• 50 Die Kunst des Lachens •

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'Wie sehr man einen Menschen liebt, merkt man an seinen Gefühlen, wenn er lacht. Lachen ist die schönste Geste, die uns Menschen verbindet. Man ist nicht alleine. Man spürt die Liebe, das Glück, die Verbundenheit. Man ist eine Einheit in einer Zeit voller Verzweiflung und Entmutigungen...'


Manche Menschen hatten noch nie gelacht. Manche Menschen hielten das alles für Unfug, doch das war egal. Alles war mir in diesem Moment egal. "Wollen wir schreien?", fragte der Chihuahua belustigt, während er fest meine Hand drückte. Seine dunklen Augen waren so wunderschön. Ich sah in ihnen alles. Eines Tages würde er heiraten, eine gesunde Frau finden, mit der er ein Kind bekam und dieses würde seine wunderschönen Augen erben. Es würde so werden wie er. So barmherzig, liebevoll, gütig, witzig und unglaublich intelligent. Er würde glücklich werden mit einem Lachen im Gesicht und ohne mich...


"Ja.", presste ich zwischen meinen Lippen hervor, während ich sanft meine Hand auf seiner Wange platzierte und einen Kuss auf seine warmen Lippen hauchte. Er erwiderte ihn kurz, doch dann lösten wir uns und schrieen plötzlich in die Ferne. Gemeinsam. Wie Hänsel und Gretel oder vielleicht eher wie Ted und Marshall... Und es fühlte sich perfekt an, wie wir allein auf einem Riesenrad saßen und brüllten. Man hörte unsere Stimmen noch lange in den Bergen hallen, bis sie wie nichts in der Luft verklangen. Die unfassbaren Leute hatten mir zum Geburtstag einen Rummel geschenkt, mit Riesenrad, unzähligen Karussells, einer Schießbude inklusive Popcorn und ein Geisterhaus. Ich dachte sie seien verrückt geworden, doch dem war nicht so. Es war nicht alles groß und pompös. Es war klein, aber fein und ich genoss die Zeit mit ihnen. Ich genoss sie so sehr, dass es mich fast schon schmerzte zu wissen, dass wir irgendwann gehen mussten.


"Was ist denn bei euch da oben los? Dreht ihr jetzt völlig durch?", brüllte die Eule lachend zu uns herauf, doch wir reagierten nicht auf seine Ansprache. Wir waren viel zu sehr damit beschäftigt diese Ruhe, dieses Glück, diese Vollkommenheit zu genießen. Der Himmel war klar, sodass die Sonne direkt auf unsere zarten Köpfchen prallte. Ich stellte mir bildlich vor, wie meine Stimmung am Himmel widergespiegelt wurde. Meine Seele war rein, denn es gab nichts besseres, als mit seinen Liebsten und deren Lachen zusammen zu sein. Und in genau diesem Moment fiel mir auf, wie sehr ich von ihrem Lachen lebte. Es machte mich traurig, wenn sie es waren und zum glücklichsten Menschen der Welt, wenn unser Glück geteilt wurde. Es war egal, ob es irgendetwas nach dem Tod gab oder nicht. Es war mir gleichgültig, denn ich wusste genau in diesem Moment ich hatte wenigstens nur einmal gelebt. Einmal so etwas wie Freundschaft, Liebe, Verzweiflung, Geborgenheit oder Hoffnung gespürt. Und das merkwürdige daran war, dass dieser Knecht neben mir dafür verantwortlich war. Klar, unser Kennenlernen lief nicht gerade harmonisch, doch ich hätte nie gedacht, einmal jemanden so nahe stehen zu können. Ich hätte auch nie gedacht, dass sich jemals ein halbwegs normaler Junge für mich interessieren könnte, aber mit dem Troll hatte sich das auch erledigt, denn er war nicht so wie alle anderen. Er verstand mich, meine Gefühle, meine Ängste und er teilte sie mit mir. Verrückt sowas, zumindest mein Drang dem Panda Bongo eine zu verpassen, obwohl ich ihn liebte.


"Und fühlst du dich gut?", unterbrach mein Freund meine hochphilosophischen Gedanken, wie ich es meist zu sagen pflegte, indem er zärtlich in mein Ohr flüsterte und sein verstrubbeltes Haar meine Stirn berührte. "Ich fühle mich perfekt!" , "Achja perfekt? Ich dachte bei dir gibt es kein perfekt?" , "Doch Chihuahua. Jetzt schon."


Perfekt. Was hieß es schon perfekt zu sein? Das war doch langweilig. Wenn man perfekt war, dann machte man keine Fehler, man bekam auf Anhieb alles hin und führte das beste Leben schlechthin... Ich hatte nie nach dem perfekten gestrebt und vor allem war ich weit davon entfernt perfekt zu sein, doch nur dieses eine Mal wünschte ich mir, dass dieser perfekte Moment niemals endete. Er bedeutete nichts und doch bedeutete er die Welt für mich...

Das wahre Leben hat kein Happy EndWhere stories live. Discover now