02.12.19

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•We are like a Snowflake all different in our own beautiful way• ~unknown

Gähnend schlüpfe ich in meine Hausschuhe und schlurfe, immer noch nicht ganz wach, ins Badezimmer. Ein Blick in den Badezimmerspiegel verrät mir, dass ich definitiv zu wenig geschlafen habe. Selbst Schuld, wenn man bis spät in die Nacht aufbleibt.
Um nicht im Stehen einzuschlafen, konzentriere ich mich darauf Zahnpasta auf meine Zahnbürste zu drücken und damit meine Zähne zu putzen.

Schnell schlüpfe ich in einen dicken Hoodie und ziehe eine Strumpfhose und darüber eine Jeans an. Man kann nie warm genug angezogen sein. Dazu noch meine Uhr und mein Armband, dass ich immer trage. Es ist ein dünnes Bändchen mit einem silbernen Stein. Meine schulterlangen Haare lasse ich einfach offen und laufe dem leckeren Duft nach heißen Getränken und herrlich frischen Brötchen entgegen.

In der Küche sitzt meine Mutter am Esstisch und streicht Mia ihr Brötchen für die Pause. Praktisch wenn man noch jung ist und sich das Pausenbrot nicht selbst streichen muss.
"Guten Morgen, Mama", begrüße ich sie und setze mich auf einen Stuhl.
"Guten Morgen, Maus. Kaffee, Tee oder Kakao?", fragt sie und sieht mich abwartend an.
"Mhh, einen Tee."
Mit einem Nicken steht sie auf und macht sich am Wasserkocher zu schaffen. Währenddessen schnappe ich mir ein Brötchen und bestreiche es mit Butter und Marmelade, für Mia mach ich dasselbe und lege es auf ihren Teller.
"Mia, Schatz, wo bleibst du denn?", ruft meine Mutter. Ich grinse, die kleine Dame braucht natürlich länger um im Bad fertig zu werden.
"Jaahaa, ich komme ja schon", ertönt von oben eine leicht genervt klingende Kinderstimme, doch als Mia kurz darauf die Treppe herunter poltert und die Küche betritt strahlt sie bis über beide Ohren.
"Guten Morgen!", überschwänglich drückt sie mir einen dicken Schmatzer auf die Backe und läuft dann kichernd weg, sodass ich sie nicht mehr erwischen kann.
"Du Frechdachs!", doch ich habe zu viel Hunger um ihr hinter zu rennen.
"Komm setz dich Mia, sonst kommst du zu spät zu Schule", ermahnt meine Mutter sie und stellt die Teetasse vor mir ab.
"Danke", vorsichtig puste ich in die dampfende Tasse.
"Emma, du musst mir heute wieder Zöpfe flechten! Bitteee!", die Mahnung von unserer Mutter ignorierend, blickt sie mich mit ihrem besten Hundeblick an.
Ich verdrehe lachend die Augen.
"Weil du es bist, Schwesterchen."
"Oh danke! Du bist die allerbeste!"
"Das weiß ich doch."

Nach dem Frühstück packe ich den übrigen Nudelsalat von gestern in eine Tupperdose und stecke sie, zusammen mit meiner Wasserflasche in die Schultasche.
Danach gehe ich mit Mia ins Bad und flechte ihre Haare zu zwei Zöpfen.
Die Frisur sieht echt süß an meiner kleinen Schwester aus und ich werde mit einer festen Umarmung belohnt.

Danach trennen sich unsere Wege, denn Mia wird von unserer Mutter zur Schule gebracht, da es auf dem Weg zu ihrer Arbeit liegt. Ich muss durch die Kälte und den leichten Regen zu der Bushaltestelle laufen.
Es ist bitter kalt und ich bin froh, dass ich die Strumpfhose unter meiner normalen Hose anhabe. Beim Atmen bilden sich kleine Wölkchen vor meinem Mund, die Hände habe ich tief in die Taschen meines Wintermantels gesteckt. Zum Glück ist der Bus schon da als ich die Bushaltestelle erreiche. Erleichtert steige ich in den völlig überfüllten und lauten Bus. Doch es macht mir heute herzlich wenig aus, als ich meine beste Freundin im hinteren Teil vom Bus entdecke, schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen.

Ich quetsche mich an den lauten Kindern vorbei und lasse mich mit einem Seufzen auf den Platz neben Jolina fallen.
"Guten Morgen."
"Morgen", grüßt sie mich zurück.
"Klingt ja nicht so motiviert."
"Es ist Montag, kann ja nicht jeder so ein Dauergrinsen im Gesicht haben wie du."
Ich lache, werde aber gleich wieder ernst.
"Chris?", frage ich vorsichtig. Chris ist Jolinas Ex, er hat erst vor zwei Wochen mit ihr Schluss gemacht und sie trauert ihm immer noch hinterher.
Sie nickt.
"Vergiss ihn. Wer ohne Grund mit der tollsten Person auf Erden Schluss macht ist ein Idiot", Versuche ich es, ein erbärmlicher Versuch, aber so langsam gehen mir die aufmunternden Worte aus. Jeden Tag musste ich sie irgendwie trösten, doch nichts hat geholfen.

"Quatsch, er hat eine Neue!", wütend blickt sie mich an.
"Was?! Woher weißt du das denn?", das konnte doch nicht sein ernst sein.
"Schau selbst", sie hält mir ihr Handy unter die Nase. Ich nehme es ihr aus der Hand und blickte auf das geöffnete Instagram Bild. Darauf ist Chris mit einer hübschen Brünetten zu sehen, sie hat sich eng an ihn schmiegt und er drückt ihr einen Kuss auf den Scheitel. Dem Hintergrund zu deuten ist dieses Bild auf einer Party entstanden, denn man kann die Schemen von anderen Personen erkennen die allem Anschein nach Tanzen.

Darunter steht, 'war so unglaublich schön mit dir, Süßer' mit einem roten Herz.
"Wer ist das Mädchen?", frage ich Jolina, denn ich habe sie noch nie in der Schule gesehen.
"Sie geht auf die Realschule, glaube ich. Ihr Name war irgendwas mit N. Nadine oder Nicole, keine Ahnung."
"So ein Schwein! Wie kann er sowas tun?!"
"Ich weiß es nicht. Zum Glück haben wir heute keine Stunden zusammen", seufzt sie und packt ihr Handy wieder weg.

Danach setzen wir unser Gespräch nicht mehr fort, denn der Bus hält und wir stoßen auf Lina, Isabella, Jonathan und Liam.
"Hey ihr Beiden!"
Wir begrüßen uns mit Umarmungen und laufen dann zusammen zur Schule.
"Wisst ihr schon das Neuste?", beginnt Liam, der neben mir geht, ein Gespräch.
"Was denn?", frage ich zurück.
"Typisch Emma, sie hat keine Ahnung was so passiert", neckt Isabella mich grinsend.
"Ach Isa, es interessiert mich schlichtweg eher wenig", spiele ich mit, doch Jonathan geht dazwischen und schlägt sich auf meine Seite.
"Ich weiß es auch noch nicht, also erzähl."
"Och Joni! Endlich jemand der genauso unwissend ist wie ich!", weinerlich drücke ich mich an ihn.
"Ach du Armes Ding. Ich bin ja jetzt da", tröstend legt er einen Arm um mich. Lachend blicke ich nun zu ihm hoch.

"Seid mal still ihr beiden! Schmusen könnt ihr auch wo anders", unterbricht Lina uns ungeduldig.
"Genau! Sonst könnt ihr es nicht mehr verleumden, dass ihr nicht heimlich aufeinander steht", grinst Jolina uns herausfordernd an, doch wir verdrehen nur die Augen. Wir sind nicht zusammen und auch nicht ineinander verliebt, wir beide stehen uns einfach nur sehr nahe, aber unsere Freunde ziehen uns halt gerne auf.

"Okay, erzähl lieber Liam", wende ich mich wieder ihm zu.
"Ich war ja schon dabei. Also...", er macht eine Pause, "wir bekommen einen neuen Schüler!"

"Was? Mitten unterm Schuljahr?", Lina zieht verwirrt ihre Augenbrauen zusammen.
"Ja, er ist erst hierher gezogen und war die letzte Woche auf der Realschule, da mir den Anmeldungen etwas schief gelaufen ist, aber jetzt ist anscheinend alles geklärt und er kommt auf's Gymnasium."

Wie komisch, aber mich sollte es wenig stören.
Wir diskutieren noch ein wenig über den neuen Schüler und trennen uns dann wenig später um in unsere Klassenzimmer zu gehen.
Ich habe in den ersten beiden Stunden Kunst mit Jonathan und Lina, dass kann nur lustig werden. Gut gelaunt laufen wir zusammen in den Kunstraum und setzen uns an unseren Tisch.
"Meinst du er hat jetzt gleich mit uns eine Stunde?", fragt Lina mich.
"Keine Ahnung, wir werden es sehen."

Pünktlich zum Gong betritt unser Lehrer das Zimmer und wir beginnen mit unseren Bildern. Wir malen im Moment an einem Selbstportrait mit Aquarellfarben. Es macht echt Spaß, denn nebenbei rede ich mit Lina und Jonathan über alles mögliche. Nach zehn Minuten klopft es an der Tür und ein blonder Junge betritt den Raum.
Lina quietscht leise, ich verdrehe die Augen über meine Freundin, auch Jonathan lacht über ihre Reaktion.
Der Junge sieht gar nicht so schlecht aus, groß, dunkle Augen und ein süßes Lächeln.

"Ah, Leute, das ist unser neuer Schüler", sagt unsere Lehrer und der arme Junge wird noch näher betrachtet. Mensch, er ist doch kein Ausstellungsstück.

"Ja, ich bin Niklas und vor einer Woche hierher gezogen. Ich bin 16 und spiele gerne Fussball. Wenn ihr noch fragen habt könnt ihr mich ja jetzt fragen", er lächelt einmal freundlich in die Runde und geht dann zu dem Platz den ihm Herr Siloia zuweist. Uninteressiert wende ich mich wieder meinem Portrait zu.

Der restliche Schultag vergeht wie im Flug und den Nachmittag verbringe ich in meinem Zimmer. Die Hausaufgaben sind schnell gemacht, doch ich lerne noch ein bisschen und setze mich dann wieder an mein Bild.
Es ist fast sechs Uhr, als ich in die Küche gehe und mir einen Tee und Plätzchen hole. Meine Mutter ist noch bei der Arbeit und Mia bei Lukas.

Wieder zurück in meinem Zimmer werfe ich beiläufig einen Blick aus dem Fenster und wieder brennt im Zimmer gegenüber Licht, diesmal sind die Vorhänge offen und ich habe offene Sicht auf das Zimmer. Plötzlich tritt der Junge wieder ans Fenster. Seine Augen gleiten zu meinem Fenster und sehen mich direkt an.
Oha.

Den kenne ich doch, schießt es mir durch den Kopf.

Beta:tiffycult

It's Christmas TimeWhere stories live. Discover now