14 | Trinkspiel.

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Elina

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Laute Bässe dringen in meine Ohren.
Das bunte Licht flackert und scheint mich Blind zu machen.

„Es wird dir Spaß machen." Das hatte Fedja in der Schlange vor dem Club zu mir gesagt.
Jetzt ist er nirgends aufzufinden.
Immer mehr Menschen drängen sich an mir vorbei.
Es gefällt mir hier ganz und gar nicht.
An der schlechten Luft hier drin würde ich wohl oder übel noch ersticken.

Als sich von hinten ein Arm um mich schlingt, stoße ich einen kleinen Schrei aus.
Aufgrund der Lautstärke hier drin, bemerkt ihn niemand.
Alle schreien hier.
Das ist ja wirklich beruhigend.
„Ich bin es nur."
Fedja flüstert in mein Ohr, was mir eine Gänsehaut verschafft.
Trotz dieser Umstände.

„Hier, ich hab uns was zu trinken geholt."
Er hält mir zwei kleine Gläser hin, beide mit derselben durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt.
„Ich trinke nicht."
Fedjas Körper drückt sich näher an meinen, als er in mein Ohr flüstern will.
„Komm schon, es wird dir schmecken."

Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, küsst er mich leicht hinter mein Ohr.
Verdammt.
Ich bin so schwach.
Besitze praktisch keinen eigenen Willen.
Das ist auch der Grund dafür, wieso ich die durchsichtige Flüssigkeit trinke, anstatt auf meinen Verstand zu hören.
Fedja hat gelogen.
Sie schmeckt fürchterlich.
Es brennt.
„Was ist das?"
Angeekelt sehe ich Fedja an.
Ihm scheint das überhaupt nichts auszumachen.
Er ist also Trinkfest.
Na super.

„Bacardi."
Er lächelt mich an und beugt sich etwas vor.
Fedja küsst mich und sofort erwidere ich seinen Kuss.
Seine Zunge lässt mich das ekelhafte Getränk schnell vergessen.
Selbst wenn sie ein wenig nach dem Zeug schmeckt.
Wie gesagt, in seinen Händen zerfließe ich wie Butter.
„Besser?" Fragt der Schwarzhaarige Junge, als er sich wieder von mir löst.
Seine verschiedenfarbigen Augen werden durch das Licht in dieser Disco besonders betont.
„Viel besser."

Fedja zieht mich auf Tanzfläche.
Er ist sofort Feuer und Flamme.
Es scheint, als sei die Tanzfläche sein Zuhause.
Fedja passt perfekt in die Szene der tanzenden, er kann so leicht loslassen.
Als hätte er keine Probleme, als würde ihm nichts weiter durch den Kopf gehen, als das Tanzen.
Als wäre das Leben unwichtig.
Fasziniert blicke ich den Schwarzhaarigen an.
Ich spüre ein Gefühl der Bewunderung in mir aufsteigen.
Nichts als pure Bewunderung für ihn und seinen Charakter.

„Darf ich um diesen Tanz bitten?" Er nimmt meine Hand und sein Spruch bringt mich zum Lachen.
Fedja bringt mich oft zum Lachen.
Eigentlich immer.
Es wird kein einziges ruhiges Lied gespielt, was aber nicht bedeutet, dass wir nicht eng umschlungen miteinander Tanzen würden.
Fedjas Oberkörper dicht an meinen Rücken gepresst, seine Hände um meinen Bauch geschlungen und sein Mund verirrt sich oft an meinen Hals.
Er macht mich verrückt.

„Wie wärs," Murmelte Fedja nach einiger Zeit an meinem Hals.
„Wenn wir ein kleines Spiel spielen würden?"
Sein Atem kitzelt mich.
„Was für ein Spiel?"

Fedjas Mund ist so nah an meinem Ohr, es jagt einen Schauer durch meinen Körper.
Er antwortet mir nicht, sondern zieht mich stattdessen von der Tanzfläche zur Bar.
Meine Hand lässt er nicht einmal los.
Er hat einen festen Griff.
Er würde mich nie loslassen.
„Also, pass auf."
Wir setzen uns auf zwei Barhocker nebeneinander.
Fedja bestellt zwei Shots.
„Es ist eine Art Trinkspiel. Jedes Mal, wenn du einen trinkst, darfst du mir eine Frage stellen."

Es wäre eine hervorragende Möglichkeit, mehr über Fedja zu erfahren.
„Und du bekommst einen Kuss."
Er lächelt mich keck an.
Fedja will mich abfüllen, da bin ich mir sicher.
Doch ich lasse es zu.
Ich lasse es zu, weil ich keine Kontrolle über mich selbst habe, wenn er dabei ist.
Ich würde von einem Hochhaus springen, wenn er es mir sagen würde.

„Was springt für dich dabei raus?"
Seine Augen werden eine Nuance dunkler, seine Pupillen sind geweitet.
Fedja rückt noch näher an mich heran, seine Stimme ist nicht mehr als ein leises Flüstern.
„Sex, Baby. Purer Sex."

Seine Worte verschaffen mir eine Gänsehaut.
In diesem Moment will ich nichts lieber als ihn.
Ich würde zu allem zustimmen, was er sagte.
Egal was.
„Okay."

Fedja stößt mit mir an und schon fließt die brennende Flüssigkeit meine Kehle herunter.
Keine zwei Sekunden später legt Fedja seine Lippen auf meine.
Der Kuss schmeckt nach Alkohol und Zigaretten, ich weiß bereits dass er Raucher ist.
Dies verstärkt sein Image als Problemkind der Schule bloß noch mehr.

„Jetzt deine Frage."
Ich denke nach.
Welche soll ich zuerst fragen?
Dieser Junge wirft viel zu viele in mir auf.
„Wieso kommst du so selten zur Schule?"
Nicht meine beste.
Fedja zuckt mit den Schultern.
„Meistens habe ich keine Lust."
Er bestellt zwei weitere Shots, dann beugt er sich zu mir nach vorne.
„Aber das könnte sich bald ändern."

Eine halbe Stunde später schlucke ich mein inzwischen drittes Glas herunter, Fedja ebenfalls.
Meine Wangen fühlen sich bereits heiß an.
Ich vertrage wirklich keinen Alkohol.
„Wie Alt ist dein Bruder?"
Die Frage ist nicht wirklich eine der tiefgründigsten, doch ich will wissen, bei wem Fedja aufwächst.
„Er ist vor sechs Monaten Zwanzig geworden."

Der Schwarzhaarige legt seine Hand an meine Wange und küsst mich erneut.
Mit jedem weiteren Glas werden die Küsse länger, und die Fragen kürzer.

„Was ist deine Lieblingsfarbe?" Frage ich ihn schließlich, und fühle mich mehr als benommen.
Habe ich die Frage überhaupt ausgesprochen?
Offensichtlich habe ich das, denn Fedja antwortete Sekunden später.
„Schwarz."
Irritiert sehe ich ihn an.
„Schwarz? Das ist nicht mal ne richtige Farbe."

Er beugt sich vor, und flüstert verführerisch in mein Ohr.
Ich bekomme wieder einmal diese Gänsehaut.
„Schwarz, genau wie meine Seele."
Er klingt wie ein alter Seemann.
Ich muss lachen, doch ziehe ihn näher an mich heran und küsse ihn wild.
Diesmal löse ich mich nicht so schnell von ihm.
Im Gegenteil.
Ich stehe von meinem Hocker auf und lasse mich von ihm gegen die Bar drängen.
Das braune Holz bohrt sich in meinen Rücken.
Seine Hände sind überall, und hinterlassen eine heiße Spur auf meinem Körper.
Er soll mich nie wieder loslassen.

„Elina."
Atemlos löst Fedja sich von mir.
„Scheiß auf das Spiel."
Ich nicke hastig und lasse mich von Fedja mitziehen.
Wir laufen nicht lang durch die Nacht, schon bald sind wir an einem Hochhauskomplex angekommen.

„Hier wohnst du?"
Es wundert mich, dass Fedja noch so nüchtern rüberkommt.
Ich kann kaum noch aufrecht stehen.
Er schließt seine Haustür auf, wobei diese nicht einmal richtig abgeschlossen war.

„Sorry, es ist unordentlich."
Fedja führt mich in die kleine Wohnung.
Es ist wirklich unordentlich.
Überall liegen Pizza Kartons oder leere Pfandflaschen herum.
Der Boden hat schon längere Zeit keinen Staubsauger mehr gesehen und der Fernseher läuft
Jedoch ohne einen Zuschauer.

„Komm, wir gehen in mein Zimmer."
Ich kann dank der Dunkelheit nicht alles erkennen, doch Fedja besitzt ein ungewöhnlich kleines Zimmer, für einen achtzehnjährigen.
Fedja scheint sich nicht an meinen Blicken zu stören, schließt hinter uns seine Zimmer Tür und presst mich kurz darauf gegen diese.

„Du bist so schön." Murmelt er, als er von meinen Lippen ablässt und an meinen Hals saugt.
Fuck!
Ich war mir sicher, dass diese Nacht Spuren auf meinem Hals hinterlassen wird.
Fedja führt mich zu seinem Bett und legt sich über mich.
Normalerweise wäre ich aufgeregt, doch der Alkohol überdeckt meinen Überschuss an Adrenalin und meine fehlende Erfahrung.

Ich bin bereit für das hier.
Ich will ihn.
Mehr als alles andere.
Seine Lippen sind überall auf meinem Körper.
Fedja hat recht.
Das hier ist nichts anderes, als purer Sex.

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Die Monster unter meinem Bett. Where stories live. Discover now