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Ich lag wie tot auf der Liege beim Doktor. Er versuchte, mich aufzumuntern, scheiterte daran jedoch kläglich. Erst bei dem Satz "Wenn Negan mitbekommen würde, wie oft du dich schon vor mir ausziehen musstest, würde er mich in seinen Schmelzofen werfen", musste ich schmunzeln.

Aber eigentlich war es mir egal. Gerade war mir alles egal. Daryl hasste mich. Negan vertraute mir nicht. Ich wollte einfach weg und ich hätte sofort die Fluch ergriffen, wenn ich nicht bemerkt hätte, wie sich vor dem Zimmer des Arztes Wachen aufgestellt hatten. Manchmal fühlte ich mich echt nicht besser, als irgendeine besondere Geisel. Eine Geisel, an der niemand mehr Interesse hatte.

"Fertig?", fragte ich teilweise genervt. Ich hatte Schmerzen und das entging ihm nicht. Er drückte mir eine Plastikdose mit Tabletten in die Hand. "Wozu?", fragte ich immer noch im gleichen Ton. "Das macht alles leichter." Ich zog eine Augenbraue hoch und steckte die Dose in meine Hosentasche. "Danke." Dann verließ ich das Zimmer. Dwight stand da.

"Negan verlangt nach dir." Ich entgegnete ihm ein Lachen und äffte ihn nach. "Negan verlangt nach dir. Sag dem allmächtigen Negan, er kann mich mal.", ich ging an Dwight und dem anderen vorbei. "Negan hat gesagt, du sollst nicht sauer sein.", erwiderte er. "Ich bin nicht sauer, ich bin enttäuscht.", und mit diesen Worten lief ich aus dem Gang und rannte zum Lager.

Ich verschaffte mir durch eine Lüge Eintritt und nahm mir sämtliche Flaschen an Alkohol. Unbeobachtet lief ich zur Dachterrasse und machte es mir dort gemütlich. Es war gerade Nachmittag und unten hörte man den ganzen Trubel. Ich wusste, dass Negan gleich nach Alexandria aufbrechen würde, hatte es in seinen Notizen gelesen. Sollte er doch. Es war mir egal.

Ich nahm mir eine Wundertablette vom Doc und schluckte sie mit einem großen Schluck Scotch runter. Sogar diese widerliche braune Flüssigkeit erinnerte mich an diesen schönen Tyrann.

Negans Sicht

"Verdammte scheiße! Es kann doch nicht sein, dass niemand sie findet! ", brüllte ich meine Männer an. Ich wollte, nachdem ich wieder hier war, mit Catha reden aber sie war spurlos verschwunden. Irgendwann dreh ich der Frau noch den Hals um. "Ich hab sie.", kam es auf einmal durch mein Walkie-Talkie. "Endlich. Wo ist sie?" "Sie ist auf der Dachterrasse. Das solltest du dir lieber selbst ansehen."

Mit schnellen Schritten lief ich die endlosen Stufen zur Dachterrasse hoch. Als ich dort war, schickte ich den Mann weg, der sie gefunden hatte. Der Anblick meiner schönen Cayetana war schlimm. Sie saß verheult, zusammengekauert und umringt von leeren Flaschen am Geländer.

Sie weinte immer noch. Langsam ging ich auf sie zu und sagte leise ihren Namen. Sie schreckte hoch und fiel sofort wieder hin, wobei sie sich den Kopf stieß. Sie war sturzbetrunken. "Geh weg.", brabbelte sie fast unverständlich aber da es ihr Standardspruch war, fiel es mir nicht schwer, sie zu verstehen. Sie hielt sich am Geländer fest und hangelte sich hoch. "Du sollst weggehen.", kam es wieder von ihr und sie nahm noch einen Schluck aus ihrer letzten Flasche.

"Reicht das nicht langsam?" Vorsichtig näherte ich mich ihr und nahm ihr die Flasche weg, woraufhin sie lachte. "Spielverderber. Verpiss dich. Verpiss dich, verpiss dich, verpiss dich. Ich hasse dich. Aber ich mag dich auch." "Du kommst jetzt mit mir mit, in Ordnung?", fragte ich, ohne eine Reaktion auf ihre Worte. "Nö.", sagte der kleine Sturkopf.

Doch dann schubste sie mich weg und dass mit einer Kraft, die ich nicht erwartet hatte. Im nächsten Moment kletterte sie über das Geländer. "Scheiße, Cayetana!", schrie ich und hielt sie fest. Sie stand nun auf der anderen Seite des Geländers. Hinter ihr der nahe Abgrund. Ihr lief eine weitere Träne über die Wange. Scheiße, sie sah so fertig aus. "Mach keinen Scheiß!" "Mach ich nicht. Ich will das.", kam es fast perfekt ausgesprochen von ihr. "Du weißt nicht, was du da sagst!" "Doch. Lass mich los."

Ich versuchte, sie hochzuheben aber sie hielt sich fest. Zu fest. Es passierte alles zu schnell und zum ersten Mal seit Jahren plagte mich die eiskalte Angst. Weitere Tränen liefen über ihr Gesicht und sie sagte weiterhin nur einen Satz: "Lass mich los."

Ich tat das einzig Richtige. Ich zog ihren Kopf zu mir und küsste sie. Ich küsste sie mit all meinen Gefühlen, die ich für sie hatte. Sie erwiderte und in dem Moment wo sie schwach wurde, griff ich sie etwas unsanft und zog sie wieder über das Geländer. Wir fielen beide hin aber ich hielt sie fest in den Armen. Sie weinte wieder mehr. Ich drückte ihren Kopf gegen meine Brust und hielt sie einfach fest.

King & Queen || TWD NeganKde žijí příběhy. Začni objevovat