Als ich geschlafen hatte, musste ich sie wahrscheinlich weggestrampelt haben.

„Mum?", murmelte ich irgendwann leise und drehte leicht meinen Kopf, um ihr ins Gesicht zu schauen.
„Ja?", konnte ich sie fragen hören.

„Wir müssen ihn finden"

„Ich weiß", antwortete sie leise und nickte verständlich.
„Es ist nur sehr schwer. Wir wissen ja nicht mal wo wir anfangen sollen"

„Und wenn wir einfach alle Verstecke der Cosa Nostra durchsuchen lassen? Irgendwo muss er doch sein", schlug ich vor.

„Das ist ja das Problem. Wir wissen nicht wirklich wo sich alle Verstecke befinden"
Ich seufzte einmal auf und lehnte mich zurück in mein Kissen.
„Gibt es denn gar nichts, was wir tun können, um ihn zu finden", murmelte ich leise und starrte etwas aus dem Fenster, welches sich in meinem Schlafzimmer befand.

Draußen war es noch dunkel, aber trotzdem erhellten die Lichter der Hochhäuser und die Werbeplakate die Straßen.

„Das kann ich dir leider nicht sagen. Momentan ist das Beste, was wir tun können einfach abzuwarten und nach Hinweisen zu suchen. Ich denke Angelo hat diese ganze Sache nicht ohne irgendeinen Grund gemacht. Wir müssen jetzt nur noch herausfinden wieso er es getan hat und wie wir ihm da wieder raushelfen können"




Nachdenklich starrte ich meinen Spind an und hoffte, dass er sich einfach so öffnete.
Aber wir waren hier schließlich in der Realität und nicht im Wunderland, also konnte ich da auch noch lange hoffen.

„Kylie?", hörte ich Scarlett genervt fragen.
„Wie lange willst du die Blechkiste noch anstarren. Wir kommen noch zu spät"

„Am liebsten den ganzen Tag", murmelte ich nur, aber ließ meine Finger dann doch irgendwann zu dem kleinen Zahlenrädchen wandern, um den Code einzugeben.

„Was ist denn los mit dir? Du bist ja noch schlimmer gelaunt als sonst?"

Ich seufzte nur einmal und griff dann nach meinem Englischbuch, um es aus dem großen Stapel herauszuziehen.
„Keine Ahnung, ich hab einfach schlecht geschlafen", entgegnete ich und knallte die Spindtür im nächsten Moment zu, sodass ein lauter Knall ertönte.

Scarlett zog darauf nur eine Augenbraue hoch, aber erwiderte nichts weiter.
Anderseits konnte sie das auch gar nicht, denn ich hatte bereits wieder das Wort ergriffen.
„Wie geht es deinem Bruder?", fragte ich und schlenderte neben ihr den Flur herunter.

„Meinem Bruder?", hörte ich Scarlett nur verwundert fragen und konnte sehen wie sie stehen blieb und verwirrt eine Augenbraue anhob.
Die Verwirrung über den plötzlichen Themenwechsel, war ich deutlich ins Gesicht geschrieben.

„Ja, deinem Bruder. Jonathan"

„Ähhhh", stotterte sie verwirrt und schaute mich weiter misstrauisch an
„Ganz gut, wieso fragst du?", schob sie noch hinterher und schloss wieder zu mir auf.

„Naja, du meintest ja, dass er wegen seiner Sexualität irgendwie Probleme mit euern Eltern hat"

Nun wurden Scarketts Augen auf einmal groß und sie blieb erneut stehen. Jedoch schaute sie mich dieses Mal mit einem Blick an, der wahrscheinlich bedeutete, dass sie mir eine Menge zu erzählen hatte.

„Das hatte ich ja ganz vergessen zu sagen", hörte ich sie leise flüstern und spürte wie sie mich etwas zur Seite zog.
Zwar würde wir jetzt wirklich endgültig zu spät kommen, aber das war es wert.

Denn irgendwie interessierte mich die Geschichte jetzt doch mehr als ich erwartete hatte.

„Meine Eltern wissen noch nicht wirklich etwas, aber dafür benimmt er sich total anders", fing Scarlett auch schon an zu plappern.
„Wie anders?", hakte ich genauer nach.

Nur weile man eine andere Sexualität, als der Rest hatte, hieß das ja noch lange nicht, dass man sich anders verhalten musste.

„Naja, er wirkt verträumt und ständig in Gedanken versunken. Außerdem ist er durchgehend an seinem Handy und schreibt mit irgendjemand"

Nun rissen sich auch meine Augen auf.
„Das bedeutete doch...", setzte ich an, aber Scarlett beendete bereits meinen Satz.

„Dass er jemanden kennengelernt hat"

Sofort breitete sich auf unseren beiden Gesichtern ein Grinsen aus.
„Du weißt genau, was das heißt", ergriff ich schließlich das Wort, worauf Scarletts Mundwinkel sich nur noch mehr abhoben.
„Das wir ihn ausspionieren, um herauszufinden wen er mag?"

„Aber sowas von", entgegnete ich und wir beide mussten automatisch etwas lachen.
„Wow", murmelte Scarlett irgendwann.

„Ich bin echt keine gute Schwester"

~ • ~
Weil Weihnachten ist gleich heute auch nochmal ein Kapitel <3
Könnt ja mal Theorien für die mögliche Liebe von Jonathan aufstellen

Positano | ✓Where stories live. Discover now