Purpure Soul- Kai Parker

Wer bist du?

Eine ganze Weile verging, die ich so dastand und mich nicht regte, als Kai mich fand. „Heey hier bist du, bitte dein Getränk..". Ich nahm es ihm sofort aus der Hand und tank es halb leer. „Wow, was ist denn mit dir passiert?", fragte er verwundert. „Wenn ich das wüsste", nuschelte ich und ging wieder rein. Kai folgte mir, begleitet von verwirrten Blicken. Es fühlte sich an, als hätte mir mal wieder jemand einen Strich durch die Rechnung gemacht. Immer wenn etwas gut lief, kam plötzlich der Haken. Irgendwie hab ich nur darauf gewartet, dass irgendwas passiert. Für den Rest des Abends war ich sehr abwesend und gedankenverloren, vielleicht hatte ich auch schon zu viel Intus, als Kai mich nach Hause brachte und mir eine Gute Nacht wünschte. Ich war hundemüde, aber irgendwas hielt mich davon ab, schlafen zu gehen. Also trieb ich mich auf Social Media herum und betrachtete Bilder ein paar guter Freundinnen, die scheinbar ebenfalls auf der Party waren. Da waren zum einen Kylie, mit der ich mich wirklich super verstand und auch zusammen mit ihr studierte. Zum anderen Jade, die beste Freundin von Kylie. Ich gesellte mich oft zu ihnen, da wir wirklich gut harmonierten und einfach gleich tickten. Also scrollte ich gerade ein paar neue Bilder durch, als ich bei Jades Bild stoppte. Sie waren erst später zur Party gegangen und irgendwie hatte ich Angst, mich mit Kai zu ihnen zu gesellen. Jedenfalls hatte sie ein Selfie gepostet, auf dem Jade, natürlich Kylie, und ein paar andere zu sehen waren. Ich kannte den Namen des blonden Mädchens, ich glaube er war Caroline und neben ihr ein hübsches braunhaariges, vermutlich diese Elena. Ich dachte mir nichts dabei, bis ich einen Schock bekam und genauer hinschaute. Hinter Elena stand der Braunhaarige von gestern Nacht! Kannte sie ihn etwa?? Wer war dieser Typ?? Das ließ mir keine Ruhe und ich beschloss, dem auf den Grund zu gehen. Die einfachste Möglichkeit war, Elena am Montag direkt zu fragen. Was war schon dabei? Fragen kostet nichts. Schließlich blieb mir nichts anderes übrig, als mich schlafen zu legen.
Den Sonntag verbrachte ich mit allerlei Unikram, weshalb meine Laune dementsprechend im Keller war. Aber es machte sich nunmal nicht von alleine. Was mich hingegen aufmunterte, waren die Nachrichten, die Kai mir seit heute Morgen schrieb.
„Tolle Party gestern. Du musst zugeben, es hat doch ein bisschen Spaß gemacht ;D", schrieb er mir woraufhin ich „hast Recht, vielleicht ein kleines bisschen :p" antwortete.
„Hat meine Psychologin Montag Zeit? ;)", kam es zurück. Lächelnd stimmte ich ihm zu und freute mich, dass er mich erneut treffen wollte. Vielleicht hatte ich dann endlich einmal Zeit, mehr aus ihm herauszuquetschen. Sollte ich ihn auf den Vorfall gestern ansprechen? Ich konnte die Bitte des Fremden einfach nicht komplett ignorieren. Es ging einfach nicht. Was würde das auslösen, wenn Kai davon erfährt? Vielleicht sind die beiden einfach nicht gut aufeinander zu sprechen? „Zeit für einen neuen Fall, Detective Sarah ist im Einsatz", säuselte ich vor mich hin und musste lachen.

Endlich war es Montag und ich lief durch die große Eingangstür der Uni. Nicht, dass ich mich darauf gefreut habe, ich wollte endlich diese Elena zur Rede stellen und hatte eine starke Vermutung, wo ich sie finden könnte. Wenig später fand ich sie, zusammen mit Kylie und Jade über die Party redend. Schnell schaute ich in den Spiegel, setze mein „Schön-dich-kennenzulernen-Lächeln" auf und lief schnurstracks zu der Gruppe. „Hiii, wie war es gestern noch?", begrüßte ich alle und umarmte sie. Bei Elena angekommen stellte ich mich vor: „ Ich bin Sarah, eine gute Freundin der beiden und du bist Elena richtig?" „Ja das stimmt genau, freut mich, dich kennenzulernen!", lächelte sie mich an. Ihr Lächeln war so ehrlich und von Herzen kommend, ich wusste sofort, dass sie eine von der guten Sorte war. Erleichtert setze ich mich zu ihnen. Langsam fing ich an: „Elena, kann ich dich was fragen?" „Natürlich, immer raus damit", lächelte sie zurück. „Mir ist gestern so ein Typ über den Weg gelaufen und ich habe ihn später bei euch auf dem Bild gesehen. Könntest du mir sagen, wer er ist? Reine Neugier!", betonte ich. Ich zeigte ihr das Selfie. „Ach du meinst Stefan? Er ist einer meiner engsten Freunde und ein herzensguter Mensch, wirklich. Ich würde ihm mein Leben anvertrauten. Er hat mir schon viele Male beigestanden. Man muss ihn einfach mögen!"
Die Verzweiflung stand mir ins Gesicht geschrieben. Wie passte das zusammen? Ich wollte das nicht wahrhaben, dass dieser Mensch sich vielleicht begründet Sorgen um mich gemacht hatte. Ich wollte Kai nicht als schlechten Menschen sehen. Ich war gerade dabei, das Gute aus ihm herauszuholen, ich wollte die Möglichkeit einfach nicht glauben. Natürlich konnte nur ich allein entscheiden, was ich für richtig hielt, aber ich merkte, wie sicher sich Elena ihrer Sache war.