❧ Kapitel 36

10.4K 299 344
                                    

Da heute Sonntag ist und ich heute zu Grayson wegen des Referats gehe, muss ich natürlich extra schlecht gelaunt wirken, damit niemand etwas merkt. Wäre auch sonst etwas komisch, wenn ich mit einem breiten Lächeln verkünde, das ich zu ihm gehe. Wer würde denn gerne zu seinem Ex-Freund gehen, der einen betrogen hat? Niemand.

Ich schnappe mir meine Tasche und setze ein genervtes Gesicht auf und laufe damit nach unten. Allie sieht nur kurz auf, wendet sich aber wieder ihrem Handy zu. Mein Vater jedoch sieht mich skeptisch an.

„Wo willst du denn jetzt noch hin?" fragt er neugierig mit einem Detektivblick.

Ich atme seufzend aus und rolle mit den Augen. „Zu Grayson."

Alarmierend schießt meiner Schwester ihr Blick zu mir und blickt mich geschockt an. „Was willst du denn bei dem Arschloch?"

„Allie! Etwas auf den Ausdruck achten." Dad fängt an zu grinsen und meint „Also, was willst du bei dem Arschloch?"

Meine Schwester lacht, was ich mit einem bedrohenden Blick entgegne. „Ich muss mit ihm ein Referat machen."

Allie schnalzt verachtend mit der Zunge und fragt „Was denn für ein Thema?"

Ich lächele zuckersüß und zitiere „Der Mensch und die Liebe."

„Gott hat es echt nicht gut mit dir gemeint." schließt Dad daraus.

„Offensichtlich." Frustriert fahre ich mir durch die Haare. „Naja, ich werde es schon überleben. Bis später."

„Verprügele ihn, wenn er dich blöd anmacht." ruft sie mir hinterher.

„Genau. Halte dich nicht zurück, wir besorgen dir einen guten Anwalt." Mein Vater lächelt breit und hält einen Daumen nach oben.

Leise lache ich und verabschiede mich, bevor ich das Haus verlasse und zu Gray laufe. Ich behalte die ganze Zeit meinen Gesichtsausdruck bei, falls jemand auf die Idee kommt, mich zu verfolgen und dann eins und eins zusammenzählt. Bei ihm angekommen klingele ich und warte mit verschränkten Armen, bis Gray grinsend die Tür öffnet und sich dagegen lehnt.

„Du schon wieder." begrüßt mein Freund mich missbilligend, kann jedoch das amüsierte Funkeln in seinen Augen nicht unterdrücken.

„Ja leider. Ich muss unglücklicherweise ein Referat mit Mr. Oberarsch machen." feuere ich ausdruckslos zurück und schiebe mich an ihm durch die Tür vorbei.

Er schließt schnell die Tür und dreht sich blitzschnell zu mir um, damit er mich küssen kann. Oh und wie er das tut. Fordernd drückt er sie auf meine und streicht verlangend mit seiner Zunge auf meiner Unterlippe. Bereitwillig gewähre ich ihm Zulass und muss erleichtert seufzen, als sich unsere Zungen treffen.

Es fühlt sich an, als hätte ich ihn seit Jahren nicht mehr gesehen, dabei ist es erst zwei Tage her. Ich leide definitiv unter Grayson-Entzug. Ich stelle mich auf Zehenspitzen und schlinge meine Arme um seinen Hals, während er mich an der Taille näher zieht. Er küsst mich ein letztes Mal sanft auf den Mund und legt dann seine Stirn an meine, ist jedoch immer noch kurz vor meinen Lippen.

„Gott, das habe ich vermisst. Deine Küsse. Dein Lächeln. Deine Umarmungen. Einfach alles." wispert er kurz vor meinen Mund und streicht mit seinen leicht darüber.

„Ich doch auch, Mr. Oberarsch." flüstere ich neckend.

Er lacht auf und küsst mich nochmal, bis uns ein Räuspern auseinander fahren lässt. Erschrocken drehe ich mich um und blicke in Grayson's Mom lächelndes Gesicht, was mich erröten lässt. Peinlich.

„Hi, Emilia." begrüße ich sie schüchtern.

„Hey, Brooke. Ich habe dich die Woche hier gar nicht gesehen." Verwirrt sieht sie zwischen uns hin und her.

Lost SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt