Verhängnisvoller Leichtsinn

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Ich mag derartige Einladungen eigentlich nicht, da ich aber bei Healers, unfallbedingt schon einige Tage in Quarantäne war, kannte ich das Haus und fühlte mich nicht fremd.

Im Eingangsbereich entdeckte ich ein Bild, das mir bei meinen früheren Besuchen nicht aufgefallen war.

"Und gefallen sie dir"?

„Ja, das sieht super aus Herr Healer".

„Ich habe diese Bilder als Stressausgleich auf dem Katzenberg gemahlt. Dieses zeigt das Jagdhaus deiner Großmutter, wir feiern dort immer unser Sommerfest".

„Ja, Suse hat mir davon erzählt, sie spielt auf der Straße die zu diesem Haus führt immer Hockey".

„Sag einmal mein Junge", begann der Arzt etwas plump. „Du hast bei meinem Sohn Klavierunterricht, Florian hat mir berichtet, du sollst ein guter Pianist sein"!

„Ich glaube, das ist übertrieben.

Pianist, ich und Pianist. Na ja, ich spiele gerne für mich selbst oder für meine Großmutter, deswegen bin ich noch kein Joachim Kühn oder Igor Levit".

„So, meinst du, ich würde mich jedenfalls freuen, wenn du mir etwas vorspielen würdest".

Herr Healer führte mich ins Wohnzimmer und öffnete das neben dem Fenster stehende weiße Klavier. Ich muss gestehen, es juckte mich in den Fingern, auf einem solch edlen Musikinstrument zu spielen war etwas Besonderes. Ein kurzer, sanfter Test, um seinen Klang zu prüfen und meine Begeisterung wuchs. Perfekt ein Traum von einem Klavier. Während Herr Healer sich in seine Schallplattensammlung vertiefte, könnte ich ja. Der Gedanke war gut, also erst einmal einige Fingerübungen zum Aufwärmen.

„Tom, ich würde dir gerne eines meiner Lieblingsstücke von Bach abspielen und dich im Anschluss bitten, es auf dem Klavier nachzuspielen. Noten habe ich für dieses Stück leider keine. Würdest du dennoch versuchen, es für mich zu spielen"?

„Wenn ich ihnen damit eine Freude bereiten kann, gerne, was die Noten anbelangt, muss ich gestehen, ich bin im Notenlesen nicht besonders gut".

Gut, das war gelogen, ich konnte Noten lesen, es hapert aber noch an der Umsetzung.

Zu meinem Unbehagen hatten sich Freya und Frauke als Zuhörer in einen Sessel gesetzt und klar, sie waren neugierig. Mehr als blamieren konnte ich mich also nicht.

Klavierspiele hat etwas Besonderes, ich konzentriere mich vollkommen auf die Musik und bekomme nicht mehr mit, was um mich herum vor sich geht.

In diesem Fall war es Freya, die sich hinter mich geschlichen hatte.

„Tom alle Achtung, bis auf die zwei kleine Patzer war es beinahe fehlerfrei.

Wenn ich das richtig sehe, verfügst du über ein fotografisches Gedächtnis.

Alles was du einmal gehört oder gesehen hast, ist in deinem Kopf gespeichert und du kannst es jederzeit abrufen".

Na ja, zugegeben, ich konnte mir das eine oder andere recht gut merken. Deswegen hat man noch lange kein fotografisches Gedächtnis. Ich sah Herrn Healers Lob eher etwas differenziert.

„Würdest du bitte deine Augen schließen". Bat Freya.

Da ich von Freya nichts zu befürchten hatte, folgte ich ihrem Wunsch.

„Jetzt bitte deinen Mund aufmachen.

Vertrau mir".

Also Mund auf und Augen zu, da Freyas Koch und Backkünste einen super Ruf hatten, konnte es nur etwas absolut Gutes sein.

Insignien Teil1 Schüler der LogeWhere stories live. Discover now