein. Besser als meine Wohnung.

Bei ihm zu Hause angekommen begrüßten mich zuerst seine kleinen Schwestern. Er war der älteste von vier. Die beiden jüngsten waren Zwillinge und seine Schwester Mira in der Mitte. Mira war dreizehn und hatte gerade in einer schwierigen Phase, weswegen sie mir nur einen kurzen seiten Blick schenkte und dann weiter auf ihr Handy glotzte.

"Hey." Begrüßte er mich. Elijah hob einen der Beiden jüngsten hoch und setzte sie auf die Küchen Anrichte. Ich glaubte es war Sissi. "Mira, iss was, bitte." Dann hatte er seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Schwestern gelenkt. Lilli, der zweite Zwillinge, klammerte sich an mein Hosenbein. Mit den grünen Augen und den blonden Haaren waren die Beiden einfach unglaublich süß. Ich hob sie hoch, um sie auf den Arm zu nehmen.

"Setzte sie mal hin, bitte." Elijah wuselte durch die Küche und versuchte seine Geschwister zu koordinieren.

Seine Mutter war allein erziehend und arbeitete Vollzeit. So mehr oder weniger. Ihr Vater arbeitete oft im Ausland. Sie verließ sich auf Elijah. Er sorgte für seine Geschwister.

Ich setzte Lilli auf einen Stuhl. Elijah setzte sich zu den Zwillingen. Ich setzte mich neben Mira. "Na?" Begrüßte ich sie. Sie hob den Kopf und guckte mich böse an. Dann senkte sie ihn wieder.

"Die ist schon den ganzen Tag so." Meinte Lilli. "Warum?" Fragte ich eher an Elijah gewandt. Er zuckte mit den Schultern. "Mira, bitte iss was." Wiederholte er sich.

"Und was wenn nicht?" Erwiderte Mira scharf.
"Dann bleibst du da sitzen, bis Mama kommt und dann darfst du ihr erzählen, was für ein Theater du hier veranstaltet hast." Mir war es unangenehm bei einem Familienstreit dabei zu sein, der nicht bei mir zu Hause statt fand.

"Du hast doch keine Ahnung!" Mira sprang auf und rannte durch den Flur zur Treppe.

"Hier bleiben, Mira!" Elijah wirkte verzweifelt. Er rief noch mal ihren Namen, dann gab er auf. "Das ist in letzter Zeit immer so mit ihr. Ich weiß einfach nicht, was ich mit ihr machen soll. Sie redet nicht mit mir und wenn meine Mutter nach Hause kommt ist ihr Zimmer abgeschlossen und sie hört so laut Musik, dass sie niemanden hört." Elijah war so verzweifelt, wie ich ihn noch nie gesehen hatte.

"Was hälst du davon, wenn ich mal mit ihr Rede?" Schlug ich vor. Er nickte. "Versuch es. Mittlerweile ist mir egal welche Variante jemand wählt, um ihr zu helfen, Hauptsache sie ist nicht mehr so." Ich stand auf. "Bin gleich zurück."

Ich ging die Treppe nach oben und klopfte gegen Miras Tür.
"Geh weg, Elijah!" Rief sie von innen.
"Ich bin nicht Elijah." Antwortet ich ihr.

"Geh weg, Blake. Ich möchte niemandem sehen." Rief sie von drinnen.

"Was ist los? Mit mir kannst du reden. Ich Rede mit keinem darüber, versprochen."
"Es ist nichts schlimmes." Ich schüttelte den Kopf.
"Ich kann dich weinen hören, Mira." Lange Zeit passierte nicht. Dann hörte ich, wie sich der Schlüssel im Schloss umdrehte und die Tür auf schwang.

"Komm rein." Bot sie an.
Ihr Zimmer war dunkel gehalten. Die Wände waren schwarz gestrichen, aber ihr Zimmer wirkte eigentlich kein bisschen düster. Pflanzen, Bilder mit goldenen Rähmen und die Poster ließen alles ziemlich lebendig aussehen.

"Was ist los?" Fragte ich sie.
"So ein Typ aus meiner Klasse hat jetzt eine Freundin." Erklärte sie mir. Ich wartete, bis sie weiter redete. "Ich freue mich für ihn, wirklich, aber dann stand ich heute neben ihm am Bus und dann hat er mir gesagt, das wir nicht mehr reden könnten. Er hätte ja schließlich jetzt eine Freundin."

Ich nickte. "Weißt du Mira, du bist noch so jung. Da draußen gibt es noch so viele tolle Typen, die du noch nie gesehen hast. Die du noch nicht kennst. Da sind so viele bessere. Vergiss ihn, wenn er so ist. Er hat dich gar nicht verdient. Er hat diese Tränen, die du weinst für ihn nicht verdient." Machte ich ihr klar.

"Danke Blake." Ich nickte. "Rede mit Elijah darüber. Er sorgt sich um dich." Erklärte ich ihr. Sie nickte. "Ich will nur nicht, dass sich Elijah da einmischt." "Versteh ich. Aber wenn du ihn darum bittest, dann tut er es auch nicht."

"Danke, Blake." Mira legte ihre Arme um mich. Es war ein geschwisterliche Umarmung, die ich noch nie so spüren konnte, als Einzelkind.

1072 Wörter

BlakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt