Mittlerweile hatte sich aber alles wieder beruhigt und wir gingen wieder normal zur Schule, so wie wir es davor auch schon gemacht hatten.
Trotzdem verfolgten uns immer noch die Gedanken an die Reise zurück.

Einerseits bereute ich es sehr, dass wir sie gemacht hatten.
Schließlich hatte ich Angelo dadurch verloren und konnte wegen den Albträumen, was man ihm alles antun würde, nachts manchmal nicht mehr ruhig schlafen geschweige davon überhaupt einschlafen.

Aber andererseits hatten wir Giorgio retten und auch ein paar schöne Momenten erleben können.
Zumindest ich und Angelo, denn die zahlreichen Dates, welche wir in Italien gehabt hatten, konnte ich nicht so leicht vergessen.

Insbesondere, da sie meistens in einer Katastrophen geendet waren.

„Gut", hörte ich meine Mutter murmeln und konnte sehen wie sie wieder ihren Blick auf den Papierstapel richtete.

Im nächsten Moment spürte ich auch schon wie mein Handy leicht vibrierte und der Bildschirm aufleuchtete, als ich es aus der Hosentasche zog.
Anscheinen hatte Leonardo mir geschrieben.

„Mum", murmelte ich nur während ich mein Handy entsperrte und die Nachricht laß.
„Ja", hörte ich sie ebenfalls etwas abgelenkt fragen.
„Ich fahr schnell nochmal zu Armanis", murmelte ich und schaltete den Display meines Handys wieder aus, sodass ich es wieder in meiner Hosentasche verschwinden lassen konnte.

Anschließend stieß ich mich von der Kommode ab und durchquerte das Wohnzimmer.
„Okay, aber sei heute Abend wieder zu Hause", hörte ich meine Mutter noch hinter mir her rufen, bevor auch schon die Wohnzimmertür ins Schloss fiel.

Ich murmelte nur ein „Ja", was sie bestimmt aber nicht mehr hörte.
Warum sollte ich auch über Nacht bleiben.
Angelo war nicht da und alleine in seinem Bett schlafen wollte ich auch nicht.

Schnell schnappte ich mir noch meinen Schlüssel sowie Jacke und Tasche, bevor ich auch schon die Haustür aufzog und anschließend durch den kleinen Spalt schlüpfte.




Es dauerte nicht lange mit den Auto zum Haus von Angelo, weswegen ich nach zehn Minuten bereits das Auto vor der Veranda parken durfte.
Schnell stieg ich aus dem Wagen und sprintete dann die Treppenstufen hoch.

Sobald ich auf die Klingel gedrückt hatte, wurde im nächsten Moment auch schon die Haustür aufgerissen und ich durfte in die hellbraunen Augen von Leonardo schauen.

„Hey", murmelte ich und schenkte ihm ein schwaches Lächeln, bevor ich ihm ins Haus folgte.
„Weswegen hattest du mir geschrieben?", fragte ich und streifte mir meine Jacke von den Armen, sodass ich sie an den Kleiderständer hängen konnte.

„Einfach nur so", hörte ich ihn murmeln. Jedoch kam ich nicht mehr zum Antworten, denn ich konnte bereits ein paar Pfoten hören, wie sie über das Parkett tapsten und Chico auch schon um die Ecke sprang

Anschließend hatte er sich auf mich gestürzt und abgeschleckt.
„Hey Süßer", murmelte ich mit einem kleinen Schmunzeln und kraulte dem Hund die Ohren. Anschließend setzte ich mich wieder auf, wobei mir Chico aber auf Schritt und Tritt folgte.

„Wie geht es deinen Eltern?", fragte ich Leonardo und folgte ihm langsam in die Küche, wo ich mich gegen den Küchentisch lehnte.

„Naja", hörte ich ihn murmeln und konnte sehen wie er sich zum Kühlschrank begab und eine Wasserflasche herausnahm.
„Nicht sonderlich gut. Mein Dad ist die meiste Zeit unterwegs. Ihn lenkt das anscheinend irgendwie von der ganzen Sache ab. Außerdem hab ich mitbekommen, dass er selber noch mit Albträumen nachts zu kämpfen hat und meine Mum....naja, sie nimmt die ganze Sache doch mehr mit. Das damals mit meinem Vater hatte ihr ja schon zu gesetzt, aber nun auch Angelo....das hat ihr den Rest gegeben", schob er noch hinterher und reichte mir schließlich das Wasserglas, worauf ich ein leises „danke", murmelte.

„Und du?", fragte ich, nachdem ich einen Schluck genommen hatte.
„Was ist mit mir?"

„Wie geht es dir? Schließlich geht bei niemandem die ganze Sache einfach so spurlos vorbei"

„Naja...", hörte ich ihn murmeln und konnte sehen wie er etwas die Augenbrauen zusammen zog.
Mir war schon vor längerer Zeit aufgefallen, dass Leonardo zwar gut über die Gefühle anderer reden konnte, aber dafür schlecht über seine eigenen.

„Es geht. Ab und zu ein paar Albträume aber ansonsten ist alles okay", schob er noch in einem leisen Ton hinterher.
„Wirklich?", hakte ich nochmal genauer nach, worauf er aber nur nickte.

„Leonardo?", ertönte im nächsten Moment aber auch schon eine tiefe Stimme und keine zwei Sekunden später öffnete sich die Küchentür und Giorgio stand im Raum.

Zuerst wanderte sein Blick zu seinem Sohn bis er anschließend bei mir stehen blieb und er mir ein kleines Lächeln schenkte.
Irgendwie hatte ich Giorgio schon nach ein paar Tagen ins Herz geschlossen im Gegensatz zu seinem Bruder.

Er hatte eine freundliche und nette Art, wenn ich mich mit ihm unterhielt, aber auf der anderen Seite strahlte er auch etwas autoritäres aus, wovor man Respekt hatte.
„Weißt du wo deine Mutter ist?", richtete er sich wieder an seinen Sohn, worauf dieser nur den Kopf schüttelte.

„Keine Ahnung, im Büro oder spazieren mit Nonna", murmelte er und lehnte sich etwas gegen die Arbeitsplatte der Küche.

Man konnte darauf sehen wie Giorgio einmal nickte und sich anschließend wieder umdrehte, um aus der Tür zu gehen.
Jedoch hielt ich ihn davon ab.
„Giorgio?", rief ich seinen Namen und stellte das Glas mit dem Wasser auf der Küchenplatte ab.

„Ja?", konnte ich ihn fragen hören und sah wie er sich wieder an uns wandte.
„Gibt es schon Neues von Angelo? Wurden schon Beweise gefunden, dass er lebt?"

Giorgio schaute mich darauf mit einem etwas gequälten Blick an, aber schüttelte anschließend den Kopf, wobei ich wieder das Gefühl hatte ich würde vor einer älteren Version von Angelo stehen.

„Nein, leider noch nicht. Wir sitzen momentan noch dran, aber bis jetzt konnten wir nichts eindeutiges finden. Zudem weiß ja auch keiner genau, welche Version wir glauben sollen", antwortete er schließlich nach einer längeren Schweigepause.

„Aber ich werde dich sofort informieren, Fall wir etwas gefunden haben sollten", schob er noch hinterher, worauf ich einmal dankbar nickte.
Anschließend vernahm ich auch schon das Geräusch der ins Schloss fallenden Küchentür.

~ • ~
Und hier ist das erste Kapitel. Und keine Sorge nur weil Angelo gerade nicht da ist, heißt das nicht, dass nichts passieren wird ;-)

Positano | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt