(Buch 1) Kapitel 30

13 0 0
                                    

Olivers Gesicht wurde auf meine Frage hin blass, doch er erholte sich schnell. „Natürlich“, die Worte flogen nur so aus seinem Mund. Er zeigte auf eine Stelle auf dem Bett. „Willst du dich hinsetzen?“

Ich sah auf den Platz auf dem Bett, auf den Oliver deutete, und atmete tief ein. Nein, ich will mich nicht wirklich hinsetzen. Es würde sich komisch anfühlen, auf dem Bett zu sitzen, da ich beabsichtigte, ihn zu fragen, wie es dazu kam, dass wir beide letzte Nacht hier eingeschlafen waren. „Ähm, klar“, log ich. Ich ließ mich auf die fluffige, weiße Decke fallen und ging sicher, dass ich am Rand saß, sollte ich plötzlich flüchten müssen.

Wir waren beide leise, als Oliver sein Chaos aufräumte. Ich schaute ihm genau dabei zu, als er die zusammengeknüllten Papierkügelchen auf den Boden wischte, mein Herz schlug aufgeregt. Würde mir nicht übel sein wegen der Unterhaltung, die wir vor uns hatten, hätte ich mir gewünscht, dass ich meine Kamera bei mir hätte. Es wäre die perfekte Gelegenheit gewesen, ein Foto zu schießen. Eine Intensität lag auf Olivers Gesicht, die ich nicht genau beschreiben konnte. Mir war klar, dass er tief in Gedanken über etwas versunken war, doch ich wusste, dass ein Bild es perfekt ohne Worte ausdrücken konnte.

Als Oliver letztlich seinen Stift auf das Nachttischchen legte, gab es nichts mehr, was er aufräumen konnte, also drehte er sich zu mir wie ein Krimineller, der einem Richter gegenübertrat. Er sagte nichts und ich wusste, dass er darauf wartete, dass ich anfing.

„Also“, ich räusperte mich. Für eine Sekunde hielt ich inne und wusste nicht, wie ich weitermachen sollte. Wie geht man vor, wenn man jemanden so etwas Peinliches fragen will?, überlegte ich. „Wegen letzter Nacht… wir, also, wir sind hier heute aufgewacht und-“

Oliver hielt mich davon ab, weiterzuschwafeln. „Es tut mir wirklich, wirklich leid, Stella.“ Er drehte seine Hände im Schoß hin und her, und anstatt mir in die Augen zu schauen, sah er auf seine nervösen Finger runter.

Oh Gott. Was zur Hölle ist letzte Nacht passiert? Ich schwöre, wenn ich es durch diese Unterhaltung schaffe und meine Würde dabei noch intakt ist, werde ich nie wieder was trinken. „Aber Oliver, wie sind wir im selben Bett gelan-“

Er unterbrach mich erneut. „Schau mal, ich weiß, dass du mir gesagt hast, dass du nur Freunde bleiben willst, doch ich war betrunken und während dieser Videooffenbarung habe ich einfach nicht nachgedacht.“

Jetzt war ich komplett verwirrt. Welche Videooffenbarung? „Oliver“, sagte ich, „wovon zum Teufel sprichst du?“

Auf meine Frage hin verfärbte sich sein Gesicht rot. Ich hatte Oliver verlegen und beklommen bereits gesehen, doch niemals hatte ich ihn so erröten sehen. „Das Video auf deiner Kamera? Ich dachte, dass du deshalb mit mir reden wolltest.“

Da war ein Video auf meiner Kamera? Ich nahm auf Kameras normalerweise keine Videos auf, deswegen hatte ich nicht daran gedacht, heute Morgen da nachzuschauen. „Oh“, sagte ich lahm, nicht wissend, was ich sonst sagen sollte.

Oliver schloss seine Augen und stieß einen tiefen Atem aus. Als er seine Augen wieder öffnete, wirkten sie traurig. „Dann kannst du es dir auch genauso gut ansehen, wenn du schon weißt, dass es da ist. Ich wünschte, ich hätte es löschen können, als du zu deinem Meeting gegangen bist, weil ich unsere Freundschaft nicht ruinieren will, aber du hast deine Kamera mitgenommen.“

Ich erkannte, dass etwas auf dem Video Oliver aufwühlte, und es brach mir das Herz, ihn so zu sehen. „Wenn du nicht möchtest, dass ich mir das Video anschaue, dann kann ich es einfach löschen.“ Ich stoppte, um tief einzuatmen, ehe ich mich in den nächsten Satz stürzte. „Ich will einfach nur wissen, was letzte Nacht passiert ist. Ich kann mich an nichts erinnern“, flüsterte ich. Jetzt war ich an der Reihe, zu erröten.

The Heartbreak Chronicles [GERMAN TRANSLATION]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt