Ein Ende?

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Bei unserer ersten Sitzung, da saß er.. auf dem Sofa und lächelte mich an. Es sah so süß an ihm aus, ja süß. Aber was noch viel wichtiger war, es war ein ehrliches Lächeln. Doch leider wird einem viel zu spät bewusst, was man hatte. Erst wenn es weg ist, fällt alles auf dich ein, so, wie sein hasserfüllter Blick, als er mich durch das kleine Gitterfenster anstarrte. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Es war, als hätte er alles abgestellt, als wär ihm alles egal. Allein die Wut und der Hass trieben ihn jetzt noch an. Dabei wollte ich das nicht einmal. Was hatten sie getan? Vielleicht hätte ich es unter Kontrolle bekommen und anders lösen können. Dies war ein gewaltiger Fehler. Kai wurde so sehr gebrochen in seiner Vergangenheit, dass ein kleiner Vorfall das Ende bedeuten würde. Für ihn gibt es keine Hoffnung mehr in anderen Menschen. Traurig sah ich zurück.
„Kai, du musst mir glauben, ich hatte keine Ahnung." Seine dreckige Lache brachte mich erneut aus dem Konzept. Wie konnte er jetzt nur lachen?!
„Sarah, du kleines Miststück. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dir das glaube."
„Ich war genauso überrascht wie du, ich denke sehr wohl, dass man es mir angesehen hat!", lautstark schrie ich zurück. „Und doch sitzt du hier, vor meiner Zelle", er zuckte mit den Schultern. „Was soll ich denn tun?? Du würdest mich töten."
„Möglicherweise...", sagte er schief, „Warum sollte ich dir noch trauen?"
Meine Fäuste ballten sich und meine unterdrückte Wut machte sich in mir breit. Die ganze Zeit über hatte ich mich mit ganzer Kraft zusammengerissen und versucht, meine positive Energie nicht zu verlieren, die Fassung nicht zu verlieren, an den Menschen in ihm zu denken. „DU BIST HIER DAS MONSTER!", schrie ich ihn an, „DU hast meine Eltern umgebracht!!! Ich hätte allen Grund, dich tot sehen zu wollen!! Was glaubst du, wer du bist? Du hattest kein Recht dazu! Ich hätte dir nie eine Chance geben sollen. Und doch habe ich mich blenden lassen. Naja, ich konnte es nicht wissen, aber auch nachdem ich es wusste, habe ich mich zusammengerissen. Denn wenn ich das nicht tun würde, wäre ich kein Stück besser als du und das wär das Letzte!"
Es tat so gut, endlich meine Wut an ihm auslassen zu können. Er hatte es verdient. Für einen Moment schien mein Vorwurf etwas in ihm ausgelöst, ein Stück der Hassmauer beschädigt zu haben. Sein Blick schweifte ab, wenn auch nur für ein paar Sekunden, bis er sich wieder fing und da weitermachte, wo er aufhörte: „Du warst immerhin eine unterhaltsame Ablenkung, das muss man dir lassen. Hätte mich schlimmer treffen können."
„Und doch haben dich Stefan und Damon von deinem Plan abgebracht",unterbrach ich ihn.
„Ja leider, wirklich schade, dass es nicht funktioniert hat. Ich hatte den Aszendenten endlich gefunden, zack, machen die mir einen Strich durch die Rechnung. Aber wer wäre ich, wenn ich mich dadurch stören lassen würde?", sein Gesicht wandelte sich von der Wut zu einem immer breiterem Grinsen, „Als ob mich zwei Vampire jetzt davon abhalten, ihn ein für alle mal zu zerstören? Wer wäre ich, wenn ich nicht alles aufs Genauste durchgeplant hätte? Denkst du, ich bin nicht alle Möglichkeiten durchgegangen? Glaub mir, ich hatte viel Zeit zum nachdenken. Wenn Plan A nicht klappt, egal, dann kommt Plan B, Plan C und du weißt ja, wie es weitergeht. Nichts, war ungeplant. Es ist alles so, wie es sein soll." Zufrieden grinste er in mein verdutztes Gesicht. Ich verstand nichts mehr. Urplötzlich stand er vor mir, seine Hand an meiner Kehle. Nach Luft rinnend versuchte ich, seine Hand zu entfernen. Vergebens, er war einfach zu stark. Ich spürte, wie die Luft immer weniger wurde und betete um Hilfe. „Was machst du jetzt? Niemand ist da, um dich zu retten. Mach die verdammte Tür auf!", befahl er höhnisch lachend. Röchelnd suchte ich mit meinen Fingern nach dem Schloss, um es zu öffnen. Die Tür ging auf und ich fiel zu Boden. Kaum hatte ich wieder Luft geholt, hielt er mich fest, an seinen Körper gedrückt, den Arm um mich geschlungen und ein Messer an meinem Hals haltend. Ich konnte mich keinen Zentimeter bewegen, als auch schon Stefan und Damon in der Tür standen und Kai wutentbrannt anfunkelten. „Lass sie sofort gehen!! Du wirst es bitter bereuen", fauchte Damon, woraufhin Kai mal wieder anfing zu lachen. „Was dann? Ich brauche nur eine Bewegung zu machen und du hast deine gerade erst wiedergewonnene Sarah auch schon wieder verloren.
„Lass sie gehen! Wir geben ihn dir, aber tu ihr nichts!", flehte Stefan. „Her damit", befahl Kai. Schweren Herzens zog Stefan ein metallisches Gerät, dass wie eine Art Kompass aussah, aus seiner Tasche und hielt ihn wiederwillig in der Hand: „Erst lässt du sie los!"
Kai entfernte das Messer von meinem Hals und ich keuchte erleichtert. Dennoch lockerte er seinen Griff nicht und die Blicke der beiden wurden zunehmend unruhiger. „Kai, verdammt, Lass sie gehen!", schrie Stefan.
„HAHAHA, haltet ihr mich für blöd? Denkt ihr etwa, ich würde es nicht merken? Das war ein Fehler!", flüsterte Kai und plötzlich spürte ich noch eine Handbewegung, bis es um uns beide schwarz wurde.

Purpure Soul- Kai ParkerWhere stories live. Discover now