Kapitel 23 - Mr. Arschloch

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Am gleichen Tag

Augusts POV

,,Lass uns raus!", schreit Nick zum millionsten Mal. Seine Stimme hallt in dem leeren Gebäude wider und ich verdrehe genervt die Augen.

Vier Mal am Tag kommt uns das Arschloch besuchen und drei Mal davon gibt er uns etwas zu Essen, welches meistens aus Brot und Milch besteht und selten auch mal aus kalter Suppe.

Das vierter Mal schlägt er uns dann wieder und versucht uns einzureden, dass Noah ja doch nicht kommen wird.

Dieses Arschloch macht mir keine Angst. Ehrlich gesagt erinnert er mich an einen fetten Sack Kartoffeln.

Nick ist da komplett anders, denn er hat sich im Laufe der Jahre keine Schutzmauer aufgebaut und außerdem ist er ziemlich leichtgläubig.

Und ich glaube, dass er das ganze nicht mehr lange durchhalten wird.

,,Hör auf damit.", flehe ich und lehne meinen Kopf gegen die kühle Steinmauer.
Ich habe schon ewig nicht mehr geschlafen. Wie könnte ich auch? Es ist arschkalt, irgendwo tropft Wasser von der Decke und ja, vielleicht werden wir in zwei Wochen sterben. Nicht, dass ich kein Vertrauen in Noah hätte, ganz im Gegenteil, ich vertraue ihm zu einhundert Prozent, es ist nur -

,,Wieso sollte ich?", zischt Nick, ,,Vielleicht ist er irgendwann so genervt, dass er uns freiwillig gehen lässt."

,,Oder er bringt dich sofort um."

Überrascht schaut mich Nick an und dann wirft er mir tödliche Blicke zu.
,,Wie kannst du nur so etwas sagen?", wirft er mir vor und lehnt dann ebenfalls seinen Kopf gegen die Wand.

Ein wenig erinnert er mich schon an Noah. Er ist ruhig und denkt nach, bevor er etwas sagt und außerdem ist er sehr emotional.

Leise kichere ich und wieder starrt Nick mich tödlich an.

,,Was findest du denn jetzt schon wieder so verdammt lustig?"

Grinsend schaue ich ihn an.
,,Du bist so verdammt emotional."

,,Ach, echt?", fragt er sarkastisch und ich seufze.

,,Ja, das erinnert mich ein wenig an Noah. Ich vermisse ihn.", gebe ich ehrlich zu und dann kommt Nick auf mich zu und setzt sich neben mich auf den kalten Boden. Ich weiß, dass es ihm genauso geht.

Der Boden ist schmutzig und ich will gar nicht wissen, die dreckig ich bin. Ich frage mich, die das Arschloch diesen Ort hier gefunden hat.

,,Verdammt.", flüstere ich und raufe mir das fettige Haar.

Nick nickt zustimmend.
,,Ja, ich habe auch Hunger."

Seufzend schaue ich auf den Flur hinaus, der in völliger Dunkelheit gehüllt ist. Das ganze Gebäude ist heruntergekommen und mich wundert es, dass wir nicht schon längst darunter begraben wurden.

Jedes Mal, wenn das Arschloch kommt, ist er einfach da. Also ich meine, wir wissen nicht, von wo er kommt, da steht halt einfach plötzlich im Gang und kommt auf uns zu. Wie diese gruseligen Typen in der Geisterbahn.

,,Warum macht sich Noah immer für alles verantwortlich?"

Die Frage kommt einfach aus dem Nichts. Ehrlich gesagt habe ich schon eine ganze Weile darüber nachgedacht. Er sieht immer so... zerbrechlich aus. Vor allem, wenn er mit Flynn fertig werden muss. Wie damals auf dem Sportplatz.

Aber als er mich im Jungsklo schlagen wollte, habe ich gemerkt, dass er auch kämpfen kann, dass er ziemlich tough ist.

Er hat widerlich zwei Seiten an sich. Einmal ist da seine kindliche Art und er ist zerbrechlich, aber dann... kann er auch zu einem richtigen Badass mutieren, was ich ziemlich heiß finde.

Aber warum lastet er sich dann immer alles auf seine Schultern?

,,Ich weiß, dass er sich für vieles die Schuld gibt, wofür er eigentlich gar nichts kann.", antworte ich mir selbst, ,,Ich weiß, dass er sich die Schuld gibt, dass er in der Schule so fertig gemacht wird. Und ich glaube...", tief atme ich durch, bevor ich die schmerzhafte Wahrheit ausspreche, ,,Und ich glaube, dass es ihn völlig fertig macht, dass er sich in mich verliebt hat."

,,Das kannst du doch nicht ernsthaft glauben."

Überzeugt nicke ich.
,,Doch, genau das denke ich. Du bist ausgerastet, als du uns gesehen hast, wie wir uns geküsst haben und daraufhin hast du ihn angeschrien.

Nick schaut mich betroffen an.
,,Du hast es also nicht vergessen."

,,Ich glaube", murmel ich verzweifelt, ,,dass es ihn fertig macht, weil du auch in mich verliebt bist und es dich verletzt, dass ich mit deinem Bruder zusammen bin."

Nick öffnet seine Mund, um etwas darauf zu erwidern, aber schnell schließt er ihn wieder.

,,Ich weiß, was damals mit Sawyer passiert ist", hauche ich in die Dunkelheit. Und ich weiß, dass das Erlebnis von damals Noah am meisten belastet."

,,Woher - "

,,Abendessen, Kinder!", ruft Mister Arschloch plötzlich laut und steckt seinen Kopf ist die kleine Zelle, ,,Heute gibt es Suppe.", erklärt er fröhlich und sofort bekomme ich eine Gänsehaut weil ich nicht wirklich Lust auf die dünne Hühnerbrühe habe, die kalt ist und nach nichts schmeckt, aber wenn man Hunger hat, isst man alles. Ist zumindest meine Erfahrung, die ich seit zwei Wochen machen darf.

Also nehme ich die zwei Schüsseln aus den Händen des Arschlochs uns reiche eine davon Nick und gleichzeitig fangen wir an zu löffeln.

Plötzlich kichert dieser Typ los und ich hätte fast die Brühe auf den Boden gespuckt. Naja, ein Fleck mehr oder weniger würde auch nicht mehr auffallen.

,,Wisst ihr was?", fragt er uns erfreut.

,,Nein, wir sind ja von der Außenwelt isoliert.", sage ich hasserfüllt. Man, dieser Typ widert mich an.

,,Sei nicht so launisch.", mahnt er mich, ,,Sonst machst du mich sehr wütend."

,,Damit komme ich klar.", sage ich gleichgültig und zeitgleich schütte ich ihm das "Essen" ins Gesicht.

,,Du kleine Schwuchtel!", schreit er und seine Alkoholfahne weht mir ins Gesicht
Dann zieht er mich an den Haaren hoch, bis uns nur noch ein paar Zentimeter voneinander trennen und ich fühle kaltes Metall an meiner Hüfte, sowie einen unerträglichen Schmerz an meinem Kopf.

,,Bewege dich noch ein Mal, wenn ich anwesend bin und du wirst dir wünschen, dass zu stirbst."

,,August!", schreit Nick ängstlich und steht ebenfalls auf.

,,Setz dich!", ruft er Nick zu und zieht mich sofort wieder an den Haaren, ,,Sei froh, dass ich dein hübsches makelloses Gesicht noch nicht aufschneiden möchte."

,,Du... Arschloch...", flüstere ich mit all meiner Kraft und plötzlich drückt er mir das Messer an den Arm, wo er mir erstmal einen langen Schnitt verpasst und ich schmerzhaft aufschreie.

Dann stößt er mich wieder in die Ecke zu Nick, der erschrocken aufjapst, aber ich fühle nichts außer meinen brennenden Arm. Nick zieht sich sofort das Shirt aus und wickelt es behelfsmäßig um die Wunde.

,,Leg dich hin... ja, genau so. Ich hab dich.", hilft mir Noahs Bruder.

,,Lass dir das eine Lehre gewesen sein.", zischt mir das Arschloch zu und tritt dann wieder in den Gang, bevor er die Zelle abschließt.

,,Ach und als Strafe bekommt ihr morgen kein Essen.", sagt er lachend und eine heiße Träne kullert über meine Wange, während sich seine Schritte immer weiter entfernen.

,,Verdammt.", schluchze ich, ,,Verdammt."

Tief atmet Nick aus, um sich zu beruhigen.

,,Ich will ja nichts sagen, aber du blutest ziemlich stark."

,,Ach, Quatsch, das spüre ich überhaupt nicht.", sage ich kraftlos, aber dennoch sarkastisch.

Bitte, Noah, ich flehe dich an. Bitte, bitte beeil dich."

August in the Fall (BxB) | Deutsche ÜbersetzungWhere stories live. Discover now