• 12 Bekloppter Amateur •

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'Freunde und Familie sind das wichtigste Hab und Gut im Leben. Sie helfen einem, spenden Trost und das Wichtigste: Sie sind für einen da, obwohl man nicht immer gleich bemerkt, dass sie es nur gut mit einem meinen. Sie sind für einen da, obwohl man nicht immer nett zu ihnen ist. Sie sind für einen da, obwohl man sie vielleicht nicht verdient hat!' - Ich -

"Was machst du denn hier?", fragte ich geschockt und machte keine Anstalten mich mit dieser Person an einen Tisch zu setzen. Immerhin hatten wir keinen Waffenstillstand geschlossen... "Schatz, setz dich erstmal hin! Wir erklären dir alles!", schritt meine Mutter rechtzeitig ein, klopfte auf dem Stuhl neben sich und deutete mir gleichzeitig mit ihrem 'keine Widerrede'-Blick ihr zu gehorchen... Immer diese Diktatur hier! Widerwillig ließ ich mich auf den weißen Holzstuhl fallen. Schon war man einmal zwei bis drei Tage in einem weißen Kasten eingesperrt, nistete sich diese Zecke bei meiner Familie ein. Und ihnen schien es auch noch zu gefallen: Liz schaute verlegen auf ihren Teller und war ganz rot im Gesicht. Meine Mutter füllte fürsorglich seinen Teller und mein Vater stellte ihm ein Bier vor die Nase, welches er unschuldig öffnete und einen großen Schluck davon trank. Ich verstand sie einfach nicht. Es schien, als würde er ein Teil unserer Familie sein, ein Teil meiner Familie! Und eins war klar, das war garantiert nicht das erste Mal, wo er mit an unserem Tisch saß... "Jetzt bin ich mal gespannt!", verkündete ich genervt, während ich demonstrativ meine Arme vor der Brust verschränkte. "Emily, benehme dich doch bitte! Muss ich dich erst an unser letztes Gespräch erinnern? Sebastian hat uns sehr geholfen! Vor ein paar Tagen ist das Auto vor der Praxis seiner Mutter nicht angesprungen. Er war so lieb und hat mich und das Auto nach Hause gebracht. Du kennst ja deinen Vater, er will immer alles selbst reparieren und hat es natürlich nicht hinbekommen, ich erinnere dich nur an unsere Geschirrspülmaschine..." , "Schatz, ich glaube es reicht! Sie hat es verstanden!", meldete sich nun auch mein Vater zu Wort, der offensichtlich genug von der Predigt meiner Mutter hatte. Es war ja schön und gut, dass der Chihuahua meiner Familie geholfen hatte, aber das erklärte lange noch nicht, warum er hier, in unserem Haus, mit mir an einem gemeinsamen Essenstisch saß. "Ist ja gut, ich höre schon auf! Auf jeden Fall hilft Sebastian, der zugegeben sehr viel Ahnung von Autos hat, deinem Vater bei der Reparatur, also sei bitte nett, zieh nicht so ein Gesicht und esse jetzt bitte dein Essen!" Siegessicher schmunzelte mich der Chihuahua an, während er einen weiteren Schluck nahm. Mein Drang diesen Penner zurück in seine Heimat der Mülltonnen zu schubsen wurde immer größer und irgendwann hatte er es nicht mehr so gut, dass ich mich beherrschen konnte...
Na warte, so leicht würde er sicherlich nicht davonkommen. Ich hatte ein Druckmittel, für das mich meine Eltern hundertpro umbringen würden, wenn ich es verbreiten würde, aber ich hatte wenigstens eins... Und immer hin müsste ich dann keine Chemotherapie mehr machen! Wenn der Chihuahua Krieg wollte, dann konnte er natürlich Krieg bekommen! Während des ganzen Essens scherzte er mit meiner Familie, die aufgeheitert lachte. Diese Situation nervte mich nur noch, ich hatte weder Lust auf ihn geschweige denn auf seine 'Ach ich bin so witzig'- Sprüche. Mit offensichtlichem Desinteresse erhob ich mich nach meinem Mahl vom Stuhl und machte klare Anstalten den Raum zu verlassen, doch meine Mutter dachte nicht im Geringsten daran mich gehen zu lassen: "Wo willst du hin?" Augenblicklich waren alle Blicke auf mich gerichtet, wie ich versuchte like a Ninja zu entkommen. Ich überlegte, in welcher Situation würde sie mich gehen lassen? "Ich wollte nachher noch etwas mit Tom unternehmen und da wollte ich mich fertig machen!" Skeptisch musterten mich die Augen meiner Mum, bis sie letztendlich nickte und mich gehen ließ: "Viel Spaß mein Schatz!" Ich setzte ein kleines Lächeln auf und verließ den Raum. Bildete ich mir das ein oder war der Chihuahua beim Wort 'Tom' anders? Naja seine Logik konnte eh kein Mensch verstehen... Entweder war seine Intelligenz im Klo verschwunden oder wer weiß, vielleicht besaß er nie eine... Jetzt musste nur noch Tom mitspielen und heute hier auftauchen. Aufgeregt kramte ich mein Handy aus der Hosentasche und drückte schnell auf seine Nummer, bis man ein leises Tuten hören konnte. "Emily?! Emily bist du es?", kam es in Null Komma nichts von der anderen Leitung. "Hey Tom!" , "Emily, wir haben versucht dich zu erreichen, wir haben uns solche Sorgen gemacht, aber du hast dich nicht gemeldet!" Seine Stimme klang etwas verletzt, doch im Grunde genommen wusste er von meiner Verschlossenheit in dieser Beziehung. Dennoch bekam ich ein schlechtes Gewissen. Ich hätte mich melden müssen, ich hätte ehrlich zu ihnen sein sollen, doch ich tat es nicht. "Es tut mir Leid, deshalb rufe ich an. Ich muss mit dir reden!" Einige Zeit war es still am anderen Ende der Leitung, sodass ich schon dachte, mein bester Freund hätte aufgelegt, doch dann brachte er endlich ein Wort heraus: "Es geht dir schlechter nicht wahr?" Leise nickte ich, vergaß jedoch, dass Tom mich nicht sehen konnte, doch er verstand trotzdem. Wir benötigten nicht immer Worte, nein, wir wussten auch so, was dem Anderen fehlte... "Ich habe es geahnt!" In seiner Stimme schwang Entrüstung, aber auch Schmerz mit. Ich konnte es nicht ertragen, ihn so leiden zu sehen, sodass ich beschloss meine Mission 'Chihuahua aus dem Weg gehen' fortzusetzen: "Würdest du nach der Schule zu mir nach Hause kommen?" Stille. Ich stellte mir gerade vor, wie Tom leicht abwesend seinen Kopf nach oben und unten bewegte. In vielen Dingen konnte man mit ihm gut reden. Veronika verlangte immer recht detaillierte Geschichten, doch bei ihm zählte es lediglich überhaupt mit ihm geredet zu haben. Jedes Mädchen konnte froh sein, ihn als Freund zu haben. Er war großzügig, liebenswert, ein guter Taschenhalter beim Einkaufen, einfühlsam und liebte es einfach bloße Bewegungen zu beobachten. Er faszinierte mich! "Ich werde ich einer halben Stunde da sein!" Mit diesen Worten brach der Kontakt ab. Erschöpft lehnte ich mich gegen meine Wand. 30 Minuten, in denen ich wartete. 30 Minuten, in denen ich mir überlegen konnte, was ich sagen sollte. 30 Minuten, die die längsten Minuten meines Lebens waren, bis sich leise meine Zimmertür öffnete. Doch entgegen meinen Erwartungen stand da nicht Tom, sondern der Chihuahua. Zögernd schloss er die Tür hinter sich und platzierte seinen Körper in mitten meines Raumes ohne sich zu bewegen. Voller Desinteresse richtete ich meinen Blick starr gerade aus. Es war eine Sache, dass er plötzlich mit uns an einem Esstisch saß, doch das er jetzt auch noch mein heiliges Reich stürmte war unfassbar! Er konnte froh sein, dass ich gerade in meinen Bett lag und zu faul war, aufzustehen, sonst würde er bis nach Timbuktu fliegen in irgendeine Wüste ohne Wasser... Die Vorstellung gefiel mir. "Dein Zimmer gefällt mir!", begann der Chihuahua oder versuchte zumindest eine Konversation aufzubauen. Mit einem schlichten sowie genervten 'Was ist?' präsentierte ich meine ganze Ablehnung. Seine dunklen Augen trafen nun meinen Blick. Ich konnte ihn nicht deuten, er war anders, fast schon, als hätte er Mitleid... "Ich habe mich mit deinem Dad unterhalten", erklärte er, während er lässig seine Hände in der Hosentasche verstaute, auf der mysteriöse schwarz/braune Flecken waren. Vermutlich war es Öl oder ein anderer Kram von dem Auto meiner Eltern, doch wenn es nicht so war, hatte ich keine Ahnung, was sich dieser Junge da hin geschmiert hatte... "Und jetzt willst du mir von euren Männergesprächen erzählen oder was?"
Einige Minuten musterte mich der Chihuahua von oben bis unten. Er war nicht bösartig und wütend wie sonst, wenn ich ihn mal wieder provozierte, doch man merkte, dass er sich beherrschen musste, nicht ausfallend zu werden! "Von der Operation. Ich wollte dir sagen, wenn du jemanden zum Reden brauchst, dann..." , "Dann komme ich ganz bestimmt nicht zu dir!" Der Trottel vom 'Dorf der Trottel' machte keine Anstalten mein Zimmer zu verlassen. Im Gegenteil: Er atmete ein paar mal tief ein und aus, während er sich langsam aber sicher zu mir aufs Bett setzte. Jetzt schlug es aber dreizehn. Ich wollte gerade beginnen, diese Hackfresse auf jede Sprache, die ich einigermaßen beherrschte zu beleidigen, da hob er zögerlich seinen Arm, zog mich sanft zu sich heran und umarmte mich. Mein Kopf war schlagartig leer. Das Einzige woran ich denken konnte, war sein Geruch. Er roch so unglaublich gut, ich hätte in meinem Klo sogar einen Duftstein davon platzieren können... Ganz benebelt fühlte sich diese Umarmung irgendwie gar nicht so schlimm an, wie ich gedacht hatte, nur den Sinn hatte ich noch nicht ganz verstanden... "Ich weiß, es ich vielleicht nicht denkbar, aber es geht vorbei!" Aha. Sehr aussagekräftig dieser Satz. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich wäre umgeben von Hobbypsychologen und Verrückten. Okay, natürlich musste ich dem Chihuahua auch eingestehen, dass er wusste wovon er redete, doch erstmal stellte ich mich auf dumm... "Was soll denn Bitteschön vorbeigehen?" Der Chihuahua drückte mich sanft ein wenig zurück, sodass er mir in die Augen sehen konnte: "Die Angst!" , "Pff, was denn für eine Angst, ich fühle mich wunderbar!" , "Das glaube ich nicht!" , "Du bist ja auch ein kleiner Witzbold! Ich versichere dir, mir geht es gut. Ich bin top fit und..." , "Und belügst dich selbst Emily, das weisst du ganz genau!" Wut durchfuhr meinen ganzen Körper. Ich belog mich nicht selbst, ich wusste, dass ich Angst hatte, doch was half es mir dessen auch noch bewusst zu sein? Rein gar nichts... Ich machte mich damit nur fertig und das nutzte weder mir noch meiner Familie etwas. Natürlich hatte ich Angst: Was würde nach der Operation passieren? Was würde aus mir werden? Würde ich wieder gesund werden? Was würde aus meiner Familie oder Freunden werden, falls ich es nicht schaffen würde? Ich hatte keine Ahnung und dieser minderbemittelte Idiot neben mir auch nicht. "Also das mit den 'minderbemittelten Idiot' hättest du dir auch schenken können!", sprach der Chihuahua, der mich inzwischen wieder losgelassen hatte. Irritiert musterte ich ihn, bis er mir mit 'Du hast laut gedacht' zu verstehen gab, warum er von meinen Gedanken wusste. Na toll, dass hatte mir gerade noch gefehlt. Ein Stalker, der sogar bei mir Zuhause herumlauerte und meine Zeit damit verschwendete nutzlose Gespräche zu führen, die eh keinen Sinn hatten.

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Hallöchen moine Froinde! :D 

Wie immer freue ich mich tierisch über Votes, Kommentare oder einfach nur Leser :D :D Ihr seid bombastisch, während ich hier gerade meine Bonbonsucht befriedige xDD

Also habt noch einen ultragalaktischen Tag mit ganz viel Freude moine Schäfchen :D :D

Das wahre Leben hat kein Happy EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt