Mary Sues

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Mary Sue - den Begriff hat wohl schon jeder einmal gehört, hoffentlich im Negativen. Aber warum sind sie so schlimm und warum hassen sie so viele Leser?

Mary Sues sind zu perfekt. Eindimensional. Kurz gesagt, langweilig. Kein Leser kann sich mit ihnen identifizieren, weil sie oft keine Schwächen haben und für sie alles glatt läuft.

Wenn eine Katze perfekt ist, was passiert dann? Richtig, sie bekommt alles auf die Reihe. Die Handlung ist nicht mehr spannend, weil es gar keine Handlung gibt. Oft werden einzelne Events nur in die Geschichte geworfen, damit der Leser sehen kann, wie toll der Hauptcharakter ist, oder Mitleid mit ihm hat.

Über Mary Sues könnten wir uns unser ganzes Leben lang aufregen. Und dann kommen meist die wunderbaren Leser, die auf die Frage, ob der Charakter eine Mary Sue ist, antworten: ,,Nein, gar nicht. Sie ist perfekt!!!"

No. Just no.

Doch was macht eine Mary Sue aus? Und was kann man tun, um sie zu vermeiden? Diese Fragen beantworten wir hier.

Merkmale einer Mary Sue sind:

✾ keine richtigen oder vorhandenen Schwächen (z. B. Heilen bei Kriegern oder ,,sie hat zu viel Temperament")

✾ zu viele Stärken

✾ hübsch

✾ Alles dreht sich um sie

✾ schöner und außergewöhnlicher Name, wie Schneerose in einer Welt von Baumpelzen

✾ findet immer einen Gefährten am Ende, die große Liebe

✾ der Bösewicht ist besessen von ihr und will sie unbedingt töten oder ist verliebt in sie

✾ tRaGiScHe Vergangenheit

✾ tote Eltern usw., von denen behauptet wird, dass sie wegen ihrem Tod eine Depression hat, die sich aber nirgendwo zeigt

✾ verliert nie einen Kampf

✾ immer sind andere verantwortlich für die Dinge, die schief gehen und sie bildet sich ein, alle zurechtweisen zu können

✾ ihre Taten/Schwächen haben keine Konsequenzen (z.B. sie sagt, dass Kämpfen nicht ihre Stärke ist, verliert aber nie)

✾ NIEMAND kann sie überlisten und wenn, dann kommt sie locker ohne Hilfe aus

Das war jetzt nur eine kurze Liste, aber ich könnte stundenlang fortfahren.

Die vielen Arten der Mary Sue

Oh ja, es gibt sehr viele Arten. Für alle, die immer noch sagen: ,,Mein Charakter ist böse, also ist sie keine Mary Sue", hier kommen sie.

Purity Sue - Diese Katze tut immer das Richtige. Ihre Entscheidungen sind alle weise und erweisen sich als super intelligent. Dazu steht sie immer auf der Seite des Guten und das Böse und belastende Dinge beeinflussen sie nie.

Black Hole Sue - Diese Katze ist wie ein schwarzes Loch, sie steht im Zentrum aller Handlungen, alles dreht sich nur um sie. Alle anderen Figuren verhalten sich so, dass sie im Mittelpunkt stehen kann und haben keine anderen Interessen, als für oder gegen sie zu arbeiten.

God-Mode Sue - Diese wahrhaft göttliche Katze kommt nie in die Situation, eine Niederlage erleiden zu müssen. Sie ist total überpowert und alle Lösungrn fliegen ihr praktisch zu.

Mary Tzu - Diese Katze ist unrealistisch brilliant, sie weiß, was alle anderen Charaktere tun werden, noch bevor sie es selbst wissen. Für jede Wendung hat sie sofort einen Plan und jeder Charakter verhält sich auch entsprechend ihrer Pläne. Woher diese Intelligenz und das Wissen kommen, wird nie erklärt, aber sie beschränken sich nicht auf ein Themengebiet, sondern auf die ganze Welt.

Jerk Sue - Der Badboy unter den Warrior Cats. Diese Katze ist kaltherzig und mürrisch gegenüber allen anderen Katzen, was durch eine tragische Vergangenheit gerechtfertigt wird. Wer ihr nicht verzeiht und sie nicht mag, ist für gewöhnlich böse.

Copy Cat Sue - Diese Katze entspricht genau dem Lieblingscharakter des Autors, mit dem Unterschied, dass alle bekannten Schwächen von ihr genommen werden. Gravierende Beispiele sind Häherfeder und Tüpfelblatt. Wer Kopien von ihnen in einer Geschichte liest, kann seine Zeit lieber woanders verschwenden.

Posession Sue - Das Gleiche wie Copy Cat, nur dass hier ein bereits bestehender Charakter geändert wird und nach den Vorstellungen des Autors zurechtgebogen wird.

Sympathetic Sue - Diese Katze hat die tragischste Vergangenheit von allen, Depression und Unsicherheit, aber es gibt Heilung! Diese kommt dann meistens in Form der großen Liebe und sie vergisst all ihre Trauer einfach.

Anti-Sue - Diese Katze denkt, dass sie nutzlos ist und keiner sie mag, erhält dann aber oft alle Liebe, die sie sich wünscht. Ein Wunder...

Villain Sue - Der Bösewicht der Geschichte. Unüberwindbar, oft ohne Grund böse und lenkt den Hauptcharakter. Kann mit anderen Sues überlappen.

Ja, das wären die wichtigsten Arten der Mary Sue und einige von euch, kriegen es hin, EVERY SINGLE ONE OF THEM zu verwenden. Manche Geschichten bestehen nur aus ihnen und manche Leser finden sie auch noch toll...

Self Inserts

Ein Self Insert ist ein vom Autor erschaffener Charakter in der Fanfiktion, der auf der Person des Autors selbst aufbaut. Solche Charaktere werden oft erschaffen, da der Autor insgeheim selbst gerne am Geschehen seines Fandoms teilhaben möchte. Es ist auch nicht immer beabsichtigt, sondern geschieht manchmal nur unterbewusst.

Solche Self Inserts enden leider oftmals in einer Mary Sue. Der Charakter wird nur auf Grundlage des Autors erschaffen, allerdings mit

den typischen Eigenschaften einer Mary Sue. Der Charakter ist dadurch so gut wie perfekt und kann somit das Wunschgeschehen des Autors hervorragend ausüben.

Der Unterschied zwischen einer Mary Sue und einem Self Insert ist kurz erklärt, dass ein Self Insert auch Schwächen und Probleme haben kann, während eine Mary Sue mit den bereits vorher beschriebenen Grundzügen durch die Welt kommt und jeden von sich überzeugen kann. Die meisten Self Inserts enden meiner Erfahrung nach allerdings in der typischen Ausgabe einer Mary Sue.

Wie man Mary Sues vermeiden kann

Ein Charakter sollte Ecken und Kanten besitzen, wie jeder reale Mensch es auch tut. Kein Mensch ist perfekt und das ist auch gut so, denn es lässt uns zu Individuen werden.

Jeder Charakter sollte ebenso „gute“ wie „böse“ Seiten besitzen. Ob er nun mehr zu der einen oder anderen Seite tendiert, ist des Autors Angelegenheit, doch kein Mensch steht nur auf der heilen oder dunklen Seite des Lebens. Ebenso sollte der Charakter wirkliche Schwächen haben, auf welche wir im nächsten Kapitel auch noch einmal eingehen werden. Auch Macken und Unsicherheiten des Charakters sind wichtig, um ihn wirklich real und glaubwürdig darstellen zu können.

Schwächen und Unsicherheiten bergen das Potenzial für Konflikte. Jede Geschichte lebt von ihren Konflikten und entwickelt sich durch diese weiter. Wenn ein Charakter für alles schon eine Lösung parat hat, wird eure Geschichte schnell langweilig. Die Unsicherheiten und Schwächen deines Charakters bieten die Möglichkeit, Spannung in die Geschichte zu bringen und den Leser mitzureißen.

Der Charakter sollte während der Geschichte auch Iernfähig sein. Kein Mensch kann zu Beginn seines Lebens oder zu der Beginn der Geschichte bereits alles. Er sollte Lernprozesse durchlaufen, neue Erfahrungen sammeln und sich dementsprechend weiterentwickeln. Entwicklung ist meiner Meinung nach beinahe das wichtigste Stück des Puzzles Fanflction bzw. einer Geschichte.

Wichtig ist meiner Meinung nach auch, dass nicht immer nur der Protagonist die Lösungen zu Problemen liefert. Im Normalfall hat der Charakter Freunde und andere Bekannte, die ihn auf seiner Reise durch die Geschichte unterstützen. Auch sie sollten zu den Lösungen etwas beitragen und somit zeigen, dass der Charakter nicht unfehlbar ist.

Und zu allerletzt: Sich Zeit zu lassen, ist unglaublich wichtig. Man sollte intensiv an der Ausarbeitung eines Charakters arbeiten und nicht schnell einige Charakterzüge zusammenschustern, denn hierbei ist die Chance sowohl für Mary Sues als auch für unerklärliche Gegensätze sehr groß. Die Zeit, die man sich anfangs nimmt, wird sich am Ende lohnen.

Mary Dos and Don'ts || Rants, Tipps und BuchbewertungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt