30 | Ein zweites Gesicht.

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Elina

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Ich will gehen.
Mehr habe ich nicht verlangt.
Ich fühle mich mehr als unwohl bei diesen Menschen.
Fedja ist eigentlich nicht so.
Oder ist er schon immer so gewesen?

Diese Menschen sind schlechte Menschen.
Diebe.
Vergewaltiger.
Junkies.
Fedja ist kein schlechter Mensch.
Ich kenne ihn.
Wieso versteht er mich nicht?

Kaum dass Menschen wie diese um ihn herum sind, scheint er komplett verändert zu sein.
Er behandelt mich nicht mehr gut.
„Also ich hau jetzt ab."

Ich will diese Worte Fedja gegenüber nicht aussprechen.
So eine Freundin wollte ich nie sein.

„Das kannst du nicht machen."
Er ist wütend.
Doch ich bin das auch.
So verdammt Wütend.

„Wieso nicht?"

„Weil," Fedja ringt nach den richtigen Worten.
Er würde sie nie finden.

„Wie gesagt, ich gehe jetzt."
Ich erwarte, dass er mir folgt.
Oder sich bei mir entschuldigt.
Irgendwas.
Nichts.
Alles was er für mich tut, war mir einen kalten Blick zu schenken.
„Dann hau doch ab. Ich brauch dich hier nicht."

Es ekelt mich an.
Es ekelt mich an, in was für eine Person Fedja sich in dieser halben Stunde verwandelte.
Ich quetsche mich durch die Menschenmasse, wobei ich mir viele Kommentare anhören darf.
Männer können so widerlich sein.

Auf dem Weg nach draußen kann ich Fedjas rothaarigen Freund entdecken.
Er ist mir nicht geheuer.
Seine Grünen Augen funkeln mich bösartig an, als er mir zuzwinkert.
Mit schnellen Schritten flüchte ich aus dem Haus.
Gruseliger Kerl.

Die frische Luft empfängt mich.
Meine Lungen können endlich wieder atmen, dennoch fühlt es sich so an, als würden Zementstücke auf ihnen liegen.
Mein Körper fühlt sich so schwer an.
Leblos.

Irritiert sehe ich mich um.
Ich kenne diese Gegend überhaupt nicht.
Und meine Mitfahrgelegenheit hat mich soeben sitzen gelassen.
Fuck.

Ich setze mich auf die Steintreppen vor dem riesigen Haus.
Mein Plan ist ziemlich schlecht.
Ich werde wohl oder übel hier auf Fedja warten müssen, bis er aus dem Haus kam.
Ohne ihn komme ich nicht von dieser verfluchten Party weg.

Sollte ich wieder reingehen?
Mich entschuldigen?
Nein.
Das tue ich nicht.

Er hat mir ins Gesicht geschleudert, dass er mich nicht braucht.
Wie, um alles in der Welt, komme ich dann auf die
verrückte Idee er würde mich nach Hause fahren?
Mein Fedja würde das tun.
Dieser sicherlich nicht.

„Mach mal Platz."
Ich rücke ein paar Zentimeter nach links und ein korpulenter Typ geht an mir vorbei.
Seine Aggressive Miene verschreckt mich.
„Wenn ich diesen verfluchten Rumänen zu fassen kriege..."

Ich werde hellhörig.
Ich kenne nur einen Rumänen.
Meinen Rumänen.
„Ich werde ihn erschießen. Direkt eine Kugel durch den Kopf."
Meine Sorge steigt ins Unermessliche.
Alles woran ich denken kann, ist Fedja.
Wer will ihn erschießen?
Was hat er nur angestellt?

Es ist nahezu unmöglich, mich zu beherrschen.
Schnell bin ich von meinem Platz aufgesprungen und blicke den zwielichtigen Mann vor mir an.
Er hat einen starken Akzent, doch ich kann einfach  nicht zuordnen, welchem Land er angehört.

Scheinbar hat der Mann meinen Blick bemerkt, denn er dreht sich zu mir um.
Angsteinflößend wäre eine glatte Untertreibung gewesen.
„Wer bist du bitte?"

Scheiße.
Mein erster Impuls ist fliehen.
Soweit weg von hier wie möglich.
„Ich bin," meine Stimme wird brüchig, der Mann vor mir blickt mich ungeduldig an.
Gott, war das eine schlechte Idee.
„Ich bin seine Freundin."

Der braunhaarige Mann lacht.
„Fion hat eine Freundin? Das hätte ich nicht gedacht."

Fion?
,,Nein, ich meine nicht Fion."

Sein Lachen verblasst, wodurch seine Narben im Gesicht deutlicher zu erkennen sind.
„Wen dann, Mädchen? Fion ist der einzige verfickte Rumäne in diesem gottverdammten Haus."
Nein.
Das ist er nicht.
Es ist allerdings besser so, wenn er das denkt.
„Entschuldigung, es war eine Verwechslung."
Der Mann murmelt irgendetwas auf einer fremden Sprache und steigt in einen schwarzen Jeep.
Verdammt.
Wann bin ich so leichtsinnig geworden?
Der Typ hätte mich kidnappen können oder schlimmeres.

„Elina."
Ich drehe mich um.
Ich hoffe, auf einen Schwarzhaarigen Jungen zu treffen, doch die Gestalt ist Blondhaarig.

„Was machst du hier draußen?"
Ich habe Dascha heute noch nicht gesehen, doch er sieht aus wie immer.
Keine besondere Veränderung, weil gerade eine riesige Drogenparty in seinem Haus stattfindet.
„Dasselbe könnte ich dich fragen."

Dascha schaut mich aufmerksam an.
„Fedja und ich hatten Streit. Und du?"
„Ich musste da einfach raus"
„Wohnst du da nicht?"

„Doch. Das ist ja das schlimme."

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Die Monster unter meinem Bett. Where stories live. Discover now