Anschließend nickte er und verschränkte die Arme im Nacken, sodass er sich auch etwas zurücklehnte, um nun einen Blick an die Decke zu werfen.

„Meine Eltern waren damals noch in Positano, wo Angelo geboren wurde und haben sich mit meiner Oma über das Telefon gezankt, was sie mit unserer Decke machen und nicht machen sollte. Zumindest hatte mit mein Opa, dass später so erzählt", erklärte er, worauf ich leicht schmunzeln musste.

„Im Endeffekt fanden sie es nicht so schlimm, wie sie glaube ich gedacht hatten. Zumindest haben sie es über die Jahre nie streichen lassen"

„Hast du denn auch etwas bekommen?", hakte ich genauer nach.
Er nickte nur mit dem Kopf und deutete auf einen Engel in der Ecke, dem irgendjemand einen Schnurrbart verpasst hatte.

Verwundert zog ich nur die Augenbrauen zusammen und musterte den Engel.
„Spaß", entgegnete Leonardo nur mit einem Grinsen.
„Das waren Angelo und ich als er neun war und ich acht. Meine Oma hat damals diese kleine Statur meißeln lassen, als ich geboren werden sollte", erklärte er weiter und deutete auf eine kleine elegante Löwen Skulptur, die auf einer Kommode stand.

Nachdenklich betrachtete ich diese, bevor ich meinen Blick wieder auf ihn richtete.
„Was ist eigentlich mit deinem Opa?"

„Naja, dass was mit allen Großeltern ist, wenn sie zu alt sind", murmelte er, worauf ich mir nur einmal auf die Lippe biss.
Das hätte ich mir jetzt auch denken können.
„Oh tut mir Leid", probierte ich mich zu entschuldigen, worauf Leonardo nur mit der Hand abwinkte.

„Nein, kein Problem. Es sind jetzt nun schon mehrer Jahre her und ich kann mich auch nicht mehr wirklich an all das erinnere. Dafür war ich wahrscheinlich einfach noch zu klein"

„Wo wurde er denn damals begraben?", platzte es auch schon weiter aus mir heraus, worauf ich mir nur die Hand vor den Mund schlug und Leonardo darauf nur ein Grinsen über die Lippen huschte.
„Keine Sorge, ist nicht schlimm, dass du so neugierig bist. Er wurde damals in Positano begraben sowie die meisten unserer Verwandten"

„Positano?", murmelte ich nachdenklich.
„Das ist doch auch der Ort, wo Angelo geboren wurde, oder?"

Nun nickte Leonardo mit dem Kopf
„Und du?", hakte ich weiter nach.
„Wo wurdest du geboren?"

„In New York. Sowie du wahrscheinlich auch. Ich hatte leider nicht mehr das Glück an meiner Geburt, das italienische Krankenhaus kennenzulernen, aber so schlimm war das jetzt auch nicht"

Nachdenklich musterte ich Leonardo, wobei mir der Name „Positano" irgendwie nicht mehr aus dem Kopf ging.
Zumindest bis Leonardo nur verwundert eine Augenbraue hob, weil er wahrscheinlich wissen wollte warum ich ihn so anstarrte.

„Ich glaube ich weiß jetzt, was für ein Tattoo ich mir stechen lasse", murmelte ich nur als Antwort, worauf sich nun seine beiden Augenbrauen hochzogen.
„Und das wäre?"

„Positano. Ich lass mir Angelos Geburtsort stechen", antwortete ich, worauf ich sehen konnte, wie sich ein Schmunzeln auf seinen Lippen ausbreitete.
„Das ist irgendwie schon ganz süß. Mein Bruder kann sich schon ziemlich glücklich schätzen. Außerdem ist es auch mal was anderes als der Name vom Partner"

„Naja, dass würde ich sowieso nie machen", entgegnete ich nur.
„Die Stadt kann ja auch noch andere Bedeutungen haben"

„Angelo und du würdet euch eh nie trennen, also brauchst du dir da glaube ich auch nicht solche Sorgen machen", antwortete Leonardo nur lachend, worauf ich einmal mit den Augen rollte, aber mir das Lächeln ebenfalls nich verkneifen konnte.

Jedoch wurde unser Gespräch im nächsten Moment durch ein Knacken unterbrochen.
Verwundert drehte ich nur meinen Kopf auf dem Sessel, sodass ich jetzt auf die Haustür schauen konnte, die im nächsten Moment aufsprang und den Blick auf Gianna und Giorgio freigab.

Sofort hörte man wieder das Getapse der Pfoten von Chico auf dem Boden und durfte sehen wie der Hund zwei Sekunden später die beiden glücklich begrüßte.

„Kylie!", konnte ich auch schon Gianna fröhlich sagen hören und sah wie sie auf mich zu gelaufen kam.
Keinen Moment später wurde ich auch schon in ihre Arme gezogen.
„Was machst du denn hier? Und wie geht es dir? Kommst du klar mit der ganzen Situation?"

Ich nickte nur und ließ mich dann abermals in ihre Arme ziehen.

Auch Giorgio begrüßte mich und richtete sich anschließend an seinen Sohn.
„Weist du wo dein Onkel ist?"
Dieser schüttelte darauf nur den Kopf und ließ sich wieder in den Sessel sinken.

„Wahrscheinlich wieder Bars unsicher machen"

Giorgio seufzte darauf einmal und man konnte sehen wie Gianna ihn nur besorgt musterte.
„Der Typ macht auch echt nichts sinnvolles in seinem Leben. Nichts außer trinken kann er. Früher hat er wenigstens noch was gemacht, aber seitdem Streit lässt er sich total hängen und das liegt nun fünfzehn Jahre zurück", murmelte Giorgio und ließ sich auf die Couch sinken, wobei er sich einmal durch das schwarze Haar strich, was schon ein paar graue Strähnen hatte.

„Naja, die Zeit damals als du nicht da warst, hat ihn schon sehr in Anspruch genommen und geprägt", entgegnete Leonardo nur nachdenklich und musterte seinen Vater, der geschafft aus sah.
„Mich hat sich auch geprägt. Ich trag diese Narben schließlich nicht umsonst mit mir herum", murmelte er darauf in einem etwas ernsteren Ton und deutete auf seinen Arm, wo sich ein paar Brandnarben befanden.

Er hatte uns vor ein paar Wochen schon erzählt, dass sie ihm die damals in der Gefangenschaft verpasst hatten.
Und langsam konnte ich mich vorstellen, dass wenn wir Angelo irgendwann wiedersehen sollten er die gleichen Abzeichen auf seiner Haut tragen durfte.

Ich konnte hören wie Gianna einmal laut seufzte und sich anschließend neben ihren Mann auf die Couch sinken ließ und ihre Hand besorgt auf seine Schulter legte.

Es herrschte kurz Stille bis sie schließlich den Kopf hob und sich aber an mich richtete.
„Kylie? Möchtest du mit uns Essen?"

„Ach, nein kein Problem. Meine Eltern warten bestimmt schon auf mich und ich will euch auch nicht unnötigen Aufwand bescheren"

Ich konnte darauf sehen wie Gianna leicht schmunzelte und anschließend nickte.
„Irgendwann müssen wir aber mal zusammen essen. Wenn die ganze Sache sich hier beruhigt hatte, müssen wir uns alle mal als Familie treffen und so richtig italienisch essen"

Ich schmunzelte nur leicht und nickte anschließend.
Denn so ein richtiges italienisches Essen lief bei uns meistens sehr chaotisch und laut ab, aber am Ende waren es trotzdem immer die Besten.

„Ich denken, ich fahre Kylie jetzt mal nach Hause, sonst geben ihre Eltern noch eine Vermisstenanzeige auf", ergriff Leonardo irgendwann wieder das Wort, worauf Gianna und Giorgio nur nickten und ich mich aus dem Sessel erhob, damit ich mich bei ihnen verabschieden konnte.

~ • ~
Chico ist wieder da!!!
Wer hat den kleinen (dezent verrückten) Hund vermisst?

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