19. ~ Back to Liverpool

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~ Carlos ~

Zwei Typen stiegen aus. Der eine kam mir seltsam bekannt vor, ich wusste nur nicht woher ich ihn kannte.

Ich hatte keine Zeit mehr, mir weitere Gedanken über den Typen zu machen, denn im nächsten Moment fuhr schon ein zweiter Wagen auf den Schrottplatz, parkte neben dem Van und vier Typen, die aussahen, wie irgendwelche Strassendealer stiegen aus.

<< Los! >>, zischte Jesse mir zu, während er hinter dem Autowrack hervorkroch und geduckt auf die Typen zu schlich. Ohne zu zögern folgte ich ihm, denn ich wollte die Sache einfach nur, so schnell es ging, hinter mich bringen.

So schnell wie möglich huschte ich hinter Jesse her, bis wir den Van erreicht hatten. << Du nimmst den, ich den anderen! >>, befahl er und huschte auch schon weg, zum anderen Wagen.

Na toll, jetzt war ich also ganz auf mich allein gestellt. Ich atmete einmal tief durch, und öffnete schliesslich so leise wie möglich die Autotür.

Die Typen waren zum Glück ein Stück von dem Van entfernt, schüttelten sich die Hände und rauchten, sodass ich unbemerkt in den Wagen hineingelangen konnte. Als ich die Tür zuzog, war ich wohl etwas zu unvorsichtig, denn der Typ, der mir so seltsam bekannt vorkam, hob den Kopf und blickte mir direkt in die Augen.

In diesem Moment wusste ich sofort wer das war, und wieso der mir so seltsam bekannt vorkam. Das war Dad's ehemaliger Chef! Der Typ, der einen Lebensmittelladen in Liverpool betrieb! Ich hatte gar nicht gewusst, dass der was mit Drogen am Hut hatte!

Hätte ich mir zwar eigentlich denken können. Diesen Typen hatte ich noch nie sonderlich gemocht! Aber egal! Ich musste mich jetzt darauf konzentrieren, hier wegzukommen.

Ich hatte wirklich Glück! Diese Vollidioten hatten den Schlüssel stecken lassen, sodass ich die Karre gar nicht mit dem Schraubenzieher zu knacken brauchte.

Mit zitternden Fingern schmiss ich den Motor an, und versuchte die Typen, die wie Behinderte auf den Wagen zugestürmt kamen, zu ignorieren. Mein Vater und seine Leute würden sich schon um sie kümmern! Und das taten sie auch!

Keine Sekunde später ertönten aus allen Richtungen ohrenbetäubende Schüsse. Die Karre bekam auch einige ab, aber das interessierte mich herzlich wenig. Ich trat einfach aufs Gas und raste Jesse hinterher, der in vollem Tempo davonbrauste.

Als wir den Schrottplatz hinter uns gelassen hatten, drosselte ich das Tempo etwas und sah mich in dem Wagen um. Es war schliesslich immer interessant, sich in fremden Autos umzusehen, besonders wenn sie irgendwelchen Kriminellen gehörten.

Als erstes nahm ich mir das Handschuhfach vor. Nachdem ich mich eine Weile durch irgendwelche Papiere, Abfall und Kleingeld gewühlt hatte, umschlossen meine Finger plötzlich etwas kaltes, schweres.

Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter, denn ich hatte eine ziemlich genaue Vorstellung, was das sein könnte. Vorsichtig zog ich das Teil heraus und betrachtete es. Ich hatte Recht!

Eine Pistole! Was anderes konnte man im Wagen von irgendwelchen Drogenkurieren, oder was auch immer auch nicht erwarten. Das Teil fühlte sich ziemlich schwer an, also musste es geladen sein. Unentschlossen, was ich mit dem Ding machen sollte, legte ich es in meinen Schoss und wühlte noch weiter im Handschuhfach herum.

Ich fand noch jede Menge anderer interessanter Dinge: eine Packung Munition, eine Geldbörse, ein Handy und ein Kuvert mit irgendwelchem Zeugs drin. Ohne mir die Sachen genauer anzusehen steckte ich sie alle ein.

Mit der Pistole zögerte ich etwas. Ich wollte nicht mit einer Waffe rumlaufen, aber es war schliesslich besser, wenn ich sie hatte, als wenn sie jemand anderem in die Hände fiel, der womöglich irgendwelche Scheisse mit ihr baute, oder? Und ich konnte sie ja schliesslich immer noch in die Themse schmeissen, oder sonst irgendwie vernichten, wenn ich sie loswerden wollte.

Escape...Where stories live. Discover now