Kapitel 11 - ,,Du brauchst mich micht mehr."

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,,Noah, hast du mal eine Minute.", fragt Nick kalt, ,,Alleine?"

Ich schaue zwischen Nick und August hin und her und zu meinem Pech guckt August kein einziges Mal zu mir sondern starrt Nick an. Plötzlich steht er auf, geht an mir und Nick vorbei und geht in die Küche. 

Ich fühle regelrecht, wie mein Herz schwer wird und als ich zu Nick sehe, weiß ich, dass das alles andere als einfach wird. Sobald August außer Sicht ist, schließt Nick die Tür und starrt mich mit verschränkten Armen an.

,,Du hast eine Menge zu erklären.", sagt er kalt, ,,Du bist echt ein Arsch. Ich dachte, wir stehen das gemeinsam durch! Ich dachte, wir beide sind ein Team und ich dachte, wir hätten uns damals geschworen, dass wir ihn entweder beide bekommen oder gar keiner. Erinnerst du dich?"

Panisch blicke ich zu ihm auf.

,,Er sollte uns beiden gehören. Nicht nur dir."

Je mehr er sagt, desto mehr muss ich mir die Tränen zurückhalten. Ich habe Nick noch nie so wütend erlebt.

,,Die ganze Zeit…", murmelt Nick, ,,Als sie Partnerarbeit gemacht habe, habe ich von dir geredet."

Ich mache große Augen und kann es kaum fassen. Er hat August von mir erzählt? Oh Gott.

,,Ich dachte mir ,Hey, vielleicht mag er Noah ja, wenn du ihm von deinem Bruder erzählst und vielleicht erzählt er ja von mir, wenn er Zeit mit August verbringt.' Das wäre eine ein Situation gewesen! Ich wollte dir davon eigentlich nach dem Essen erzählen, aber als ich reingekommen bin und gesehen habe,  wie ihr beide euch geküsst habt, war ich echt schockiert."

Ich kann die Tränen nicht mehr aufhalten. Es hat sich so angefühlt, als müsse ich einen ganzen Ozean zurückhalten. Leise schluchze ich und ich weiß, dass ich diesmal wirklich Mist gebaut habe, denn ich hätte wissen müssen, wie sehr es Nick mitnimmt, wenn ich August küsse.

Nick starrt mich weiterhin kalt an und mein Herz wird noch ein wenig schwerer.

,,Nick.", schluchze ich, ,,Bitte… es tut mir leid…"

Nick beachtet mich nicht und geht zu dem Fenster herüber und starrt hinaus.

,,Es ist nur…", seufzt Nick, ,,Nach all dem, was wir zusammen durchgestanden haben…"

Er macht eine Pause und ich würde nicht sehnlicher tun, als ganz weit wegzurennen, denn ich kann meinen eigenen Bruder nicht mehr in die Augen sehen. Er starrt weiter aus dem Fenster und dreht mir den Rücken zu.

,,Es fühlt sich an, als wäre ich von meinem eigenen Bruder betrogen worden."

Panik erfüllt mich. Ich kann Nick jetzt nicht verlieren. Ich brauche ihn doch! Wir sind doch noch nie alleine durch das Leben gegangen! Er hat mir so viel geholfen. Nein, ich will ihn definitiv nicht verlieren.

,,Nick, es tut mir leid.", schluchze ich und Schweiß rinnt mir von der Stirn, ,,Ich wollte dich nicht ver - "

,,Deshalb hast du auch geplant, dass ich reinkomme.", unterbricht er mich hart und ich werde ganz blass.

,,Nick, dass wollte ich nicht. Wirklich."

Zitternd stehe ich auf.
,,Du kennst die ganze Geschichte nicht. Es ist kompliziert."

Schwungvoll dreht sich Nick an und sieht mich angriffslustig an.
,,Dann erzähl es mir."

Tief atme ich ein und beginne zu erzählen, denn er muss die Wahrheit wissen. Er hat sie verdient.

,,Quinn hat mir Augusts Nummer gegeben und nicht gesagt, wem sie wirklich gehört. Wir wollten unsere Identitäten geheim halten. So eine Art Spiel halt. Das ging ein paar Monate gut, aber als August herausgefunden hab, dass ich ihn sehr mag, wollte er mich nicht, weil er die Person mochte, mit der er geschrieben hat.

Fragend zieht Nick eine Augenbraue nach oben. Klar, so eine Geschichte kriegt man nicht oft zu hören.

,,Nick… bitte glaube mir."

,,Ich glaube dir.", sagt Nick leise und mir fällt ein kleiner Stein vom Herzen. Schwach lächel ich ihn an und Nick seufzt schwer.

,,Ich bin noch nicht fertig.", sagt er und mein Herz wird sofort wieder schwer.

,,Ich glaube dir, dass du der schlechteste Lügner bist, den ich jemals gesehen habe."

,,Nick.", flüstere ich und gehe auf ihn zu, aber bevor ich ihn umarmen kann, schlägt er meine Hand weg.

,,Fass mich nicht an.", faucht er, ,,Ich finde dein Verhalten echt schrecklich."

,,Nick, du kannst nicht böse auf mich sein.", hauche ich weinend, ,,Ich brauche dich doch. Du hast mir so viel geholfen. In der Schule, mit Flynn, mit den Verletzungen, mit meiner Panik - "

,,Du hast ja jetzt August.", faucht er weiter, ,,Da brauchst du mich ja ganz offensichtlich nicht mehr."

Er bringt noch eine wenig mehr Abstand zwischen uns und erneut heule ich los.
Ich kann meinen Bruder nicht verlieren. Nick stürmt zur Tür und bevor er den Raum verlässt, starrt er mich noch einmal an.

,,Was ist mit Satz ,Bruder vor Luder', mh? Hast du jetzt alles vergessen, weil August in deinem Hirn ist oder was?" 

Ohne eine Antwort abzuwarten geht er hinunter in die Küche und lässt mich mit einem gebrochenen Herzen zurück.

Taub stehe ich mitten in dem Zimmer.

Ich kann ihn nicht verlieren. Das geht nicht. Ich kann nicht, ich kann nicht, ich kann nicht.

Immernoch strömt mir Schweiß von der Stirn. Ich glaube, ich habe gerade meinen Bruder verloren. Und Nick wird mir das so schnell nicht verzeihen.

Meine Atmung wird flacher, aber meine Lunge schreit nach Luft.

Ich habe eine weitere Panikattacke.

,,Ni - ", hauche ich, aber ich bringe kein Ton heraus, ,,Ni - "

Plötzlich spüre ich kalte Hände an meinen Wangen und zwischen den grünen kann ich einen besorgt aussehenden August erkennen.

,,Gott, Noah!", ruft er panisch, ,,Was ist passiert?"

,,Panik… attacke…", flüstere ich mit einer kratzigen Stimme.

Sofort zieht mich August in seine Arme und ich schluchze in sein Pullover.

,,Wo ist Nick?"

,,Küche.", bringe ich kraftlos hervor.

,,Bastard.", Flucht Verbund streichelt neben meinen Kopf, ,,Atme ganz ruhig.", sagt er und zu meiner Überraschung fängt er an zu summen.

Er hat eine wunderschöne Stimme. Dann greift er nach meiner Hand und zieht mich mit auf das Bett.

,,Hier, setz dich erst mal hin. Ich gehe Nick suchen, damit er dir deine Tabletten gibt."

Ich nicke und August lächelt mir beruhigend zu, bis mir einfällt, dass meine Väter ja gar nichts von den Tabletten wissen.

,,August, nein!", rufe ich ihm hinterher und dieser kommt besorgt zurück, weil ich von dem Bett aufgesprungen bin.

Dabei habe ich nicht bedacht, dass meine Beine wackelig und weich sind, sodass ich kraftlos zu Boden gehe. Plötzlich war August da, aber leider hat er die Arme nicht schnell genug ausgestreckt, sodass ich auf dem Boden lande, was ich aber gar nicht richtig spüre.

Und dann schließe ich die Augen.

August in the Fall (BxB) | Deutsche ÜbersetzungWhere stories live. Discover now