Kapitel 23

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Kapitel 23

Nachdem Mandy und ihre Söhne heute Abend abgereist sind, erzähle ich Audrey und George von der „Einladung“ – wenn ich es mal so nennen kann – zu Kyles Basketballspiel. Das Ganze läuft in etwa so ab:

Ich: „Kyle hat mich für morgen zu einem Basketballspiel eingeladen... und danach soll ich bei ihnen zuhause essen oder so.“

Audrey quiekt aufgeregt und grinst mich danach strahlend an, bevor sie sagt: „Natüüüüürlich darfst du dort hin! Dieser.... ähm...“, sie macht eine lange Pause, bevor sie hinzufügt: „Warte, ich hab's gleich....“

„Kyle?“, versuche ich ihr auf die Sprünge zu helfen.

„Wirklich? Heißt er so? Oh... oops. Haha. Naja, er scheint auf jeden Fall, hihi, ein neeeeetter Bursche zu sein, was?“ Darauf folgt wieder ein verstohlenes Kichern.

„Lass uns dich lieber mal ins Bett bringen“, wirft Onkel George nun ein.

„Waaas? Ich will aber noch nicht ins Bett“, protestiert Audrey und schiebt ihre Unterlippe ein wenig vor, sodass sie ihren Mann wie ein verängstigter Welpe ansieht.

„Tja, das kommt davon. Mandy und du habt es dann mit dem Schnaps doch ein bisschen übertrieben.“ Gnadenlos hebt er Audrey vom Sessel im Esszimmer hoch, trägt sie wie eine Prinzessin und ist drauf und dran, sie ins Wohnzimmer und dann die Stufen nach oben zu befördern.

„Also... heißt das, ich darf da morgen hin?“, frage ich unsicher nach.

„Wenn Audrey sich so sehr betrinken darf, dann kann ich dir schwer verbieten, morgen essen zu gehen.“ Ein kurzes Lachen von George erschallt, als er die bereits halb schlafende Frau in seinen Armen betrachtet, ihr einen Kuss auf die Stirn gibt und dann das Wohnzimmer betritt, sodass ich ganz allein hier beim Esstisch zurück bleibe und mich auf einen Sessel sinken lasse.

Wenige Minuten später husche allerdings auch ich hinauf in mein Zimmer und mache es mir in meinem Bett bequem. Mit den Gedanken noch ein wenig im vorigen Gespräch verweilend, lächle ich, da Audreys Verhalten wohl sehr dem eines klischeehaften Teenager-Mädchens ähnelt, das gerade von einer wilden Party kommt.

Ich stehe abfahrtbereit im Wohnzimmer und warte. Kyle hat mir noch geschrieben, dass Emily mich rechtzeitig vor dem Spiel abholen wird – viel mehr weiß ich allerdings auch nicht, abgesehen davon, dass es um 10 Uhr herum beginnt. Vermutlich hätte ich nochmal nachfragen sollen. Während ich warte, werfe ich noch einen kurzen Blick in den Spiegel und mustere das fremde Mädchen darin, das meinen blauen Pullover, meine schwarze Hose und meine Winterstiefel trägt und irgendwie auch meine Haare auf sich übertragen hat. Abgesehen davon kommt sie mir wie ein anderer Mensch vor, denn ich denke irgendwie nicht, dass die Chloe, die ich kenne, einfach so spontan mit der Schwester von einem Typen zu einem Basketballspiel fährt, obwohl sie die beiden erst vor wenigen Wochen kennengelernt hat.

Als jemand die Türklingel betätigt, schnappe ich mir meinen Mantel, da ich davon ausgehe, dass Emily hier ist, und gehe dann zur Eingangstür.

„Hallo“, begrüßt sie mich mit einem freundlichen Lächeln. „Na, bereit meinem idiotischen Bruder beim Verlieren zuzusehen?“

„Hey. Ähm, gehst du wirklich davon aus, dass sie verlieren werden?“, frage ich und sie zuckt nur mit den Schultern.

„Was man so hört, soll die andere Mannschaft echt gut sein, aber wir sind auch nicht so schlecht. Also keine Ahnung. Lass es uns herausfinden.“

Ich folge ihr hinaus in die Kälte und atme kurz durch den Mund aus, um zu sehen, dass mein Atem als eine nebelähnliche Substanz sichtbar wird, jedoch bald wieder verblasst, so als hätte es ihn nie gegeben. Ich lasse meine Hände in meine Jackentaschen abtauchen, da ich keine Handschuhe habe und beeile mich dann, – mit Emily an meiner Seite – das brummende Auto am Wegrand zu erreichen, bevor ich dank der frostigen Luft erstarre.

SternträumerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt