Der erste Schultag

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Gegen halb acht klingelte es an der Haustüre. Großmutter war vor mir an der Eingangstüre und nahm den Besucher in Empfang. Zwei freundliche Stimmen brachten mich auf Trab.

„Guten Morgen Tom auf, wir wollen los".

Jetzt war es an der Zeit, diesen Rucksack aus braunem Leder über zu werfen und schleunigst mit einem gut gelaunten Lachen die Treppe hinunter zu steigen.

„Hallo Freya, guten Morgen Frauke, das ist toll, dass ihr mich abholen kommt, alleine ist der Weg zur Schule langweilig".

„Wozu hast du einen Schulrucksack?

Außer etwas zu essen und einem Federmäppchen benötigen wir nichts".

„Bücher, Hefte und Ordner? Für gewöhnlich ist meine Tasche größer".

Ich bekam nur ein unverständiges Kopfschütteln. Ganz klar, hier war einiges nicht wie an meiner alten Schule.

„Ach, deswegen ist die Tasche so leicht und klein, ich habe mich schon gewundert und überlegt, ob sich meine Großmutter in der Größe getäuscht hat".

„Dann viel Spaß, ihr drei. Und Frauke, bitte kläre meinen Enkel noch ein wenig über die Gegebenheiten auf".

Über die Gegebenheiten aufklären konnte ein interessanter Schulweg werden. Um etwas mehr Vertrautheit zu schaffen, bot den beiden meine Arme an und siehe da, sie hakten sich lachend unter.

Während Freya für unsere Unterhaltung sorgte und einen Vorschlag hatte, wie wir noch mehr Spaß haben können, verhielt sich Frauke eher ruhig und beobachtete mich.

„Hey, wie wäre es, wenn wir Zahlenraten spielen, Tom fängt an. Du musst dir eine zwei stellige Zahl ausdenken und wir müssen versuchen, sie in deinen Gedanken zu erraten".

„Alles Klar, ich habe meine Zahl".

Das es möglich ist, eine Zahl aus den Gedanken eines anderen korrekt zu erraten, war mir neu. Bei umfangreicheren Dingen ein Bild zu erkennen und durch Schlussfolgerungen den Gesamtinhalt zu erfassen, ja, das war auch mir möglich.

Allerdings war ich nicht richtig bei der Sache. Meine Gedanken kreisten um diese Schule und die daraus entstehenden Veränderungen. Ich war vermutlich nicht der Typ für spontane Neuerungen.

Freya sprang mit einem Satz und weit ausgebreiteten Armen vor mich, ihre impulsive Art hatte etwas Liebenswertes.

„Dreiundzwanzig! Hab ich recht"?

„Stimmt, wie hast du das gemacht, ich war in Gedanken mit der Schule beschäftigt.

„Ist einfach, du hast einen Moment nicht aufgepasst, da hab ich in deinem Kopf die Zahl gesehen. Herr Venling hat uns erklärt, jeder Gedanke hinterlässt in unserem Gehirn spuren und denen bin ich gefolgt"!

Freyas spontanes, impulsives Wesen hatte wahrlich etwas Gewinnendes an sich. Wie ein Sieger, der gerade einen großen Vorteil für sich einfahren konnte, ballte sie die linke Hand zur Faust und stieß sie mit einem freudigen Ausruf in die Luft. Die Mimik war dabei einfach süß.

„Ja, ich hab es gewusst und in deinen Kopf geschaut".

Jetzt war die Einweisung in die örtlichen Gegebenheiten dran und Freya hatte wahrlich Spaß, andere in ihr Wissen einzuführen. Allzu weit waren wir noch nicht gekommen, genau genommen standen wir auf der Nebenstraße die zu Großmutters Haus führte.

„Hier fährt nur die Post oder der Förster, in die andere Richtung geht es zum alten Jagdhaus und von dort weiter zum Badesee. Wusstest du, dass das Jagdhaus deiner Großmutter gehört"?

Insignien Teil1 Schüler der LogeWhere stories live. Discover now