12.12.19

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"Ich brauche Wochenende", jammert Bella neben mir. Wir sind auf dem Weg zu unserer Photo  AG.
"Ich auch." Ich habe die Nacht kaum geschlafen und mein Körper fühlt sich an, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Die Schulstunden sind langweilig gewesen und haben sich unnötig in die Länge gezogen.
Hoffentlich wird die AG wenigstens lustig, sonst schlafe ich ein.

Wir sollen heute verschiedene Aufnahmen von Leuten aus unserer Gruppe machen, die durch verschiedene Elemente, die wir uns selbst aussuchen können, interessant gemacht werden sollen.
Bella, Ben und ich entscheiden uns nach draußen zu gehen, da die Sonne scheint und es nicht all zu kalt ist.
Das weckt mich wieder auf und es wird sogar lustig.
Glücklich mache ich mich auf den Weg nach Hause.
Dort kommt mir Niklas entgegen, in Sportklamotten und ein bisschen verschwitzt.

"Was machst du denn?", frage ich ihn belustigt, als ich ihn erreiche.
"Ich war eine Runde Joggen, bisschen frische Luft schnappen", grinsend wischt er sich eine verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn.
Das ergibt für mich keinen Sinn, wer mach denn freiwillig Sport? Ich gewiss nicht, ich war die faulste und unsportlichste Person der Welt. Das sieht man ein bisschen an meiner Figur, aber wen stört denn das schon.

"Du bist verrückt." Ich setze mich in Bewegung und er trabt entspannt neben mir her. 
"Hast du trotzdem Lust, mit einer verrückten Person etwas zu unternehmen?", bittend sieht er mich an.
Da ich Zeit habe und ich ihn ja gestern schon versetzt habe, bejahe ich.

Gemeinsam schlendern wir zu seinem Haus und er hält mir, mit einem überheblichen Grinsen die Tür auf.  Ich bin neugierig auf sein Zimmer und male mir die schrecklichsten Dinge aus. Doch weder die herumliegenden Unterhosen, noch der befürchtete Schmutz trifft ein. Niklas hat ein vollkommen aufgeräumtes und geputztes Zimmer.
Beeindruckt klopfe ich ihm auf die Schulter. "Wow, putzt du alles selbst?"

"Ja klar!" Er scheint stolz auf sich zu sein. Er setzt sich auf seine Couch und bedeutet mir, sich neben ihn zu setzen.
"Lass uns unser Kennen-Lern-Spiel weiterspielen", fordert er.

"Okay, wie gefällt es dir bei uns?", fange ich an.  Es gibt da noch weit aus interessantere Fragen, doch ich möchte vorsichtig anfangen.
"Sehr gut, vor allem weil du hier bist." Er zwinkert mir zu und das wirft mich ein bisschen aus der Bahn.
Dieser Schleimer, aber er scheint es völlig ernst zu meinen. Mein Herz macht einen freudigen Hüpfer, was zur Hölle?
"Ach Quatsch, wir kennen uns doch noch nicht lange", überfordert mit der Situation ziehe ich die Schultern an und klemme meine Hände zwischen die Beine. Da ich nicht weiß was ich sagen soll, bleibe ich stumm.
Doch zum Glück reagiert er, bevor eine unangenehme Stille entstehen kann.
"Hast du Pläne, wo du einmal hin reisen möchtest oder was du machen möchtest, wenn du die Schule geschafft hast?"
Gute Frage, darüber habe ich mir nie große Gedanken gemacht.
"Nein, eigentlich nicht. Reisen wäre schön, aber erst etwas studieren ist vielleicht besser, du hast einfach schneller deine Sicherung für das Leben." Ich zucke die Achseln. "Du?"

"Ich werde für ein Jahr zu meinem Onkel nach Neuseeland ziehen und bei ihm im Verlag eine Ausbildung machen."

"Ein Verlag?", er hat mein Interesse geweckt.
"Ja, echt cool da, mein Onkel und ich verstehen uns zudem noch super. Früher, als ich noch klein war, haben wir in Neuseeland gewohnt, doch dann ist mein Vater abgehauen und wir sind nach Deutschland gezogen."

Und schon wieder wusste ich nicht wie ich reagieren sollte, deshalb gehe ich nicht darauf ein und frage andere Sachen, Niklas scheint froh darüber zu sein.

Nach einer Weile traue ich mich dann die Frage zu stellen, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge gelegen hat.

Beta:tiffycult

It's Christmas TimeWhere stories live. Discover now