10. Mai 1994

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Endlich war es soweit, Leila würde den Zauber sprechen. Ich konnte es einfach nicht mehr abwarten. Aus Angst, dass irgendetwas schief gehen würde, hatte ich alle anderen Nachrichten seit dem ignoriert. Sie würden mir das nicht nehmen! Ich wollte, dass niemand davon erfährt, niemand meine Pläne durchkreuzte. Wahrscheinlich hatten sie es bereits bemerkt, dass der Aszendent fehlte, aus diesem Grund hatte ich Leila dazu gedrängt, den Zauber so schnell wie möglich zu sprechen. Seitdem war ich nicht zuhause gewesen, dort hätten sie mich leicht finden können. Es war, als wäre ich auf der Flucht vor meiner eigenen Familie. Ich wusste, dass sie es verhindern und mir ausreden wollen würden. Aus diesem Grund konnten sie mir das hier auch nicht übel nehmen. Ich würde ihn zurückholen. Für den Fall der Fälle hatte Leila bereits vorgesorgt und einen Tarnzauber gesprochen. Ich würde da rein gehen und Kai suchen, koste es was es wolle. Ich musste ihn finden, hoffentlich war er nicht bis ans andere Ende der Welt gefahren. Das war eher unwahrscheinlich, da er nur so auf seine Rettung gewartet hatte. Er vertraute mir, ich konnte ihn nicht enttäuschen. Ich konnte ihn nicht auch im Stich lassen.
Erneut betrachtete ich Leila, die merkwürdige Dinge in den Boden zeichnete. Glücklicherweise war heute Vollmond, ohne ihn hätte das Ganze erst Recht nicht funktionieren können.

„Ich frage lieber gar nicht, was du da tust, aber können wir anfangen?", mit skeptischen Blick musterte ich sie.

„Ja, ich bin gleich fertig. Hetze mich lieber nicht."

„Ich habe nur Bedenken, dass man uns erwischt", entgegnete ich.
Leila sammelte sich und begann, diesen äußerst schweren und komplexen Zauber zu sprechen. Der Aszendent öffnete sich!! Es funktionierte. Ich hüpfte ungeduldig von einem zum anderen Bein, als mein Telefon anfing zu klingeln. Meine Euphorie trübte sich augenblicklich wieder.

„Hallo?", sagte ich in einem kalten Ton.

„Sarah, verdammt wo bist du und was hast du vor? Das kann nicht funktionieren!!", Damon schrie durch das Handy.

„Es ist meine Entscheidung."

„Das ist echt egoistisch! Sag uns wo du bist!! Was hast du vor?"

„Ich gehe zu Kai und du kannst nichts daran ändern! Erzähl du mir nichts von Egoismus!"

„Wie willst du das anstellen? Komm, es ist sinnlos!"

Leise gab ich die entscheidende Antwort von mir: "Ich hab habe einen Weg gefunden! Ich werde zu ihm gehen! Ihn holen! Genau jetzt!"

„Das ist unmöglich! Sarah sag uns, wo du bist!"

„Nein!"

„Wie bitte?"

„Du kannst mich nicht mehr davon abhalten!"

Ich hörte ihn noch aufgebracht meinen Namen schreien, als ich auflegte.

„Stefan?", fragte Leila mit ernstem Blick.

„Nein, Damon", gab ich knapp zurück, „bist du soweit?", erwartungsvoll schaute ich sie an und sie nickte still.

Vorsichtig griff Leila meine Hand, in der anderen hielt sie den Aszendenten und begann zu sprechen.
Langsam begann alles zu wirbeln und es wurde immer heller um mich herum. Es flackerte und ich spürte, bald war ich da. Ich schloss die Augen und wartete bis Leila mich unterbrach:

"Sarah, ich sag das nur ungern, aber ich habe einfach nicht genug Magie..."

"Nein, nein, nein! Ich bin fast da, du kannst jetzt nicht abbrechen!"

"Du bist da, aber für mehr reicht es nicht! Du musst eine Entscheidung treffen! Es tut mir leid..."

Ungläubig starrte ich sie an und war mit der Situation komplett überfordert.
Und ausgerechnet jetzt klingelte mein Handy erneut. Stefan! Ein Geistesblitz durchströmte mich.

„Hör auf damit!! Bitte ich flehe dich an!"

„Ich werde es tun."

Er klang so verzweifelt, dass ich schon fast Mitleid bekam.

„Stefan, ich werde nicht ohne ihn zurückgehen!"
Leila hob ihren Blick und starrte mich mit großen Augen an. Sie wusste genau, was ich damit sagen wollte. Meine Entscheidung bestätigend, nickte ich ihr zu.
„Ich kann nicht mehr zurück. Die Magie reicht dafür nicht. Also wenn ihr mich wiederhaben wollt, müsst ihr uns beide holen. Oder keinen!"
Mit diesen schweren Worten brach die Verbindung ab und alles wurde schwarz.
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Ich fand mich auf einer Straße liegend wieder. Gespannt schaute ich umher. Wow, es sah alles so aus wie im echten Leben. Schnell holte ich mein Handy, um zu sehen ob es hier noch funktionierte.  10. Mai 1994. Wow.  So alt war er eigentlich schon. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Tatsächlich hatte es einen schwachen Empfang. Äußerst zufrieden versuchte ich, Kai eine Nachricht zu schreiben. Es könnte ja funktionieren, wenn er sein Handy auch hier hatte.
Wo sollte ich anfangen zu suchen, er würde ja nicht weit gegangen sein. Ich befand mich mitten im Herzen von Mystic Falls. Hatte er überhaupt eine Wohnung? Alles was ich kannte, war das Haus, in dem er mich festhielt. Dieses Haus war irgendwo in der Pampa, weit weg von hier. Wahrscheinlich hatte er sich in einem mir bekannten Haus eingenistet.
Ich schlenderte durch die Stadt, um vielleicht irgendeinen Anhaltspunkt zu finden. Ohne Auto würde das anstrengend werden, aber Autos kurzschließen gehörte nicht zu meinen Fähigkeiten.
Am Straßenrand stand eine Reihe von Autos, die ich näher betrachtete. Die Menschen werden wohl kaum ihre Schlüssel stecken gelassen haben.
Plötzlich erklang hinter mir eine Stimme, die mich erschaudern ließ:

"Hallo meine Schöne."

Ich dreht mich um und blickte direkt in seine wunderschönen Augen.

Purpure Soul- Kai ParkerWhere stories live. Discover now