Eine scheinbar ganz normale Studentenparty

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Es war soweit! Vorsichtig lief ich zum Eingang. Das Laufen fiel mir nicht sonderlich schwer, da ich nie Absätze trug, weil ich mich damit absolut zu groß und unwohl fühlte. Wenn ich etwas ändern könnte, wär das das Erste. Selbstbewusstsein aufzubauen ist nicht immer so leicht. Wahrscheinlich konnte der Rest das auch gar nicht nachvollziehen. Naja genug geschwafelt, denn da sah ich auch schon Kai stehen. Er sah so gut aus mit seiner schwarzen Lederjacke. Gedankenverloren stolperte ich plötzlich, aber zum Glück bin ich nicht hingeflogen. Das war so klar, warum musste mir das wieder passieren, obwohl ich nur normale Vans trug?? Ich wurde wahrscheinlich so rot wie eine Tomate, aber zu meinem Vorteil war es dunkel. Kais Lache hörte ich bis hier. „Wundervoll, ganz wundervoll, nicht aufregen Sarah, das kann passieren", beruhigte ich mich innerlich und versuchte meine innere Stimme auszublenden, die mir sagte, ich wäre nicht gut genug. „Hör auf zu lachen Arsch!", schrie ich zu ihm rüber. In dem Moment war es mir egal, wer mich hörte, ich nahm es mit Humor. Als ich endlich bei ihm war, flüsterte er mir ins Ohr: „Wie hast du mich grad genannt?" Ich grinste, buchstabierte es erneut und ließ ihn eiskalt stehen, um in die Partyhalle zu gehen. Nichts da, so einfach gewinnt er nicht. Protestierend rannte er mir hinterher. Die Halle war wunderschön geschmückt. Bald war Weihnachten, weshalb eine Vorweihnachtsparty veranstaltet wurde. Überall hingen Lichterketten und Weihnachtsdekorationen, ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ach wie ich Weihnachten liebte! Die gemütliche Atmosphäre voller Vorfreude, das Beisammensein mit den Engsten oder einfach zuhause alleine in eine Decke einmummeln und meine Lieblingsserie schauen. Das war perfekt. Kai setze mir ein rot leuchtendes Rentiergeweih auf den Kopf. „Heiß", gab ich von mir und betrachtete mich in meiner Innenkamera, woraufhin Kai natürlich auf den Auslöser drücken musste. Ein hässliches Selfie mehr, juhu. Es war komisch, wir kannten uns erst seit kurzer Zeit und trotzdem verstanden wir uns so gut. Wenn wir ehrlich sind, wusste ich nicht mal halb so viel über ihn, wie er bereits über mich. Eigentlich gar nichts, bis auf die Sachen aus der Sitzung. Na wenn das nichts zu bedeuten hatte. Aber trotzdem behielt ich immer ein bisschen Skepsis in mir, rein intuitiv. Kai packte meine Hand und zog mich auf die Tanzfläche. „Kai ich bin echt schlecht, ich mache mich noch mehr zum Affen, eigentlich bin ich gar nicht so eine Partygranate", versuchte ich mich rauszureden. „Du hast ja noch mich, keine Sorge, neben mir kann man nicht schlecht aussehen". Ganz schön selbstverliebt der Gute. Er nahm meine Hände und führte mich durch die Lieder. Eins muss man ihm lassen, er war echt gut. Eine Frage kam in mir auf, über die ich mir schon die ganze Zeit den Kopf zerbrach. Warum hat er sich mich ausgesucht? Was hab ich an mir? Ich bin nicht sonderlich auffällig, eher introvertiert und mache meinen Kram. Lag es daran, dass ich schon getrunken hatte? So viel war es nun auch wieder nicht. Vielleicht wirkte ich einfach einsam... so wie er sich bezeichnete. Vielleicht sollte er mal versuchen, weniger arschig zu sein. Ich grinste in mich hinein. Und es kam wie es kommen musste, ein langsames Lied wurde gespielt. Kai legte seine Hände auf meine Hüfte und ich zuckte leicht zusammen, so dass er es eigentlich nicht hätte merken können. Teilweise war es die kleine Unsicherheit in mir, die immer noch bestand, wenn ich in seiner Nähe war, ich meine ich konnte ihn noch nicht einschätzen. Andererseits war ich es auch gar nicht gewohnt, einem Typen so nahe zu kommen. Er kam mir nahe. Ich beobachte das Paar hinter ihm und tat es dem Mädchen gleich. Ich blendete alles andere aus, da waren nur er und ich, hochkonzentriert wie ich mich bewegen musste.  „Siehst du, ist doch ganz einfach mit mir", flüsterte er mir ins Ohr. Innerlich verdrehte ich die Augen. Endlich war es vorbei und ich löste mich aus meiner Anspannung. „Ich würde gerne kurz an die frische Luft", versuchte ich ihm trotz des Lärmpegels zu sagen. Er verstand und meinte, er hole schnell zwei Getränke und würde nachkommen. Ich war erleichtert, kurz einmal durchatmen zu können. Draußen lehnte ich mich gegen die Wand, als ein großer nicht schlecht aussehender Typ mit braunen Haaren zu mir kam: „Hey, hör zu, ich weiß das klingt total komisch und du kennst mich noch gar nicht, aber ich habe gesehen, dass du mit Kai hier bist. Lass dir das von jemandem sagen, der weiß wie Kai tickt. Ich möchte nicht, dass er dich verletzt, du darfst ihm nicht vertrauen. Du kannst dir bei ihm nie sicher sein, was er im Schilde führt. Bitte halt dich von ihm fern." Schockiert und verwirrt starrte ich ihn an. „Was soll ich davon halten?? Du hast Recht, ich kenne dich nicht. Warum sollte ich einem Fremden mehr vertrauen als Kai?" „Glaube mir ich bin kein Fremder, tief im Inneren weißt du das", antwortete er leise und verschwand. Mit offenem Mund stand ich da und verstand die Welt nicht mehr.

Purpure Soul- Kai ParkerWhere stories live. Discover now