23 | Mutter Gottes und ein Plot Twist

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Es war bemerkenswert.

Bemerkenswert, weil ich deutlich weniger angespannt war, als sonst. Ich war weniger schüchtern, weniger unsicher, weniger nervös.
Mein Körper reagierte nicht wie der einer verliebten Zwölfjährigen.

Es war bemerkenswert, wie wohl ich mich plötzlich bei ihm fühlte.

Seine Hände waren kalt, aus irgendeinem Grund, aber das störte mich nicht, während sie durch meine Haare fuhren, auf der Suche nach einer geeigneten Stelle zum Festhalten.
Ich traute mich sogar, die Arme um seine Schultern zu legen und ihm mein Gesicht zuzuwenden.

Aber die nächste Stufe war eindeutig das Bemerkenswerteste:

,,Jederzeit. Sprich dein erstes Gebet.", fordete ich scherzhaft, bevor ich ihm meinen Hals entgegen reckte.
Mein Entführer wusste schneller, was ich vor hatte, als ich selbst und grinste in den darauf folgenden Kuss hinein.

Irgendwie passierte viel. Wir lagen auf dem Bett (ich vergaß leider das Gefühl für oben und unten, also war mir später unklar, welche Position genau meine gewesen war) und dann auf einmal nicht mehr. Vielleicht saßen wir kurz. Als sich unsere Münder am Ende wieder trennten, standen wir aber - er zumindest, meine Füße hatten keinen Boden Kontakt mehr. Ich hielt mich fest wie an einem Felsvorsprung und hatte den Kopf an seiner Schulter abgelegt. Er hatte mich fest an sich gepresst.

Ich lächelte breit.

,,Ein Gebet?", wiederholte er nach einiger Zeit.

Ich lachte leise.

,,Ja. Auf jeden Fall."

Jetzt lachte er. ,,Ich kenne keine Gebete.", antwortete der Obergangster.

,,Das erklärt einiges.", erwiderte ich etwas hochnäsig. Langsam ließ er mich an sich runter rutschen.
,,Du musst dir eben eines einfallen lassen."
Meine Zehen berührten schon den Boden.

,,Auf einer Skala von eins bis zehn, wie kreativ darf ich sein?", hakte er gespielt geschäftig nach.

Als ich fest stand, blickte ich ihm herausfordernd ins Gesicht. ,,Siebenunddreißig."

Sangsters Blick wanderte an mir vorbei, während er schwerfällig seine Arme auf meinen Schultern ablegte und er nachdenklich mit der Zunge schnalzte. Meine Knie gaben beinahe nach, weil er absichtlich zu viel Kraft anwandte.

,,Siebenunddreißig. Eine schlechte Zahl. Ungerade. Es gibt keine Multiplikation dafür.", beschwerte er sich. Er fing dabei an, nach vorne zu gehen. Ich war gezwungen, rückwärts in Richtung Wand mit zu stolpern.

,,Dann bete für eine bessere Zahl.", feixte ich.

Die Wand hinter mir kam immer näher. Ich hatte genug Fanfictions um drei Uhr nachts gelesen, um zu wissen, was gleich kommen würde...

,,Weißt du, ich bete nicht wirklich."

...die Luft wurde fast brutalst aus meinen Lungen gepresst, als der Aufprall kam.

,,Brauchst du Hilfe dabei?", fragte ich. Die erste Antwort, die ich erhielt, waren seine Lippen knapp unter meinem Kehlkopf.
Dann folgte ein:

,,Vielleicht."

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, drückte ihm einen Kuss auf ein Schlüsselbein und legte meine Lippen auf sein Ohr, als ich anfing zu sprechen. Besser gesagt, zu beten.

Er hielt still, erwartungsvoll gespannt. Erwartete er erotischen Sex-Talk?

,,Gegrüßet seist du Maria..."

Der Obergangster warf seinen Kopf lachend zurück, während ich meine Stirn auf seiner Brust ablegte, ebendfalls grinsend.

,,Nein!", rief er belustigt aus.

criminal manWhere stories live. Discover now