Donnerstag - 19.09.2018 - 12:55PM

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Dienstag und Mittwoch erschien ich nicht zum Unterricht.
Es ging mir gesundheitlich absolut nicht gut, denn egal was ich aß, ich musste mich übergeben.

Ja, das mit Aiden am Montag schlug mir enorm auf den Magen und ich konnte nicht damit umgehen. Absolut gar nicht.
Nachdem unserem ausfallenden Gespräch im Park, war ich verschwunden und nach Hause gelaufen. Aiden bestand zwar darauf mich zu begleiten, was er auch tat, aber ich ignorierte das ganze.

Mein Kopf war kurz davor zu explodieren und mittlerweile wusste ich absolut nicht mehr, wie ich mit diesem Druck auf meiner Brust umgehen sollte.
Eine Seite von mir wollte ihn lieben und die andere hasste ihn einfach nur noch über alles. Ich hasste den Fakt das ich mich auf ihn eingelassen hatte als ich noch schwach war, das ich meine Unschuld an ihm veloren hatte ohne nach zu denken, Gott, ich hasste mich selbst dafür. Ich war so dämlich!

Aber was passiert war, war passiert. Ich musste damit wohl oder übel leben.
Übel im warsten Sinne des Wortes, ich merkte wie ich mich schon wieder übergeben musste. Also beugte ich mich übers Bett, zu meinem Eimer.
Genau in diesem Moment klopfte es und Mum betrat mein Zimmer.
"Oh Mäuschen." Ich wischte meinen Mund mit einem Feuchttuch sauber und lehnte mich zurück. Mum setzte sich zu mir ans Bett und legte eine Hand auf meine Stirn. "Wird immer noch nicht besser, oder?"

"Etwas." Antwortete ich. "Ich muss aber morgen in die Schule, Mathe steht an."

"Nein, Schatz du bleibst zu Hause! Und du gehst zum Arzt, morgen früh."

"Aber, Mum-"

"Nein! Keine Widerrede." Unterbrach sie mich. "Du brauchst einfach mal etwas Ruhe. Ich verstehe schon was dich so aufregt, vielleicht bin ich auch selbst schuld, ich hätte damals einfach mit dir über Aiden reden sollen."

"Wie meinst du das?" Murmelte ich, atmete tief durch.

"Es ist offensichtlich das Aiden der Jenige ist der dich so aufregt und aus der Bahn geworfen hat."
Ich war so froh, das Mum und ich darüber sprachen. Klar, mit Regina darüber zu reden half mir sehr aber zu Hause mit meiner Mutter, war das immer etwas anderes. Schwer zu erklären aber eine riesige Last fiel von meinen Schultern und ich spürte wie Tränen in meine Augen stiegen.

"Ich hasse ihn!" Wimmerte ich, verlor meine erste Träne.

"Würdest du ihn hassen, würdest du jetzt nicht weinen." Strich sie durch mein Haar. "Er hat dich sehr verletzt und du hast das alles alleine so gut gemeistert...Aber leider hast du auch einiges unterdrückt und das kommt jetzt wieder hoch."

Es war selten das Mum und ich so innig mit ein ander sprachen und ich hatte das erste Mal das Gefühl, sie würde in mir nicht ihr Püppchen oder ihre Barbie sehen, sondern nur ihre Tochter.

"Wie kommst du darauf?" Fragte ich schniefend.

"Ich habe so viele Fehler gemacht Maybelle, ich will dich jetzt nicht damit alleine lassen. Den Fehler habe ich bei der Schwester schon gemacht und du weißt was darauf passiert ist." Auch sie wurde emotional. "Ich hoffe so sehr du kannst mir verzeihen das dein Vater und ich nicht für dich da waren, als sie dir das Leben zur Hölle gemacht haben. Das kann ich mir selbst nicht mal verzeihen! Was ist nur falsch mit uns gewesen das wir nie gemerkt haben was du jeden Tag durchmachen musstet? Ich kann-"

"Schon gut." Ich griff nach ihrer Hand und sie legte ihre auf meine.
Ich heulte meinen Eltern schon lange nicht mehr hinter her, denn das war für mich schon lange abgeschlossen.
Sie waren damals zwar nie da für mich gewesen aber dafür war es jemand anderes und das war okay so.
Ansonsten wäre ich heute nicht die Person, die ich immer sein wollte.

Mum entfernte ihre Tränen und lächelte mich darauf wieder an. "Danke."

Tatsächlich ging es mir etwas besser nach diesem Gespräch. Wir hatten nie offen darüber geredet, denn meine Eltern verschwiegen lieber einiges als zu reden, aber das war okay für mich.
Zumal unser Verhältnis, wenn auch nicht immer, jetzt viel besser war als sonst.

LITTLE, FAT GIRL. | PAUSEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt