-Kapitel 21-

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„Aber natürlich, Herr Sung! Wir fangen gleich morgen mit den Dreharbeiten an! Ja, selbstverständlich. Ja, Sie haben mein Wort! Diese Werbung wird ihrem Konzern eine Menge Geld einbringen. Nein, machen Sie ich da mal keine Sorgen. Ich will nicht Bang heißen wenn-"

Ein Klopfen an der Tür unterbrach das Telefonat.

„Ja?!", zischte er, nachdem er die Hand auf den Hörer legte.

Vorsichtig erschien der Kopf seiner neuen Sekretärin in der Tür.

„Herr Bang?", fing die verängstige Frau an.

„Was ist?! Ich führe gerade ein wichtiges Telefonat!"

„Entschuldigung, aber.. Ihr 14.00 Uhr-Termin ist da."

Ein süffisantes Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit.

„Lass ihn reinkommen."

„Entschuldigen Sie bitte Herr Sung, aber ich muss die letzten Vorbereitungen für den morgigen Werbespot erledigen. Ja, das kennen Sie wahrscheinlich. Wenn man sich nicht selbst um alles kümmert... Aber natürlich! Ja! Grüßen Sie mir die Frau Gemahlin!"

Der freundliche Ton vom Telefonat wich erneut seinem typischen Befehlshaberton, den er bei all seinen Mitarbeitern anwandte.

„Endlich hast du deinen Fehler eingesehen. Setz dich. "

Mit einem Quietschen seines opulenten Luxussessels streckte er einen Arm über den Tisch und schob seinem Gegenüber einen 30-seitigen Vertrag entgegen. Abschließend legte er seinen Glückskugelschreiber darauf.

„Es hat sich nicht viel geändert. Lediglich die Vertragslaufzeit wurde von fünf auf acht Jahre verlängert. Du musst nur unterschreiben, dann kannst du endlich wieder mit der Arbeit anfangen! Wir haben jede Menge zu tun. Gleich morgen werden wir-„

Jungkook schob den Vertrag zurück ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen.

Bangs Redeschwall stoppte abrupt und seine selbstgefälligen Gesichtszüge entglitten ihm völlig.

„Was soll das?", fragte er mit einem bedrohlichen Unterton.

Jungkook wollte sich jedoch nicht erneut von Bang und seinen Launen beeinflussen lassen. Voller Entschlossenheit sah er seinem Vorgesetzten deshalb in die Augen und verkündete ihm seine Entscheidung.

„Ich werde mir eine Auszeit nehmen."

„Wegen dieser Frau?!"

Dass er nach wie vor eine Tiefe Abneigung gegen Areum hatte, konnte und wollte Bang nicht verbergen.

Jungkook atmet tief ein, um sich zu beruhigen. Er hatte Areum versprochen, nicht wieder auszurasten und dieses Versprechen wollte er um alles in der Welt einhalten. Er wollte sie nicht noch ein weiteres Mal enttäuschen.

„Nein, meinetwegen."

Wutentbrannt und äußerst umständlich stand Bang auf und schmiss den Vertrag vom Tisch. Die vielen Seiten wirbelten durch die Luft bis sie schließlich wild durcheinander zu Boden zu fallen.

„Deinetwegen? DEINETWEGEN?! Und was ist mit deiner Zukunft?! Mit unser ALLER Zukunft?!", schrie er so energisch, dass ihm dabei die Spucke aus dem Mund spritzte.

Nach außen hin wirkte Jungkook relativ entspannt, doch was Bang nicht sehen konnte war, dass er unter dem Tisch die Hände zu Fäusten geballt hatte. Es kribbelte ihm schon in den Fingern und es fehlte nicht viel, bis auch er aufsprang und Bang an seiner Krawatte über den Tisch zog, um ihm dann-.

Denk an Areum! Denk an Areum!

Sein Mantra schwirrte ihm durch den Kopf, bis er sich nach mehreren Atemzügen wieder etwas gefasst hatte.

„Um eine Zukunft zu haben, muss ich erstmal gesund werden."

Als gewiefter Geschäftsmann hatte Bang genug Übung darin, die richtigen Methoden anzuwenden, um an seine Ziele zukommen. So erkannte er schnell, dass er in Jungkooks Fall mit seiner Einschüchterungstaktik nicht weit kommen würde. Also versuchte er es auf die gespielt nette Tür.

„Aber natürlich! Du hast ja Recht."

Jungkook glaubte ihm kein Wort und wartete schon auf Bangs nächsten Worte.

Nachdem letztere seine Sekretärin ins Büro zitierte und sie mit zittrigen Händen die Zettel vom Boden aufheb ließ, scheuchte er sie ohne ein Dankeschön wieder hinaus. Dann ließ er sich wieder schwerfällig auf seinem Sessel nieder und sortierte die Seiten.

„Wir drehen noch den Werbespot für das Mobilunternehmen und machen das Fotoshooting. Dnn kannst du dir von mir aus eine Woche freinehmen. Jetzt sei so freundlich und unterschreib' endlich, hmm?"

„Ich werde nicht unterschreiben."

Lange hatte die freundliche Fassade nicht gehalten. Schlagartig schoss Bang nämlich die Zornesröte vom dicken Hals bis ins Gesicht. Es fehlte nur noch, dass ihm heißer Dampf aus den Ohren und den Nasenlöchern stieß.

„Du undankbarer Bengel! Ich habe dich großgemacht und so dankst du es mir?!"

Eigentlich verdiente Jungkook einen Preis dafür, dass er seine Emotionen im Griff und Bang noch nicht verprügelt hatte.

„Es stimmt. Sie haben uns trainiert. Uns Wege geebnet. Uns zu Ruhm verholfen. Ich durfte das machen, wovon ich immer geträumt habe und noch mehr. Dafür bin ich ihnen auch dankbar. Doch zu welchem Preis? Sie sind stinkreich, wir sind reich. Aber Geld ist verdammt noch mal nicht alles! Wir haben uns verloren.  Wir haben bis an unsere physischen Grenzen gearbeitet und noch darüber hinaus. Ich habe mein psychisches Limit erreicht. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich war müde.. so müde."

Das erste Mal seit Bang Jungkook kannte, sah er den wirklichen Zustand seines Schützlings. Der talentierte, eifrige und fröhliche junge Mann war weg. Vor ihm saß nur noch die ausgemärgelte leere Hülle von dem, was er früher einmal war.

"Dann kam Areum. Sie hat mir neue Energie gegeben. Ich hatte wieder Motivation zu arbeiten und empfand endlich wieder die Freude daran. Und dann wollten Sie mir diese Freude nehmen und es ist Ihnen zwischenzeitlich auch gelungen. Sie haben alles kaputt gemacht!"

Jungkooks plötzlicher emotionale Ausbruch ließ Bang zusammenzucken. Mit großen Augen starrte er den wütenden Mann an und erkannte zum ersten Mal, was er mit seinem Handeln angerichtet hatte.

"Ich wollte sterben!"

Das war ein dunkles Kapitel, das sämtliche Beteiligten am liebsten vergessen würden. Auch Bang und das gestand er sich auch ein.

„Ich hatte zu dem Zeitpunkt einfach keinen Ausweg mehr gesehen. Der Schmerz war nicht auszuhalten... Doch heute weiß ich, dass das falsch war. Ich habe dabei nur an mich gedacht, aber nicht an die Menschen, denen ich etwas bedeutete. Beinahe hätte ich die Leben all derer zerstört, die mich lieben. Aber jetzt bin ich klüger und habe eines gelernt und zwar, dass es IMMER eine Lösung gibt! Für JEDES Problem! Und in meinem Fall ist das eine Auszeit."

Jungkooks Worte zeigten Wirkung. Stillschweigend saß Bang da und versuchte die Informationen zu verarbeitet.

Erleichtert darüber, sich endlich all' seine Gedanken von der Seele geredet zu haben, schloss Jungkook für einen Moment seelig die Augen.

Das was er vor seinem inneren Auge sah, zauberte ihm ein Lächeln ins Gesicht.

Er wandte sich noch einmal seinem Vorgesetzten zu, der immer noch kein Wort herausbringen konnte.

"Sie haben mich vorhin nach meiner Zukunft gefragt. Areum ist meine Zukunft.

Mit diesen letzten Worten stand Jungkook auf und kehrte Bang und somit auch BigHit ein für allemal den Rücken zu.

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