❧ Kapitel 9

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So ein verdammter Mist. Ich fühle mich schwach, habe unerträgliche Kopfschmerzen, bin total verwirrt und orientierungslos, aber eine Sache ist sicher - ich lebe.

Im Grunde sollte ich dankbar sein, da es eigentlich auch nicht meine Intention war mich umzubringen, aber ich war bereit mich von diesem Leben zu verabschieden. Das Letzte woran ich mich erinnern kann ist, das Grayson mich glaube ich hochgehoben und irgendwo hingetragen hat, dann war alles schwarz.

Jetzt komme ich langsam aber sicher wieder zu Bewusstsein, aber ich fühle mich noch nicht bereit meine Augen zu öffnen, denn ab da wird die Sache auch ungemütlich. Ich weiß nicht einmal wo ich bin, möglicherweise liege ich auch verschollen in irgendeinem Keller von einem Psychopathen. Selbst das wäre mir egal.

Es ist traurig mit anzusehen, wie wenig ich von meinem Leben erwarte oder wie wenig ich mir selbst bedeute, aber nicht allein ich habe Schuld an dem zu  tragen, zu welcher Person ich geworden bin, sondern alle in meinem Umfeld. Ich hätte sterben sollen, ich habe meinen Frieden damit geschlossen und war ehrlich gesagt auch erleichtert, das Grayson in meinen letzten Minuten bei mir war, aber er konnte mich einfach nicht gehen lassen. Die Preisfrage ist: Wieso?

Ich höre wie eine Tür aufgemacht wird und zwei Stimmen miteinander reden, eine davon ist Grayson's, die andere kann ich nicht identifizieren.

„Wieso wacht sie nicht auf, Drake? Verdammt, es ist inzwischen Samstag! Ist es normal so lange bewusstlos zu sein?"

Ich kann ihn nicht sehen, kann mir aber nur zu gut vorstellen, wie er sich gerade gestresst durch seine Haare fährt und mich besorgt ansieht.

Offenbar bin ich nicht im Krankenhaus, was mich ehrlich gesagt auch erleichtert. Im Krankenhaus hätten sie viel zu viele Fragen gestellt und mich womöglich noch in eine Anstalt gesteckt oder schlimmstenfalls meine Eltern benachrichtigt, wenn sie mich überhaupt besucht hätten. Was Grayson ihnen wohl erzählt hat wo ich bin? Wahrscheinlich kümmert sie es nicht, sie schmeißen mich sowieso bald raus. Ich schließe daraus, das ich auf Gray's Bett liege. Wo er wohl geschlafen hat? Er macht sich viel zu viele Umstände.

„Beruhige dich. Sie hat eine Menge Blut verloren. Ich musste ihr Schmerzmittel geben und die Wunde nähen. Du kannst froh sein, wenn sie diese Woche überhaupt noch aufwacht. Wenn sie es tut, lass ihr Zeit und sei einfach als Stütze da. Ich weiß nicht, ob sie es beabsichtigt hat sich umzubringen, aber ihr Leben muss alles andere als schön sein, wenn sie nur noch diesen Ausweg fand." sagt der Arzt nehme ich an.

„Ich wusste das es schlimm ist und ich habe mich dann auch noch wie ein Idiot verhalten. Wenn sie gestorben wäre... ich mag mir gar nicht vorstellen welche Schuldgefühle mich geplagt hätten." erwidert er leise.

„Zieh dich nicht selbst runter, sei für sie stark. Ich gehe jetzt. Wenn etwas ist, ruf mich an oder komm zu mir, du weißt wo du mich findest." Den letzten Teil, entgegnet er zögernd.

Sie verabschieden sich und nach ein paar Minuten senkt sich neben mir die Matratze und Grayson nimmt meine Hand und gibt einen Kuss darauf. „Brooke, wenn du mich hören kannst, bitte wach auf. Ich vermisse dich. Die Woche ohne dich war schrecklich, erst da ist mir aufgefallen wie scheiße mein Leben eigentlich ohne dich ist. Du hast mir mehr Freude bereitet als du denkst, ich war so glücklich und ausgelassen mit dir. Ich brauche dich. Gott, meine Kleine. Wenn du aufwachst kannst du mich anschreien, schlagen, umarmen oder mich auch einfach nur ansehen, als ob ich die ekelhafteste Person bin, die du jemals gesehen hast. Nur bitte öffne deine schönen Augen. Komm zu mir zurück."

Ich war jetzt etwas länger wieder bei Bewusstsein, weshalb ich davon ausgehe, das ich nicht so schnell wieder ohnmächtig werde. Angestrengt versuche ich meine Augen zu öffnen, was nicht so gut klappt, denn meine Kopfschmerzen könnten mich direkt wieder in den Schlaf locken, zudem ich mich so unglaublich schwach fühle. Kein Wunder, ich habe einen unbeabsichtigten Selbstmordversuch hinter mir. Nach einen weiteren Versuch öffnen sie sich zögernd und ich muss einige Male blinzeln, bis meine Sicht nicht mehr verschwommen ist. Und dann sah ich ihn.

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