3. ~ Das darf doch nicht wahr sein!

267 26 5
                                    

~ Cathy ~

Das musste ein riesen Missverständnis sein. Warum sonst wäre die Polizei bewaffnet in unsere Wohnung gestürmt und hätte uns alle auf die Wache geschleift? Wir hatten doch nichts getan!

Am Eingang hatte mir eine Polizistin Ruben entrissen und dann wurde ich hierhergebracht. In einen kleinen, fensterlosen Raum mit kahlen Wänden und einem Tisch und vier Stühlen in der Mitte. Da sass ich nun mutterseelenalleine und wartete darauf, dass irgendwas passierte. Aber es passierte rein gar nichts. Ich hatte das Gefühl, dass ich schon Stunden hier drin sass, aber wahrscheinlich waren es nur ein paar Minuten.

Nach einer halben Ewigkeit, in der ich fast wahnsinnig geworden war, ging endlich die Tür auf und Carlos kam mit einem Polizisten herein. Ich sprang sofort auf und fiel meinem Zwillingsbruderherz um den Hals. Vor Erleichterung, dass ich nun nicht mehr alleine war, lief mir eine Träne aus dem Augenwinkel. Carlos wischte sie sofort weg und drückte mich tröstend an sich.

Erst nach dem wir uns ausgiebig umarmt hatten, wandte ich mich dem Polizist zu. Er versicherte uns, dass gleich jemand kommen würde und deutete mit einer Handbewegung, dass wir uns setzen sollten.

Schnell drückte ich Carlos, der total verwirrt wirkte, auf einen Stuhl und liess mich neben ihm nieder. Der Polizist, der wohl auf uns aufpassen musste, lehnte sich hinter uns gegen die Wand. Ich liess meine Augen kurz zu ihm schweifen, aber er sah nicht so aus, als wollte er noch irgendwas mit uns reden. Also wandte ich mich Carlos zu, der mich mit einem fragenden Blick ansah. Er hatte wohl eben so wenig Ahnung, warum wir hier waren, wie ich. Ich zuckte nur leicht mit den Schultern. Ich traute mich irgendwie nicht zu reden, wenn der Polizist hier war.

Ein paar Sekunden später sprang die Tür erneut auf, und eine rothaarige Frau mit einem übertriebenen Lächeln und ein schlechtgelaunter Afrikaner traten ein. Sie trugen beide keine Uniformen. Wahrscheinlich waren sie irgendwelche innendienstlichen Cops.

Die Rothaarige begrüsste uns überschwänglich mit ihrem Fake-Lächeln und setzte sich mir gegenüber. Der Afrikaner blieb neben ihr stehen und sah uns oberflächlich an. Ich entschied mich, ihn einfach zu ignorieren. Der war mir zu unfreundlich. Innerlich hoffte ich, dass Carlos dasselbe tat und sich nicht von dem provozieren liess. Er liess sich manchmal echt schnell provozieren und bei einem Polizisten wäre das sicher nicht so gut rausgekommen.

Zum Glück fing die Rothaarige jetzt an, zu reden. << Catharina und Carlos Gonzalez >>, fing sie an und legte eine Kunstpause ein. Gott, wie ich solche Leute doch hasste, die immer Kunstpausen machen mussten, um die Spannung noch zu steigern. Meiner Meinung nach war die Anspannung hier drin auch ohne ihre dämlichen Pausen hoch genug. << Ihr fragt euch sicher, warum ihr hier seid >>, fuhr sie fort.

Schnell warf ich ein fragendes << ja? >> ein, damit Carlos nicht irgendwelche Bemerkungen machen konnte, die bei denen nicht so gut angekommen wären. Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er immer irgendwelche zynischen Sprüche auf der Zunge hatte, die bei manchen Leuten nicht so gut ankamen. Also versuchte ich einfach immer, ihm zuvorzukommen.

<< Es geht hier um Drogen. >>, übernahm jetzt der Afrikaner, der bis jetzt noch kein Wort gesagt hatte. Wie bitte? Drogen?

<< Was sollen wir mit Drogen zu tun haben? >>, fragte Carlos mit misstrauischem Unterton in der Stimme. << Na, ich denke mal, ihr solltet einiges über Drogen und Drogengeschäfte wissen. >>, meinte Rotkäppchen jetzt nicht mehr ganz so freundlich.

<< Wie kommen sie darauf, dass wir etwas über Drogengeschäfte wissen? >>, warf ich ein und klammerte mich ängstlich an meinem Stuhl fest.

Der Afrikaner wandte sich dreckig grinsend an seine Kollegin. << Ich habe dir doch gesagt, dass sie so tun werden, als ob sie von nichts wissen. >> Rotkäppchen grinste nur und fing an, in ihrer Tasche zu wühlen.

Escape...Where stories live. Discover now