• 9.1 Dummheit tut weh •

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1 Woche später...

„Okay, Sebastian, jetzt haben wir deine Sicht der ganzen Sache gehört, gib Emily bitte den Redestab!", unterbrach meine Psychologin den Chihuahua, während sie andeutete das Stück Plastik an mich weiter zu reichen und sie sich einen weiteren Schokoriegel in den Mund stopfte. Man könnte tatsächlich meinen, sie sei süchtig nach den Dingern. Genervt riss ich den sogenannten ‚Redestab' aus den Händen des Vollidiotes und betrachtete kritisch die ganze Situation. Die Idee zu dieser Therapiesitzung kam von meiner Mutter, da sie mal wieder geschockt war, als sie erfahren hatte, was wir, nur durch diesen dummen Dilettanten wohlgemerkt, angestellt hatten. „So Emily, jetzt erzähle du bitte, wie du diese ganze Situation empfunden hast!", begann Mrs. Monroe, während sie zuversichtlich lächelte. „Pff, als ob von der etwas Produktives kommt!", knurrte der Chihuahua beleidigt und verdrehte genervt die Augen. Bleib einfach ruhig Emily, bleib einfach ruhig, dieser Schwachkopf hatte doch eh keine Ahnung... „Sebastian bitte sei still. Du hattest den Redestab und jetzt ist Emily dran!", versuchte seine Mutter die Situation zu entschärfen, doch ohne größeren Erfolg, da sie ein zynisches Lachen von ihrem Sohn bekam. Ach der Junge konnte mich mal kreuzweise. Ohne das Gesindel der verdummten Bevölkerung weiter zu beachten öffnete ich langsam aber sicher meinen Mund, um die Wahrheit zu verbreiten, da dieser Chihuahua eh nur gelogen hatte...

- Flashback -

„Nein, nein, nein!!! Warum ich, warum ich? Was habe ich denn bitte falsch gemacht. Ich meine, ich war doch immer brav und habe nie so etwas wie Gotteslästerung betrieben? Ich habe sogar noch nie irgendwelche Geburtstage vergessen, was ja schon für meine Verhältnisse sensationell ist...Das ist doch zum Mäuse melken, wie soll ich das denn bitte überstehen? Oh Gott, ich werde bestimmt schon früher an einem Herzinfarkt sterben, ich meine, ich muss mit diesem Erbsenhirn zwei ganze Nächte verbringen! Veronika, sag doch mal was, hilf mir, können wir nicht einfach tauschen, ich bitte dich im Namen von allem was ich besitze!", schrie ich regelrecht durch die Gänge der Schule. Es war etwas schreckliches passiert. Etwas, was die Weltgeschichte, geschweige denn mein Leben, verändern und zu einer vollkommen Qual verwandeln würde. Es stand nun offiziell fest, ich würde in die Hölle kommen... „Aber, aber Emily, mach doch nicht so ein Drama daraus. Atme tief durch und dann denke nochmal über die ganze Sache nach. Wenn du willst, können wir das auch so machen, dass Joshua und ich euch begleiten...", zerschmetterte meine beste Freundin die Hoffnung auf ein besseres Leben. Als ob ich von den Beiden begleitet werden musste. Nach der Nacht in der Kellerkneipe hatten die Eule und Veronika wohl den schlimmsten Kater ihres Lebens und diese Situation schien sie in gewisser Art und Weise zu verbinden. Sie hingen andauernd aufeinander, nach ihnen waren sie kein Paar, aber ganz ehrlich, jeder Schlumpf hätte sehen können, dass da was im Busch war. Irgendwo gönnte ich es Veronika natürlich von Herzen, doch wie konnte es denn bitte möglich sein, dass ich immer an den größten Hans-Peter von der ganzen Schule geraten konnte? „Lass stecken, ich geh zu Mr. Baken und frage ihn, ob ich mit jemanden den Partner wechseln kann...", sagte ich leicht beleidigt, während ich mich auf den Weg zum Lehrerzimmer machte. Ich verstand sowieso nicht, warum mich Mr. Baken ausgerechnet mit dem Chihuahua in ein Team beim Astronomieausflug gesteckt hat. Der war doch zu blöd, um überhaupt einen Kompass lesen zu können... „Mr. Baken, ich muss unbedingt mit Ihnen sprechen!", verkündete ich aufgeregt, als ich die Tür zum Lehrerzimmer aufschlug und schnurstracks auf meinen Lehrer zu hastete. Die Blicke der durchaus verwirrten Pädagogen ließ ich völlig unbeachtet, da man eigentlich warten musste, bis man aufgerufen wurde, doch das war mir in diesen Moment sowas von egal! „Was gibt es denn Emily?", fragte er fröhlich nach, während er sanft sein Astronomiebuch auf den Tisch platzierte. „Ich kann das nicht! Ich kann nicht mit diesem Idioten in einer Gruppe auf den Astronomieausflug sein. Gibt es denn nicht noch eine Möglichkeit mit jemanden zu tauschen? Der Junge treibt mich noch in den Tod!", haspelte ich alles herunter und gestikulierte dabei wild mit meinen Händen, um meiner Verzweiflung mehr Ausdruck zu verleihen. „Ich verstehe. Doch leider kann ich keinen Austausch mehr vornehmen. Emily, ich kenne jeden einzelnen Schüler auf diesen Ausflug und genau aus diesem Grund habe ich Sie beide in ein Team gesteckt. Sie sind sich sehr ähnlich und um genau zu sein meine Favoriten, wenn es um den Sieg des Wettbewerbs geht. Geben Sie den Jungen eine Chance und vertrauen Sie mir, es wird gar nicht so schlimm!", antwortete Mr. Baken seelenruhig ohne weiter darauf zu achten, dass er meine Welt zerstörte. Na super, was sollte ich denn jetzt nur machen, dieser dumme Ausflug startete bereits morgen früh. Mit einem tiefen Seufzen machte ich auf dem Absatz kehrt und ließ hinter mir die Lehrerzimmertür ins Schloss fallen. Mr. Baken hatte gut reden, er musste ja auch nicht ununterbrochen 48 Stunden mit dieser Plage herumbringen... „Em, hey Em, warte Mal!", rief eine bekannte Stimme, bis ich letztendlich an der Schulter gepackt und aus meinen Gedanken gerissen wurde. Es war Jimmy. Seine Augen glänzten, er hatte kleine Grübchen, die seinen Gesicht sanfte Züge verliehen, ja er schien sogar recht glücklich zu sein. „Em, Veronika hat mir gerade erzählt, dass du mit deiner Partnerwahl beim Astronomieausflug nicht so zufrieden bist. Und da es ja Pflicht ist, mit jemanden aus dem oberen Jahrgang in einem Team zu sein, wollte ich fragen, ob wir tauschen wollen. Ich bin ja mit Samantha in einem Team und sie ist auch einverstanden...", begann der Bruder meiner besten Freundin fröhlich, während er wild mit den Händen gestikulierte. Bereits völlig verzweifelt schüttelte ich traurig den Kopf: „Das können wir leider vollkommen vergessen, Mr. Baken will die Teams nicht mehr wechseln!" Skeptisch musterte mich Jimmy, bis er letztendlich hörbar schnaufte und sich leicht verlegen am Hinterkopf kratzte: „Bist du dir sicher?" , „Ja." , „Ach Em, das wird bestimmt gar nicht so schlimm, ich meine, ich kenne Sebastian ja und er ist wirklich ganz cool drauf. Und falls du es wirklich gar nicht mit ihm aushältst, kannst du mich anrufen und wir kommen zu euch!", begann Jimmy seinen eigentlich recht genialen Plan zu erläutern, er könnte sogar funktionieren, gäbe es da nicht ein Problem... „Du weißt schon, dass wir keine Handys mitnehmen dürfen? Mr. Baken meinte doch, er hätte Angst, wir könnten uns mithilfe diesen ‚neumodischen, skurrilen, technischen Dingsbums' die benötigten Informationen illegal beschaffen!", antwortete ich prompt, indem ich die Tür zur Cafeteria öffnete. „Achja stimmt, das habe ich ganz vergessen... Aber mach dir keine Sorgen, wir finden schon einen Weg und gib Sebastian am Besten eine Chance, sonst artet das, wie ich euch beide kenne noch aus!" Mit diesen Worten legte Jimmy aufmunternd seinen linken Arm um meine Schulter und führte mich zum Tisch, wo bereits unsere komplette Crew versammelt war. Skeptisch musterte ich die Hand, seine Hand, doch irgendwie gefiel es mir. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, was ich davon halten sollte, wahrscheinlich dachte sich Jimmy auch nichts weiter dabei, aber ich fühlte mich wohl. Andere jedoch anscheinend nicht, als sie sahen, wie sich Jimmy und ich den Tisch näherten. Als wir auch nur in das Blickfeld des Chihuahuas rutschten, verfinsterte sich sein Mimik augenblicklich. Wahrscheinlich war er genauso unzufrieden mit der Wahl von Mr. Baken wie ich. Seine Stimmung änderte sich auch nicht, als wir uns am Tisch niederließen, im Gegenteil, er gab immer nur bissige Kommentare von sich, wenn irgendjemand etwas fragte. Mein Gott, das könnte ja etwas werden, aber ich war schon sehr gespannt, wie Jimmy die ganze Situation retten wollte, meiner Meinung nach konnte man es lediglich durch seinen oder meinen Tod erledigen...

Am nächsten Morgen:

„Hast du auch alles eingepackt?", rief meine Mutter nun zum hundertsten Mal die Treppe herauf. Sie war ja schon immer eine sehr besorgte Mutter gewesen, doch nach meiner Diagnose wurde das Ganze nur noch schlimmer. Andauernd stürmte sie in mein Zimmer und meinte mir die verwirrendsten Sachen andrehen zu müssen, immer hin bewegte ich mich geschlagene zwei Tage in der Wildnis fort, doch als sie mir einen 10kg schweren Rucksack mit Verbandsmaterial andrehen wollte, stellte ich auf stur. Okay, letztendlich gewann sie doch in gewisser Art und Weise, indem ich einzelne Verbände in den vorderen Reißverschluss meiner Tasche stopfte, aber es ging hier ums Prinzip. „Ja, ich denke schon!", brüllte ich direkt in das Ohr meiner Schwester Liz, die gespannt auf meinem Bett hin und her rollte. „Und dieser Sebastian geht also auch mit?", fragte sie neugierig, während sie nervös mit meiner Haarbürste ihre kurze Mähne kämmte. „Ja, falls du es vergessen hast, bin ich mit diesem Schlappschwanz in einem Team!", antwortete ich resigniert und warf mir ein Ahoi-Brause-Bonbon in den Mund. Die Dinger waren wirklich göttlich, ich konnte sie nur weiter empfehlen... „Interessant, wenn du wieder da bist, kannst du ihn mir dann einmal vorstellen?" Mit diesen Worten schockte mich meine kleine Schwester zutiefst, sie und der Vollidiot? Bitte nicht! Ich stellte mir gerade vor, wie sie eines Tages heirateten, an einem Strand und sonnigen Tag. Meine Schwester war wunderschön, doch der Chihuahua versaute die ganze Kulisse und plötzlich braute sich ein starkes Gewitter zusammen. Man musste den Strand evakuieren!

Schlussendlich würden sie auch noch Kinder bekommen, die genau wie der Chihuahua sein würden. Um Gottes Willen, bitte nicht noch mehr von dieser minderbemittelten Rasse, doch zum Glück musste mich das Ganze nicht mehr interessieren, denn bis dahin, war ich sicherlich schon von dieser Erde gegangen... Angeekelt verzog ich das Gesicht und gab Liz absichtlich keine Antwort, sondern packte meine sieben Sachen und watschelte langsam, aber sicher die Treppe herunter, wo bereits meine Mutter wartete. „Da bist du ja Schatz, können wir los?", begann meine Mutter liebevoll und zog mich ins Auto, wo sie mir etliche ‚Falls etwas ist'- Optionen erläuterte. Der Rest ging eigentlich relativ schnell. Im Bus saß ich neben Veronika, die bereits aufgeregt von unserem Ausflug schwärmte, immer hin hatte sie einen Teampartner, mit dem sie einigermaßen auskam. Bisher versuchte ich jeglichen Kontakt mit dem Chihuahua zu vermeiden, die nächsten Stunden hatte ich ja noch genug Zeit dafür. „Guten Morgen Schüler und herzlich Willkommen zu unserer Expedition zu den Sternen. Jedes Team von Ihnen erhält einen eigenen Pieper, wo Sie mich jederzeit erreichen können im Notfall, da sie ja Ihre Mobilfunkgeräte abgeben müssen, um die Schönheit der Natur genießen zu können!", begann Mr. Baken voller Elan, während er wild mit dem Mikrofon im Bus wedelte, „Wir erreichen nun bald unser Ziel, sodass jedes Team eine Karte, Kompass und die nötigen Hinweise für die Schatzsuche erhält. Danach starten Sie unabhängig voneinander, um Gruppenbildungen vorzubeugen. Ich wünsche Ihnen ganz viel Spaß und sehe Sie hoffentlich recht bald am Ziel wieder! Gutes Gelingen!" Mit diesen Worten stapfte ich lustlos aus den Bus mit gefühlten Tonnen Gepäck auf dem Rücken. Scheiße, ich hatte ja mal so gar keine Lust darauf, auf diese pure Zeitverschwendung mit dem Chihuahua... Und dann bekam das Erbsenhirn auch noch die Karte. "Gib mal her!", genervt riss ich Hans-Peter das wertvolle Dokument aus den Händen, doch das nicht ohne Widerstand...

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Hallöchen moine Froinde! :D Hier ist das erste Kapitel von dem Astronomieausflug... ;) Ich hoffe, das ich niemanden enttäuscht habe, auch wenn Emily mit dem Chihuahua in einem Team ist! ^-^ Auf jeden Fall geht es im zweiten Teil weiter mit dem ganzen Abenteuer! xDD

An der Seite findet ihr ein Foto von Sebastian Mutter, Mrs. Monroe... :D Noch einen wunderschönen Tag wünsche ich euch!

Das wahre Leben hat kein Happy EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt