9 | Ich werde zu oft gepackt

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Ich schwitzte und fror gleichzeitig, während das Fieber in meinem Kopf tobte, genauso wie mein Uterus. Fick fich, Uterus. Und fick dich, Fieber. Keiner mag euch.
Ruby, noch einen Kraftausdruck und ich fege dich verdammt nochmal gegen die Wand. Und wenn du in der Wand klebst, kannst du nicht mehr vor Sangster weglaufen. Und wenn du nicht mehr weglaufen kannst, bist du gefickt. Alice stampfte mit dem Fuß auf, um ihre Rede noch zu unterstreichen.

Als Antwort keuchte ich etwas Unverständliches, von nicht einmal ich wusste, was es zu bedeuten hatte.

Er war dicht hinter mir. Also, wirklich dicht. Ich hatte kürzere Beine als der Obergangster (und jede andere Person hier) und war geschwächter. Zwar wäre er so auch schneller als ich, aber ich wollte mir das nicht eingestehen. Denn das würde bedeuten, dass er schneller war, weil er ein Mann war. Weil er stärker war. Und besser. Natürlich war das ein falscher Gedanke - es gab kein "besseres" Geschlecht - aber trotzdem schmeckte er verdammt bitter.

Vermutlich war ich gerade eine Minute gerannt (eine Minute und das in meinem Zustand!) (Ruby, das kommt dir nur so vor, warf die Grinsekatze ein), als mich etwas an der Schulter packte und zurück riss. Etwas. Ruby, das nennt man Hand. Die Grinsekatze schüttelte den Kopf - grinsend.

In diesem Fall die Hand eines Bösewichts, nickte der Hutmacher ernsthaft.

Noch im selben Moment fühlte ich wie sich ein Arm um meinen Hals schlang, während der andere sich um meinen Brustkorb wickelte. ,,Wieso machst du es mir so schwer?" Seine Stimme war direkt an meinem Hinterkopf.

ZU NAH, ZU NAH!, kreischte Alice, während sie ihren Kopf monoton gegen die Wand schlug. Ihr Gekreische intensivierte sich, als Sangster mich olötzlich herumriss und ich ihm direkt ins Gesicht starren musste. Meine Knie wurden weich, aber dieses Mal lag es mehr an meinem Fieber und dem Schwung der Drehung.

,,Wieso kannst du nicht einfach stehen bleiben? Dachtest du, du hättest eine Chance? Dachtest du, irgendwann findest du schon eine Ausgang?!", hakte er nach. Gott, er klang so wütend. Und es ging ihm sicher nicht nur um meinen kleinen Fluchtversuch von gerade eben.

In seinen Augen sah ich etwas Aufflackern, das mir Angst machte. Also, neben all dem anderen, wovor ich mich schon fürchten musste.

,,Ja, vermutlich schon. Irgendwie.", stammelte ich heiser.

Ich hörte die Ohrfeige, bevor ich sie spürte.
Da mein Kopf in so einem perfekten Winkel zur Seite gerissen wurde, schien er plötzlich durch ein lautloses Knacken wieder gerichtet zu sein - um das mal von der positiven Seite zu sehen.

Hektisch atmend, wie ein traumatisiertes Raubüberfallsopfer, wandte ich mich ihm zu. Meine Kopfschmerzen tobten und mein Mund stand offen. Wie? Wie konnte er - dieses Arschloch - es auch nur wagen?
Sah er nicht, wie es mir ging? Auch ohne Fieber und Periode war ich schrecklich dran. Aber nein! Ich hatte beides! Da musste er wohl unbedingt noch einen drauflegen und ausgerechnet das tun, womit Hausfrauen Jahrhunderte lang von ihren patriarchalischen Ehemännern erniedrigt wurden.

,,Du Arschgeige, ich bin krank!", fuhr ich ihn an.
Und dann wanderte mein Knie ganz von alleine.
Es geschah nicht in Zeitlupe. Es ging sehr schnell. Die Kollision meines Knies mit seiner südlichen Weichteilregion wurde auch nicht durch die Decken abgefedert. Mein Knie hatte sich daraus befreit - und im nächsten Moment landete es am gewünschten (und ungeplanten) Zielort.

Sangster zog scharf Luft ein und ließ locker, weshalb ich ihn schnell genug von mir stoßen konnte (während ich mich selbst dabei fast einen ganzen Meter nach hinten katapultierte). Ich sah mich nicht mal nach ihm um, sondern rannte direkt weiter. Meine Decken ließ ich fallen, bis auf eine dünne, mit der ich beinahe gezittert hätte, wäre meine Weste nicht gewesen.

criminal manWhere stories live. Discover now