„Hallo, Chloe. Schön, dass du heute mit uns mitkommst“, meint Kyles Vater, Dave, der am Steuer sitzt.

Sobald ich die hintere Tür rechts von mir geschlossen habe, fahren wir auch schon los und ich sichere schnell meinen Gurt, da Dave – es ist selbst in Gedanken seltsam, ihn mit dem Vornamen anzusprechen, aber er hat es mir selbst angeboten – unerwartet schnell um die erste Kurve fährt.

„Wir sind ein bisschen spät dran, also dürfen wir jetzt nicht unnötig herum trödeln“, erklärt er.

Wie schon erwähnt, sitzt er am Fahrersitz, Emily sitzt vorne und ich hinten rechts. Emilys und Kyles Mutter fehlt, aber ich frage nicht nach, sondern behalte es in Gedanken, um nicht irgendwie unhöflich zu wirken oder so – obwohl ich mir selbst nicht sicher bin, wie man so etwas als unmanierlich empfinden kann.

Fast vierzig Minuten später erreichen wir eine Nachbarstadt, die schon von Weitem eine gewisse sportliche Begeisterung vermittelt, weil sie mit einem riesigen, modernen Sportzentrum wirbt, das man auch sofort erblickt, wenn man wie wir von dieser Seite in die Ortschaft hineinfährt. Ich nehme kurz mein Handy zur Hand und bemerke, dass uns noch knappe fünfzehn Minuten bleiben, bis es 10 Uhr wird und es beginnt. Dave fährt an dem riesigen Haupteingang des Gebäudes vorbei, sodass ich beinahe denke, dass er sich geirrt hat und ich ihn darauf hinweisen will, aber dann fällt mir erst auf, dass es hier mehrere dieser Eingänge gibt und ich bin froh, es nicht erwähnt zu haben. Schließlich halten wir vor einer breiten Glastür an, die den Blick auf einen Gang und ein Bild mit der Aufschrift „Talent wins games, but teamwork and intelligence win championships. -Michael Jordan“ preisgibt.

„Am besten ihr steigt schon mal aus und sucht uns freie Plätze. Ich muss erst noch einen Parkplatz finden.“

Erst jetzt fällt mir auf, dass das gar nicht so einfach werden dürfte. Sämtliche Parkplätze, die ich von hier sehen kann, sind entweder besetzt oder privat.

„Danke, Dad. Machen wir“, sagt Emily, die bereits ausgestiegen ist. Ich bedanke mich auch flüchtig und tue es ihr gleich. „Wir sollten uns wirklich beeilen. Das Spiel kann jeden Moment beginnen“, meint sie dann an mich gewandt.

Also läuft sie voraus, da sie sich offensichtlich auskennt und nicht zum ersten Mal hier ist, und ihre orangefarbenen Locken wippen hin und her. Ich bemühe mich, mit ihr Schritt zu halten und nicht irgendwelche anderen Leute anzurempeln, aber das fällt mir gar nicht so leicht. Irgendwie kämpfen wir uns doch durch die Menge von Angestellten, Kunden, die hier anscheinend selbst irgendeinen Sport ausüben wollen, und anderen Leuten hindurch. Und ungefähr zwei Minuten bevor das eigentliche Spiel beginnt, haben wir akzeptable Sitzplätze in der zweiten Reihe gefunden, die noch nicht vergeben sind. Offensichtlich ist der Eintritt heute frei, weil es sich um ein Match zwischen Schulmannschaften handelt oder so, aber trotzdem sehe ich geschätzte zwanzig Leute, die herum gehen und versuchen, Geld zu verdienen, indem sie verschiedene Snacks und Getränke verkaufen, was mir ein bisschen untypisch vorkommt. Oft wird vermieden, dass in solchen riesigen – und bestimmt teuren – Hallen irgendwas gegessen und getrunken wird, um nachher nichts putzen zu müssen, aber hier scheint ihnen das egal zu sein.

Als die beiden Mannschaften auftauchen, beginnt die Zuschauermenge zu jubeln, was in etwa so klingt wie ein rauschender Fluss, der jede demotivierte Person mitziehen möchte. Emily hat gerade Kyle entdeckt und kreischt jetzt laut seinen Namen, als wäre er eine Berühmtheit.

Sie bemerkt, dass ich sie ein wenig amüsiert ansehe, sagt aber nur lachend: „Na komm schon, Chloe. Hilf mir, oder soll ich die ganze Motivationstour alleine machen?“

Ein bisschen schüchtern zuerst, beginne auch ich ihn anzufeuern und komme mir zuerst sehr seltsam vor, aber mit der Zeit werde ich immer entspannter. Abgesehen von Kyle kenne ich von „unserem“ Team nur Ethan und von der gegnerischen Schulmannschaft kommt mir nicht eine einzige Person vertraut vor. Dort unten am Spielfeld herrscht momentan noch völliges Chaos, was es mir auch nicht einfacher macht, irgendjemanden zu erkennen.

SternträumerinWhere stories live. Discover now