Ich drehte mich erschrocken um und sah in die kalten und funkelnden Augen von Riccardo Mancini. Er legte seine Hand in meinen Nacken und zog aggressiv und unvorhersehbar mein Gesicht zu sich.

"Was tust du hier?", schrie ich in dem Wall in seine Richtung.

Er näherte sich meinem Ohr: "Feiern."

"Aber-"

"Kein 'aber', tanz mit mir, Engel", er nahm mich an die Hand und drehte mich belustigt. Und so unerwartet wie es kam, ließ ich das auch erstmal mit mir machen. 

Er war schick gekleidet, hatte einen dunkelblauen Sakko an, ohne Krawatte oder Fliege, und seinem weißen Hemd entsprechend, für seine Verhältnisse untypisch, sportlich weiße Schuhe.

Gerade wollte ich mich vorlehnen und ihn fragen, ob es sein Ernst war und warum er meinetwegen gekommen war, denn das war er offenbar.

Doch er zeigte hinter mich und als ich mich umdrehte, sah ich Julian. Ich drehte mich zurück und Riccardo zeigte mir noch drei weitere seiner Männer, die sich in der Diskothek verteilt hatten und jeder von ihnen ihre Gürtel präsentierte. 

An dem eine glänzende Waffe hing.

Das war der Unterschied zwischen den Gaunern die mein Vater losgeschickt hatte und Riccardos Männern. Letztere waren bewaffnet.

Und in meinem Inneren empfand ich plötzlich ein Gefühl des Friedens. Durch Riccardo war ich in diesem Moment in Sicherheit. Auch wenn es hieß, dass sie sich alle fragten, wer Riccardo war. Die geringe Wahrscheinlichkeit bestand, dass sie es herausfinden wollen würden.

Shit!

"Was bezweckst du?!", fragte ich ihn bissig, denn ich durfte mir nicht anmerken lassen, dass glatt zwei Feindesgruppen mich umzingelten.

"Dass du mit mir tanzt."

"Tue ich das nicht schon?"

"Nun, du könntest dich umdrehen, ich wette dann hätte ich mehr Spaß."

Du willst mich ein bisschen? 

Ich gebe dir mich als Überdosis.

Ich legte meine Arme um seinen Nacken und trat näher zu ihm. Seine Lippen teilten sich und er sah aus wie ein verlorener Welpe. 

Tief sah ich ihm in die Augen und glaubte fest daran, ihm dabei meine Seele zu offenbaren. Ich fühlte alles und nichts und ließ ihn spüren, was es hieß, jemandem nicht nur körperlich nah zu sein.

Seine Augen wanderten über mein ganzes Gesicht, als würde er es sich einprägen müssen.

Sie hingen an meinen Lippen, an meinen Grübchen, meinen weichen Zügen und verirrten sich zurück in meine Augen. 

Ich hatte das Gefühl die Zeit stand still und ich war mir sicher, dass er genauso fühlte. Die Luft zwischen uns wurde dünner und ich fragte mich, was jetzt passieren würde. 

Schon lange lief der nächste Track und ich glaubte, Riccardo war in einer Art Trance, in einer Dimension, in der er das erste Mal den Begriff Gefühl mit ganz anderen Augen sah.

Oder eben nach langer Zeit.

Als ich dies erkannte musste ich lächeln, doch leider brach es die Spannung zwischen uns. Mit wüteten Augen riss er sich weg, doch ich rannte ihm hinterher, holte ihn ein und blieb dicht vor ihm stehen.

Meine Augen flehten ihn an zu bleiben, auch wenn ich kein Wort raus brachte, doch er raufte sich die Haare und gab sich einen Augenkontakt mit jedem seiner Männern. Er rang mit sich selbst.

Er will gar nicht gehen.

Er will mich.

Wir redeten nicht, aber unsere Mimik sprach verdammte Bände. 

Er griff nach meinen Haaren und sanft zog er mich zu sich. "Ich gehe", sprach er gegen mein Haarschöpf.

"Nein, geh nicht", sagte ich ihm ins Ohr und konnte mir in Gottes Namen nicht erklären, warum ich wollte, dass er blieb.

Vielleicht weil ich dann nicht nach Valencia-City verschleppt werde?

"Dann komm mit mir."

"Was?", fragte ich kleinlaut, obwohl ich ihn klar und deutlich verstanden hatte.

"Per favore. Vieni con me [ital.: Bitte. Komm mit mir.]", sagte seine tiefe Stimme und die Art wie er jedes Wort langsam und zerbrechlich aussprach, ließ mich innerlich aufbeben.

Ich war schon leicht beschwipst, weswegen es keine gute Idee war. 

Es war überhaupt keine gute Idee.

Doch das erste Mal steckte ich meine Moral beiseite, ließ ihn meine Hand nehmen und folgte ihm hinaus in die kalte Luft.

Ich glaube die Spannung ist hier so groß, dass es bis hier mein Lieblingskapitel ist! Sleep well, please don't be mad at me. Mk

R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Onde histórias criam vida. Descubra agora