Die Lippen formte ich zu einem Schlitz während ich die Hände nervös knetete. »E-Eigentlich heiße ich Bella«, versuchte ich mich zu retten. »aber Freunde nennen mich Belle.« Als ob es das retten konnte!

»Nun, das ist ein wirklich sehr schöner Name.«, lächelte sie mich herzlich an.

Meine Augenbrauen schossen automatisch in die Höhe ehe ich wieder zu Sinnen kam und auch sie nach ihrem Namen fragte.

»Elizabeth, aber meine Freunde nennen mich Beth.«

Ich zwang mir ein Schmunzeln auf. 

»Ihr arbeitet also für die rote Familie?« Unsere Namen und jetzt unsere Position...

Mia nickte abwesend während bei mir alle Alarmglocken losgingen. Es war eine gute Taktik: In einer harmlos wirkenden Unterhaltung Informationen aus den Gefangenen ergattern. 

»Seit wann? Ihr seht noch sehr jung aus.« Unser Alter...

»Nicht lange.«, log ich schnell. Vielleicht einen Ticken zu schnell. Mist. 

»Ich verstehe nicht, wieso wir hier sind. Wir haben doch nichts getan.«, fügte Mia schüchtern hinzu. In diesem Moment sah sie so zerbrechlich aus. Ihre Schultern ängstlich hochgezogen, die Hände nervös ineinander gefaltet, die Beine eng zusammen gepresst und die Augen groß auf Elizabeth gerichtet.

Die Farblose seufzte bei dem Anblick, aber schwieg für eine Weile. Doch sie blieb nicht lange ruhig: »Bill wollte mit Arbeitern der Villa reden.«

Also waren sie doch hinter Informationen her! Aber welche? Was genau wollten sie denn erfahren? Etwas über meinen Vater, über die Regierung oder über mich? Fakt war, dass ich hier weg musste. Und das so schnell wie möglich!

»Man wird euch morgen zu ihm bringen, er wird euch Fragen stellen. Sagt einfach was ihr wisst und das war's.« Versuchte sie uns gerade zu beruhigen oder uns anstiften zu reden? Letzteres traf eher zu, wenn man annahm, dass sie eine Farblose war und diese einfach hinterhältig waren.

Elizabeth versuchte eindeutig eine freundliche Unterhaltung zu täuschen, aber vielleicht konnte ich dies auch ausnutzen, um meine eigene Neugier zu stillen?

»Wer ist dieser Bill?«

Ich erntete einen verwunderten Blick. »Das ist unser Anführer, der oberste Befehlshaber der Farblosen.«

Verwirrt blinzelte ich. »Und wer ist dann dieser Jack?«

Gut möglich, dass ich gerade den Bogen überspannte, aber tatsächlich fing sie an nervös zu werden. Sie schwieg und schluckte schwer bevor sie mir antwortete: »Er ist unser Anführer.«

Das verstand ich jetzt nicht. Wer war nun der Anführer? Jack oder Bill?

Sie schien meine Gedanken zu lesen, aber ignorierte diese, indem sie aufstand. »Es wird schon spät, ihr solltet euch ausruhen. Es wartet ein langer Tag auf euch. Ich gehe Pherb holen.«

Sobald sie das Zimmer verließ, drehte ich mich zu Mia. »Sie verhält sich komisch. Ich bin mir sicher, die verschweigt uns Einiges!«, flüsterte ich.

Mein Gegenüber atmete tief aus und sah mich müde an. »Ich will nur schlafen, Miss.«

Ihre Formalität überraschte mich angesichts unserer Situation.

»Du musst nicht formal bleiben, Mia. Nenn mich einfach Belle.«

»Das wollten Sie noch nie.«

»Jetzt will ich es aber. Und hör auf mich zu Siezen bevor das noch jemand mitbekommt!«

»Tut mir leid.«

Ich seufzte, aber schüttelte den Kopf. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. »Wir müssen hier weg. Und das so schnell wie möglich. Morgen wollen sie uns zu ihrem Anführer - oder wem auch immer - bringen. Und wenn wir ihnen nicht die gewünschten Informationen geben können, werden sie uns foltern!« Allein beim Aussprechen durchzuckte mich ein eiskalter Schauer.

Auch ihre Augen wurden leicht größer. Aber sie schüttelte den Kopf. »Wenn wir fliehen, werden sie uns finden. Wir wissen nicht einmal wo wir sind. Und wenn sie uns gefunden haben, dann... dann-«

»Das werden sie nicht!«, funkte ich schnell dazwischen, denn ich wollte nicht, dass sie es aussprach. Ich wollte mir nicht ausmalen, was sie uns antun würden.

Hoffnungslos schüttelte sie den Kopf. »Ich will nicht.«

»Aber Mia-«

Die Tür, welche geöffnet wurde, unterbrach unser Gespräch. Pherb trat ein und wies uns an, ihm zu folgen. Widerstandlos folgten wir ihm in ein anderes kahles Zimmer. Auf dem Boden lagen zwei Decken und zwei Kissen, aber wo waren die Betten?

Der Raum war finster, das kleine Fenster war mit Gittern gesperrt und erschwerte somit einen möglichen Fluchtversuch. Ansonsten hatte das Zimmer nur einen kleinen Abstelltisch mit einer Vase und eben die zwei Decken auf dem Boden. Mehr nicht. Was für ein Raum war das hier überhaupt?

»Ihr bleibt heute hier. Morgen werden wir euch was Anderes finden.« Mit diesen Worten schloss er die Tür und sperrte ab. Er sperrte ab!

»Hey, wo sind die Betten?!«, rief ich laut hinterher, aber blieb unerhört.

Unglaubwürdig drehte ich mich zu unserem Schlafplatz und könnte weinen. Das war der reinste Albtraum. Wie sollte ich von einem fantastischen superteuren Boxspringbett zu einem kahlen Boden wechseln?! Das war doch kaum zu glauben! Behandelte man so Menschen? Selbst im Gefängnis bekamen die Häftlinge Betten und menschenwürdige Lebensverhältnisse! Und wir waren keine Häftlinge oder Kriminelle. Das waren sie, sie waren kriminell! Nicht wir! Wir verdienten das hier nicht.

Doch Mia schien es weniger auszumachen. Denn sie zog sich die lange Jacke aus, legte sich auf diese und zog sich die Decke bis zum Kinn. »So schlimm ist das gar nicht.«

Pah! Leise vor mich hin murmelnd tat ich es ihr gleich und lag in der nächsten Minute neben ihr auf dem kalten Boden. Morgen würde ich entweder an der schlimmsten Erkältung der Welt oder an den schlimmsten Rückenschmerzen sterben. Oder an beidem.

Wir nutzten noch diese Zeit, in der wir nicht überschattet wurden, um uns über das, was wir sagen werden, zu einigen. Ich wollte noch über Anderes reden, aber Mia blockte ab. Ich wollte über das alles hier und wie wir wieder aus der Sache entkamen reden, aber nicht nur ihr, sondern auch mir fielen die Augen schnell zu und wir drifteten ins Land der Albträume.

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinOnde histórias criam vida. Descubra agora