Kapitel 34

9K 282 7
                                    

Kapitel 34 : 

Plötzlich spürte ich zwei starke Hände, die meine Taille fest umschlossen. 

„Adelin! Bist du verrückt geworden?“, schrie jemand. 

Meine Sinne waren wie betäubt, ich wusste nicht was gerade geschah. Ich wurde hochgehoben und über das Geländer getragen. Als ich wieder festen Boden unter meinen Füße spürte, drehte ich mich um und sah in Leos Augen. Mehrmals blinzelte ich benommen und mein Atem beschleunigte sich. 

Träumte ich etwa? Stand er gerade wirklich vor mir, oder bildete ich mir das nur ein? 

„Was hattest du vor verdammt?!“, fragte Leo leise. 

Vorsichtig hob ich meine Hand und legte sie auf seine Wange. Doch, das war er. Mein Leo. Seit Monaten hatte ich ihn weder gesehen, noch seine Stimme gehört … 

„Beantworte meine Frage ..“, verlangte er flüsternd. 

Es wäre sicher stockdunkel gewesen, wenn der Mond heute nicht hell und voll wäre. Aber durch das Licht sah ich seinen besorgten Blick und seine wunderschönen Augen, die mich musterten. 

„Was machst du hier .. wieso bist du gekommen ..“, gab ich zitternd zurück. 

Ich konnte nicht glauben, was gerade passiert war. Eine Minute später und ich wäre jetzt schon tot.

„Du sollst meine Frage beantworten verdammt!“, schrie er plötzlich und griff nach meinen Armen. 

„Was wolltest du gerade machen? Bist du verrückt geworden!“, brüllte er und rüttelte kräftig an mir. 

„Sterben! Sterben wollte ich! Wieso bist du gekommen? Verschwinde!“, schrie ich zurück. 

Ich schubste ich von mir weg und fing an zu weinen. 

„Lass mich doch einfach sterben, dann ist endlich alles aus!“, klagte ich laut. 

„Adelina .. zemer ..“, erwiderte Leo. 

„Bitte sag sowas nicht, das macht mich fertig ..“, flüsterte er leise. 

Er schob mir dabei sachte meine Haare aus dem Gesicht. 

„Das soll weg gehen Leo!“, jammerte ich weinend und schlug mir dabei mehrmals auf die Brust. 

„Das tut so weh .. ich kann nicht mehr! Ich bin sowieso schon tot, selbst wenn ich noch Atme. Ich lebe nicht verstehst du .. ich .. ich sterbe. Tag für Tag. Stunde für Stunde. Das soll ein Ende haben Leo .. ich will sterben .. für dich, für mich ..“ 

Meine Stimme bebte und während ich all das sagte, musste ich mehrmals stoppen um nach Luft zu schnappen. Mich überkam wieder ein flaues Gefühl im Magen... 

„Shht, hör auf .. bitte.“, flehte Leo. 

Er nahm meine Hände, die von der Kälte schon taub waren und küsste sie. 

„Sterben ist viel zu einfach. Du sollst leben. Du wirst leben. Verstanden?! Für dich und für deine Mama. Du wirst ihr das nicht antun. Hörst du zemer? Du wirst .. mir das nicht antun!“ 

Leo weinte. Er .. er weinte. Mit Tränen in den Augen nahm er mein Gesicht in die Hände und küsste meine Stirn. Meine Augen. Meine Wangen. Nur meinen Mund .. den ließ er aus. 

„Du wirst leben, für mich. Okay?“, hauchte er leise. 

„Leo ich ..“ 

„Versprich es mir! Bitte .. leb für mich und unsere Erinnerungen.“, unterbrach er mich. 

Er sah mich erwartungsvoll an, seine Augen strahlten im Mondlicht. Sie strahlten Traurigkeit aus.

„Ich verspreche es ..“, kam kaum hörbar aus meinen Lippen. 

Mir wurde auf einmal schwindelig. Alles um mich herum drehte sich, meine Knie sackten ein und im nächsten Augenblick war alles schwarz .. 

„Was ist passiert?“, fragte ich verwirrt und hielt mir dabei den Kopf. 

Ich lag auf Leos Bett, in einer Decke eingewickelt. Aber trotzdem fror ich. Ich zitterte vor Kälte! 

„Du bist zusammengebrochen ..“, antwortete er leise. 

Er hielt mir eine dampfende Tasse hin, woraufhin ich mich aufsetzte.

„Trink das ist Tee, das wärmt dich auf.“

Als ich danach griff und dabei seine Hände streifte, überkam mich pure Gänsehaut. Leo setzte sich gegenüber von mir auf einen Stuhl und sah auf den Boden, während ich am Tee nippte. 

„Wo ist Egzons Auto?“, fragte ich ihn. 

„Das steht unten .. hab dich damit hergefahren.“, antwortete er. 

„Wie hast du mich gefunden?“, wollte ich wissen. 

„Ich saß auf der Bank .. am See. Als ich einen Wagen gehört hab, hab ich mich versteckt. Dann warst du auf einmal da und ich .. keine Ahnung. Hab dich beobachtet, als du weinend aufgestanden und losgefahren bist, bin ich dir gefolgt. Was auch die beste Entscheidung meines Lebens war.“

Ich ignorierte den letzten Satz. Mein Gedanke galt der Tatsache, dass er an unserem Ort war. 

„Wo .. wo ist dein Auto?“

„Das steht doch an der Brücke ..“, antwortete Leo. 

Die Brücke .. ja .. 

„Ich kann immer noch nicht glauben, dass du ..“

Er hielt inne, lehnte sich aufgebracht zurück und vergrub das Gesicht in die Hände. 

„Dass ich mich umbringen wollte.“, brachte ich seinen Satz zu Ende. 

Mein Herz schlug gleichmäßig, komischerweise war ich gerade die Ruhe in Person. Leo selbst mied weiterhin meinen Blick und schien gleichzeitig in Gedanken versunken. 

„Weisst du was ich nicht glauben kann? Dass es überhaupt soweit kommen musste ..“, sagte ich. 

Langsam legte ich die Tasse auf den Nachttisch und stand auf. Leo folgte meinem Beispiel. Als er direkt vor mir stand und uns nur noch wenige Zentimeter trennten, blieb mein Herz stehen. Blut schoss in meinen Kopf. 

„Es tut mir so leid ..“, sagte er und strich mir über die Wange. 

Ich verlor mich in seinen Augen und näherte mich seinen Lippen...

SchicksalsschlägeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt