It's Christmas Time

04.12.19

Es ist 15:01 Uhr, als ich zum hundertsten Mal auf die Uhr gucke.  Eigentlich mache ich doch gar nichts besonderes, es ist einfach nur ein Treffen mit einem Jungen, den ich näher kennenlernen möchte.
Und trotzdem führe ich mich auf, wie ein kleines Mädchen, dass heute ihren ersten Schultag hat.
Na super, komm runter.

Jolina belächelt mich wissend von meinem Bett aus. Sie ist vorbeigekommen, um mir beim Kleidung aussuchen und stylen zu helfen,  als würde ich das nicht selbst hinbekommen. Ein bisschen bin ich froh über ihre Unterstützung, andererseits ist das alles keine große Sache.
Auf jeden Fall stecke ich jetzt in einer schwarzen Jeans und einem cremefarbenen Oberteil. Dazu noch eine hübsche Kette, mein Armband und meine Uhr. Nichts was ich nicht tragen würde, aber die Frisur ist doch Recht untypisch für mich. Jolina hat sie zu leichten Locken gedreht und sie mit zwei Spangen halb hochgesteckt. Vorne fallen mir die etwas kürzeren Haare ins Gesicht, die natürlich auch nicht vor Jolina und dem Lockenstab verschont geblieben sind.

Eigentlich ganz hübsch, aber wer mach sich bitte so viel Mühe? Ich nicht.

"Nervös?", kommt es von Jolina.
"Nein, warum?"

"Tja, du guckst die ganze Zeit wie eine Verrückte auf die Uhr und spielst mit deinen Haaren."

"Mhm."

"Ach komm. Ich weiß zwar nicht wie er so aussieht oder wie er ist, aber neue Leute kennenzulernen ist doch immer ein Grund zum nervös sein."

"Außerdem meinte Lina er sei schnuckelig", fügt sie mit den Augenbrauen wackelnd hinzu.

Oh Mann, manchmal könnte ich meine Freundin zum Mond schießen. Nur,  weil man sich mit einem anderen Jungen trifft, heißt das doch nicht, dass man etwas von ihm möchte. Wir vertreiben uns die Zeit mit reden und um Punkt halb vier klingelt es an der Haustüre. Ich springe auf und bin in sekundenschnelle an der Tür. 

"Hallo", lacht mir ein gutgelaunter Niklas entgegen. 

"Hi, warte kurz." Ich schlüpfe in meine Schuhe und meine Jacke, dann komme ich wieder zu ihm zurück. 

"Du führst, ich weiß nämlich nicht wo das Café ist", er lächelt auf mich herab.

"Okay. Aber nur, wenn du mir erzählst warum ihr umgezogen seid."

"Dagegen müssen wir nicht tauschen, ich erzähl's dir auch so."

Herausfordernd gucke ich ihn an und ziehe abwartend eine Augenbraue hoch, während wir losgehen.

"Es hat sich einfach angeboten. Ein größeres Haus, ein schöner Garten und weniger Lärm", erklärt er mir.

"Du kommst also aus der Stadt?"

"Ja. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie angenehm es hier ist. Man kann ruhiger und besser schlafen und es stinkt auch nicht so nach Abgasen", er rümpft die Nase auf eine komische Weise die mich zum Lachen bringt.

"Hast du Geschwister?"

"Klar, kleine Zwillinge. Sieben Jahre alt und unzertrennlich."

"Wie süß. Wie heißen sie denn?", ich nutze den Zweck dieses Treffens aus, um so viel zu fragen wie möglich und ihn schien aus auch nicht zu stören.

"Lisa und Timo, kleine blondhaarige Monster, denen man nicht wiederstehen kann. Du hast eine Schwester, oder?"

"Ja, Mia. Acht Jahre alt und sieht mir nicht wirklich ähnlich."

Auf dem Weg zu dem Café erfahre ich einiges über ihn, unter anderem, dass er drei andere Fächer mit mir hat, schon lange Fussball und Gitarre spielt, und er  gerne Wok isst.

Es ist angenehm mit ihm zu reden und auch als wir im Café ankommen, entsteht keine unangenehme Stille zwischen uns. Er ist ungezwungen und bringt mich ziemlich oft zum lachen.

Es scheint die Sonne, als wir das Café nach einer Stunde wieder verlassen und wir beschließen noch einen kleinen Spaziergang zu machen und dann wieder nach Hause zu gehen, da er noch Training hat.

"War echt schön heute", verabschiedet er sich von mir.

"Fand ich auch, wir können ja auch Mal etwas mit den anderen machen", schlage ich vor.

"Klar, bis morgen, Emma", er umarmt mich noch und geht dann in Richtung seines Hauses.

Erst stehe ich noch überrascht da, doch dann drehe ich mich um und betrete das warme Haus.

"Na, wie war's?", begrüßt mich eine aufgeregte Mia.

"Schön."

"Komm, du musst mir alles erzählen!", mit diesen Worten zieht sich mich ins Wohnzimmer.

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