Plan B geht weiter

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Meine Gefühle fuhren Achterbahn, in eine Richtung, die nicht sicher war. Diese Richtung war gefährlich und nicht durchdacht, aber aufregend und versprach ein Abenteuer. Was hatte ich jetzt noch zu verlieren? Ich war dem gleichen Risiko ausgesetzt, wie auch schon vor Tagen und mir ging es super in seiner Nähe.
Mein Atem wollte sich einfach nicht beruhigen und so saßen wir uns beide gegenüber, völlig aufgeregt und außer Kontrolle, seine Augen fixiert auf meine. Anders als sonst, strahlten diese einen gefühlvollen Glanz aus, der sonst durch ein diabolisches Funkeln ersetzt wurde.

„Ich denke, ich muss mich beruhigen. Das Gejammer ist ja unerträglich", verurteilte er sich selbst und schaute erneut nach vorne.
Völlig losgerissen antwortete ich knapp: „ Ja, natürlich, ganz wie du möchtest!". Die ganze Fahrt über sprachen wir nicht mehr miteinander, nicht mal ein verlegener Blick wurde ausgetauscht. Vermutlich war dies seine Art damit umzugehen, eben das zu umgehen und den Vorfall, der an seiner Selbstsicherheit kratzte, zu ignorieren.
Wieder angekommen schien er ganz der Alte zu sein. Die Machtpräsenz um ihn herum schien gänzlich erneuert und er wirkte wieder wie der überlegene Hexer, den wir alle kannten. Herausforderung angenommen.

„Naa, dir scheint es ja wieder besser zu gehen", zwinkerte ich ihm zu. „Könnte nicht besser sein, immerhin kann ich meinen superschlauen Plan B fortführen.", zwinkerte er zurück. „Und was ist, wenn Plan B scheitert?.... Werde ich für dich dann unbrauchbar?", merkte ich unsicher an.
Er überlegte, bis er zu dem Entschluss kam: „Es wird funktionieren". Nichts weiter. Er wollte sich scheinbar keine Gedanken darüber machen, was wäre, wenn er mich loswerden müsste, weil ich zu viel wusste. Er wollte es natürlich nicht offen zeigen.
Ich folgte ihm ins Haus und setze mich neben ihn auf das gemütliche Ledersofa, das gegenüber von einem alten, bereits verstaubten Kamin stand, der danach schrie, wieder benutzt zu werden. Als könnte Kai Gedanken lesen, entzündete er mit einer Handbewegung das Kaminholz und die Flammen loderten auf. Das Flackern spiegelte sich in seinen Augen wieder.
„Ich möchte dir noch einmal sagen, dass es mir viel bedeutet, dass du meinen Wunsch respektiert hast und sie am Leben gelassen hast. Das war verdammt mutig!", ich kuschelte mich in meine Decke. „Wer weiß, ob ich nochmal so gnädig sein werde, fühle dich geehrt", zwinkerte er mir erneut zu. „Was eine große Ehre mächtiger Herr Parker, ich stehe zu tiefst in Ihrer Schuld!",scherzte ich und verdrehte die Augen. Entgeistert kam er näher. „Das war nicht schlau für ein gewöhnliches, schutzlos ausgeliefertes Menschenmädchen", funkelte er.
„So sind wir Menschen", antwortete ich kalt.
„Wenn das so ist. ...Ich werde dieses drängende Gefühl nicht los. Das macht mich ganz verrückt, kann man das nicht abstellen? Meine Güte!", fluchte Kai. „Was für ein Gefühl?", erkundigte ich mich neugierig. „Undefinierbar, hatte ich noch nie, aber es so in der Art...", flüsterte er noch bis er mir plötzlich verdächtig nahe kam und seine Hand auf meine Wange legte, woraufhin jede Hautzelle, die er berührte zu kribbeln begann, was sich über meinen ganzen Körper zog. Wie in Zeitlupe bewegte er seine Finger über meine Lippen, bis er schließlich die Lücke zwischen uns schloss und seine Lippen meine berührten. Ein Feuer breitete sich in mir aus, das ich so noch nie gespürt hatte. Für diesen Moment fühlte es sich so richtig an, als wenn wir dazu geschaffen wären. Ich spürte förmlich, wie uns die Gefühle durchströmten und alles Negative wegwuschen. Wir waren im Hier und Jetzt, nur wir beide.

Purpure Soul- Kai ParkerDonde viven las historias. Descúbrelo ahora