Kapitel 14 - Die Vergangenheit grüßt

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Lukas POV

Ich stöhne einmal laut auf.

,,Gott verdammt!", fluche ich laut. Ich schwöre, dass ich niemals mehr so viel trinken werde. In meiner Vorstellung hat es sich besser angefühlt, den Schmerz wegzutrinken, als sie es in echt war. Und nun habe ich einen fetten Kater. Seufzend blicke ich mich um.

August ist natürlich verschwunden. Er muss zu Noah gegangen sein, als ich eingeschlafen bin. Ich frage mich, was ich wohl für einen Mist gelabert habe, dass er gegangen ist...

Heute ist wieder einer der langweiligen Tage. Ein Tag voller Einsamkeit und Nichtstun.

Gott, ich brauche unbedingt eine Zigarette.

Aus meiner Jackentasche ziehe ich eine Schachtel und zünde mir eine Kippe davon an. Ich wüsste genau, was August jetzt dazu sagen würde.

,,Nimm dir ein Beispiel an mir und versau dir dein nicht Leben durch so einen Mist."

Ach, August.

Seufzend nehme ich einen Zug und atme tief ein. August bedeutet mir echt viel und ehrlich gesagt ist es meine Schuld, dass er raucht, weil ich ihn früher praktisch dazu gezwungen habe.

Du bist echt ein Loser, denke ich mir und trete gegen den Bordstein. Ich nehme einen weiteren Zug. Der Tag wird sich wie Kaugummi ziehen, so wie das ganze weitere Leben auch. Vielleicht bekomme ich ja heute ein wenig Geld, um mir eine Pizza kaufen zu können. Ich werde nie vergessen, wie der warme Käse in meinem Mund geschmolzen ist. Was für eine Erfahrung.

,,Du bist jetzt also ein Raucher, was?", bei dem klang der Stimme gefriert mir förmlich das Blut in den Adern und ich bleibe stehen.

Das kann nicht sein... nach all der Zeit?

Ich kann mich nicht bewegen. Ich kann nicht nach oben sehen. Ich bleibe einfach stehen, wo ich bin. Meine Haare fallen mir in die Augen, aber ich mache sie nicht weg.

Das kann einfach nicht real sein. Ich träume bestimmt nur. Genau ich werde einfach jede Sekunde aufwachen.

,,Du kannst die Augen nicht vor mir verschließen, Luka."

Seine Stimme dringt mir bis auf die Knochen. Sein Schatten verdeckt die Sonne und mir wird eiskalt. Langsam drehe ich mich um und schaue ihn an. Er sieht noch genauso aus wie in meiner Erinnerung. Klein, fett und rund und mit dem gleichen betrunkenen Gesichtsausdruck wir damals.

Er grinst.
,,Willst du mich etwa nicht begrüßen?"

,,Fahr zur Hölle.", knurre ich ihn an.

,,Na na, ist das etwas die feine Art, wie man mit seinen eigenen Vater spricht?

Fragend ziehe ich meine Augenbraue nach oben und versuche, nicht zu explodieren.
,,Den hat er verloren, als ich einfach auf die Straße gesetzt wurde."
Sorgfältig wähle ich meine Worte. Ich habe keine Ahnung, wie er sich in all der Zeit verändert hat und ob er noch genauso reizbar ist wie damals.

Das grinst und ich sehe, dass die Hälfte seiner Zähne bereits ausgefallen sind, was keine Überraschung ist.
,,Außerdem liegt das alles in der Vergangenheit, also - "

,,Halt die Klappe, Sohn!", schreit er mich an ich balle die Hände zu Fäusten.

,,Ich bin nicht mehr dein Sohn. Außerdem habe ich vor sechs Jahren aufgehört, dich ,,Dad" zu nennen."

Der Mann vor mir verzieht keine Mine.

,,Ich hasse den Mann, der ich einst war.", sagt er plötzlich und kratzt sich an dem unrasierten Kinn, ,,Ich bin schon seit einer langen Zeit trocken. Fünfheinhalb Jahre, un genau zu sein. Aber ich hatte zu viel Angst, um dich wieder zu sehen, aber heute habe ich all meinen Mut zusammengenommen und es getan. Siehst du nicht, Luka? Ich versuche, Fortschritte mit uns zu machen."

,,Bullshit!", rufe ich laut, ,,Wenn du wirklich trocken wärst, dann wärst du längst auf mich zugekommen. Stattdessen hast du ein zehnjähriges Kind alleine gelassen! Es gab Zeiten, da wäre ich fast verhungert, weil ich kein Essen gefunden habe, also habe ich im Müll gewühlt. Müll, verstehst du? Und du hast all das Geld versoffen, was ich gut gebraucht hätte. Teilweise musste ich sogar welches klauen und nun bin ich nur noch das arme Dorfkind. Ich esse kaum, schlafe kaum und die meisten meiner Freunde sind Drogendealer, die mir ab und zu Geld geben!"

Dad nickt und sagt: ,,Es tut mir leid, was du alles durchmachen musstest. Ich wollte nie, dass dir das passiert, das musst du mir glauben."

,,Du sollst aufhören, so einen Mist zu erzählen!", schreie ich ihn weiter an und Tränen laufen über meine Wange, ,,Wenn das wahr wäre, hättest du mich nicht auf die Straße gesetzt. Es ist nicht meine Schuld, dass Mum sich umgebracht hat, sondern weil du so ein Arschloch warst!"

Seine Augen werden groß und er beißt die restlichen Zähne zusammen.

,,Ich habe lange viele Fehler gemacht.", seine Worte sind jetzt langsamer und er ist definitiv betrunken, ,,Ich weiß, dass ich manchmal echt ein Arschloch war, aber ich schwöre dir, dass ich mich geändert habe. Ich habe einen Entzug gemacht und bin von einem Arzt zum nächsten gerannt. Ich kaufe keinen Alkohol mehr und wohne jetzt in einem Haus. Ich wollte dich um einen Neustart bitten, Luka, nur du und ich."

,,Das hättest du wohl gerne.", sage ich schnippisch, ,,Ich möchte nichts mit dir zu tun haben. Dummes Arschloch."

Plötzlich wird mein Dad ganz wütend und knallrot im Gesicht. Er fasst in seine Hosentasche und meine Augen werden groß.

,,Das kannst du nicht machen.", hauche ich ängstlich.

Dad nimmt auf mich zu.

,,Halt mich doch auf."

Leise lasse ich die Knochen krachen und ich weine stärker.

,,Du bist echt krank."

,,Ich habe es dir erklärt, Luka, aber nach all den Jahren... ich bin echt enttäuscht, dass sich nichts geändert hat.,"

Er entsichert die Waffe.

,,Dad, nein! Bitte!", meine Stimme bricht und geht in laute Schluchzer über.

,,Ich hoffe, du kommst mit mir.", zischt er leise.

,,Nein.", halte ich dagegen, denn ich gebe nicht klein bei. Nicht bei so einem Monster, ,,Aber trotzdem musst du es nicht tun."

Dad grinst hämisch.
,,Fahr doch zur Hölle."

Erneut öffne ich meinen Mund.
,,Dad, ni - "

Knall.

Ein einziger Atemzug verlässt meinen Körper und ich sehe nach unten, wo sich bereits ein roter Fleck auf meiner Jacke ausbreitet. Ich sehe zurück zu Dad, der die Waffe immernoch auf mich gerichtet hält.

Dann werden meine Knie weich und ich falle auf den Boden.

***

Was haltet ihr von diesem Kapitel?

Denkt ihr, Luka wird es überleben? Wie findet ihr Luka an sich?

Bis zum nächsten Kapitel

Eure Chan17ti

August in the Fall (BxB) | Deutsche ÜbersetzungWhere stories live. Discover now