Nachdem wir uns weitere zehn Minuten mit Angelos Wagen durch den Verkehr gekämpft hatten, rollten wir endlich auf die Einfahrt unseres Hauses, welches bereits schon im Dunkeln lag. Anscheinend waren Angelo und ich länger weggeblieben, als ich gedacht hatte. Denn nicht mal als ich die Haustür öffnete, ertönte ein Geräusch, was darauf hinwies, dass noch jemand wach war.

Möglichst leise schloss ich hinter uns die Haustür, wobei ich beim wieder Umdrehen, jedoch fast gegen den Kleiderständer gelaufen wäre.

Anschließend zogen wir uns die Schuhe aus und schlichen leise durch das Wohnzimmer, um dann die Treppen hochzulaufen. Erst als wir in meinem Zimmer angekommen waren, ließ ich etwas die Luft aus meinen Lungen entweichen.

Auch wenn es mittlerweile normal war, dass Angelo bei mir schlief, hasste ich es, wenn meine Eltern uns dabei erwischten, wie wir uns gerade ins Haus schlichen. Denn einen dummen Kommentar konnte sich dabei keiner von den beiden verkneifen.

„Willst du auf ewig da an der Tür lehnen oder auch mal ins Bett kommen?", riss mich aber auch schon Angelos Stimme aus den Gedanken, worauf ich mich von der Zimmertür abstieß, an der ich mich angelehnt hatte. Dabei steuerte ich an meinen Schrank vorbei, um mir ein Shirt daraus zu schnappen, welches ich anschließend mit meiner Straßenkleidung austauschte.

Dann ließ ich mich auch schon neben Angelo auf das Bett fallen und streckte mich aus, wobei ich ihn aus Versehen etwas in die Seite trat. „Hey", ertönte es darauf von ihm und ich spürte, wie er mein Fußgelenk packte und mich anschließend näher zu sich heranzog.

Im Anschluss merkte ich nur noch, wie seine Arme sich um mich herumlegten, sodass ich nun wieder die Tätowierungen auf seinem Handgelenk beobachten konnte, welche sich an diesem elegant hochzogen. Vorsichtig legte ich meine Fingerspitzen auf sein Handgelenk, wo das erste Tattoo anfing und zeichnete die Linien mit meinen Fingern nach.

Normalerweise hätte er nun meine Finger gepackt und mich davon abgehalten weiter zu machen, da ihn dies immer kitzelte, aber dieses Mal kam keine Reaktion von ihm. Etwas verwundert stoppte ich und konnte hören, wie er ein lautes Grummeln von sich gab, was man auch als Schnarchen bezeichnen konnte. Anscheinend hatte ihn bereits die Müdigkeit überrumpelt.

Mit einem leichten Schmunzeln nahm ich nur meine Finger von seinem Handgelenk und kuschelt mich etwas an ihn, bevor ich auch die Augen schloss und mich der Müdigkeit hingab.

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Ein kalter Windzug, welcher meine nackten Beine streifte ließ mich langsam die Augen öffnen und meinen Blick verwundert umherwandern. Draußen war es immer noch dunkel, aber irgendwer hatte das Fenster angekippt, weswegen nun die kalte Nachtluft hereinzog oder besser gesagt Morgenluft, denn die Zeiger meiner Uhr, welche sich gegenüber an der Wand von meinem Bett befand, zeigten bereits schon halbsechs an.

Zwar war dies noch etwas früh, aber eh ich es geschafft hatte mich selber aus dem Bett zu bekommen, würde es wahrscheinlich noch etwas dauern, also war es gar nicht so schlecht, dass ich schon so früh wach war.

Langsam wollte ich mich auf der Matratze zu Angelo drehen, um zu gucken, ob er auch schon wach war, aber er lag gar nicht mehr da. Stattdessen befand sich die zweite Decke, damit wir uns meine nicht immer gegenseitig wegnahmen, zerknüllt am Bettpfosten.

Nun hatte ich mich verwundert im Bett aufgesetzt und war mir einmal über das Gesicht gefahren, um zu gucken, ob ich träumte. Aber es war kein Traum. Der Platz neben mir war immer noch frei und weit und breit befand sich kein Angelo. Zumindest bis ich den kleinen Lichtstrahl aus dem Bad bemerkte.

Vorsichtig legte ich meine Beine über das Bettgestell und tapste anschließend über das kalte Parkett, wobei ich mir nichts sehnlicher als Socken oder eine Fußbodenheizung wünschte. Wobei die Socken jedoch wesentlich kostengünstiger wären.

Leise drückte ich die Klinke der Badezimmertür herunter, sodass ich anschließend in den Raum schlüpfen konnte. Und tatsächlich hatte ich mit meiner Vermutung richtiggelegen, dass Angelo hier war, denn er trug kein Shirt, sondern nur eine Sporthose und hatte sich etwas am Waschbecken abgestützt. Dabei hatte er den Kopf hängen gelassen, was so aussah, als wäre er gerade in Gedanken.

„Angelo?", wisperte ich leise und machte einen Schritt auf ihn zu, worauf er etwas den Kopf anhob und mich nun aus dem Spiegel anschaute. „Alles okay?"

Statt einer Antwort starrte er mich jedoch nur weiter an und nickte anschließend langsam, wobei mir aber nicht die dunklen Augenringe entgingen, welcher sich unter seinen schwarzen Pupillen entlangzogen. Hatte er überhaupt geschlafen in dieser Nacht? Er war zwar vor mir eingeschlafen, aber ich hatte ja ebenfalls die Augen über die letzten paar Stunden zu gehabt, also wie sollte ich da irgendetwas mitbekommen haben.

„Ja, alles okay", hörte ich ihn schließlich murmeln, wobei seine Stimme etwas rauer klang.
Anschließend fuhr er sich einmal übers Gesicht und war, bevor ich noch irgendetwas erwidern konnte, aus der Tür des Badezimmers verschwunden. Etwas verdattert starrte ich nur hinterher, wobei ich nun aber eher auf eine weiße Tür schauen durfte, anstatt in Angelos Gesicht.

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Ich liebe das, wie ich euch auf die Folter spannen, weil jeder Zeit irgendwas passieren kann hehehe
Mal schauen, worauf mein Gehirn Lust hat und was ich anrichten soll

Positano | ✓Where stories live. Discover now