16 | Veränderte Routine.

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Dascha

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Dieser Morgen ist anders.
Das Licht fällt anders in mein Zimmer.
Meine Bettdecke fühlt sich anders an.
Meine Gedanken sind anders.

Meine Einstellung zum Leben hat sich nicht über Nacht verändert, ich würde mich immer noch vor einen fahrenden Zug schmeißen.
Doch etwas ist anders.

Das erste woran ich nach dem Aufstehen denke ist ausnahmsweise nicht, dass ich vor dem schlafen gehen lieber ein paar Schlaftabletten mehr geschluckt hätte.
Das erste woran ich nach dem Aufstehen denke, ist Fedjas kleine Brünette.

Besonders Attraktiv finde ich sie weiterhin nicht, jedoch bin ich interessiert genug an ihr, um nach dem Aufstehen an sie zu denken.
Sie ist eigentlich viel zu klein für meinen Geschmack, außerdem sind Blondinen mir viel lieber.
Die, mit den schönen, blauen Augen und dem üppigen Vorbau.
Das braunhaarige Mädchen besitzt nichts davon.
Ihre Augen sind langweilig Braun, genau wie ihre Haare, und ihre Oberweite liegt im kleineren Bereich.
Nichts, was mich sonderlich ansprechen würde.

Allerdings beneide ich sie ein wenig.
Sie hat es geschafft, Fedjas Interesse zu wecken.
Etwas, was ich seit Jahren erreichen will.
Mit ihrer nichtssagenden Art, ihrem schlichten Auftreten und dem Durchschnittlichem Aussehen hat dieses Mädchen es geschafft, dass Fedja ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt.
Sie strengt sich nicht einmal an.

Ob er es schon mit ihr getan hat?
Bestimmt hat er das.
Wir sprechen hier schließlich von Fedja.
Ob er ihr erzählt hat, sie sei die einzige für ihn?
Auch wenn ich weiß, dass er es schon mit viel zu vielen Frauen getan hat.
Manche jünger, manche älter als er.
Er könnte jede haben, und dann nimmt er das kleine Brünette Mädchen.
Ausgerechnet sie.

Wenn ich die Wahl hätte, würde mich in jedem Fall für Melanie aus dem Deutsch Kurs entscheiden.
Ihre Haare sind Blond, wie meine und sie besitzt so schöne Kristallblaue Augen, genau wie ich.
Wir sind uns so ähnlich.
Sie trägt oft eng anliegende Tops und im Sommer schmiegen sich kurze Hosen um ihre kurvigen Beine.

Wieso nimmt Fedja nicht so jemanden wie Melanie?
Vielleicht kennt er sie aber auch einfach nicht.
Schließlich ist er nicht oft im Deutsch Kurs gewesen.
Vielleicht ist sein Zusammentreffen mit dem Brünetten Mädchen aus reinem Zufall entstanden, weil er sie zufällig in Chemie Kurs gesehen hatte.
Wäre Melanie mit uns zusammen in dem Chemie Kurs, wäre sie ihm mit Sicherheit viel mehr aufgefallen.
Auch solche Gedanken, gehören nicht zu meiner Routine.
Sie werden von einem Klopfen unterbrochen.

Irritiert blicke ich zu meiner Zimmertür.
Es gehört ebenfalls nicht zu meiner morgendlichen Routine, dass jemand an meiner Tür klopft.
Heute ist alles so anders.

„Ja?"
„Dascha?"
Mila tritt in mein Zimmer und sieht mich traurig an.
„Was willst du?"
„Kann ich bei dir schlafen? Ich will nicht alleine sein."

Ich verstehe ihre Logik nicht.
Sie schläft seit drei Jahren alleine in ihrem Bett, und auf einmal kann sie es nicht mehr?
Als hätte sie es verlernt.
„Nein. Jetzt hau ab."

Kurz frage ich mich, wieso sie überhaupt schlafen will, es ist bereits morgen.
Ich schaue zu der Uhr, die an meiner Wand hängt.
Sechs Uhr.
Meine Routine besteht daraus, so früh aufzustehen.
Ihre jedoch nicht.

„Bitte Dascha."
Ich sehe mir das Bündel vor mir noch einmal genau an.
Meine Mutter hat recht, wir beide besitzen leider eine riesige Ähnlichkeit.
Selbe Haarfarbe, selbe Augenfarbe, sogar unsere Nasen sind gleich.
Dabei haben wir fünfzehn Jahre Altersunterschied.
Genetik kennt wohl kein Alter.

„Okay. Aber wehe du sagst Mama was davon."
Sonst könnte sie noch denken, ich würde den Unfall mögen.
Ich rutsche ein wenig und meine kleine Schwester rückt dicht an mich heran.
Ich kann nicht leugnen, dass mir das nicht ein klein wenig gefällt.

Ich muss aufpassen.
Sonst würde in Zukunft nicht nur unsere Mutter denken, dass ich das blonde Monster mag.

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Die Monster unter meinem Bett. Όπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα