Wiedersehen

796 27 0
                                    

Zwanzig Männer bewachten den Geheimgang, der an den Drachenschädeln vorbeiführte.
Die Verstärkung sollte in etwa einer halben Stunde eintreffen, also musste ich mich beeilen.

Mein Plan war es, vor dem Burgeingang Robb zu warnen und ihn irgedwie an den Wachen vorbei zu schmuggeln.
Doch war das einfach unmöglich.
Wie sollte ich unbemerkt an den Wachen vorbei, geschweige denn ein ganzer Trupp?
Nachdenklich wartete ich vor dem Verließ.
Mutlos vernahm ich die Stimmen der Wachen.

Plötzlich hatte ich einen Geistesblitz. Ich sprintete rauf zu Sansa und hämmerte ungeduldig an die Tür.
Ich brauchte umbedingt ihre Hilfe.

Nachdem ich ihr von Robb's Angriff und meinem Plan erzählt hatte, kniff sie nachdenklich die Augen zusammen: "Na gut, ich bin dabei.
Für Robb."

: "Für Robb.", antwortete ich.

Das Kämmerlein von Pyrcelle war leer, also trat ich ein.
Hastig durchwühlte ich den gesamten Raum, trotzdem darauf bedacht, keine Spuren zu hinterlassen.
Da.

Auf dem Nachttisch fand ich ein kleines Fläschen mit der Aufschrift Mohnblumen Essenz.

Eilig schnappte ich mir die vielseitig einsetzbare Medizin und ließ sie in einer Tasche, auf der Innenseite meines Kleides verschwinden.
Dann sprintete ich zurüch zu den Wachen.
Sansa hatte aus Tyrions Schlafgemach einen gewaltigen Krug voll Wein mitgehen lassen.
Vorsichtig träufelte ich ein paar Tropfen in den Wein.

: "Mach schon, die Wachen dürfen uns nicht bemerken.", flüsterte mir Sansa zu.
Schlussendlich kippte ich den gesamten Inhalt in den Weinkrug. Was würden ein paar Tropfen mehr schon verändern?

Darauf bedacht, nichts zu verschütten, ging ich die Treppen weiter hinunter.
Als die Wachen mich bemerkten, gingen sie auf mich zu: "Na sieh mal einer an, die kleine Lady hat es in die dunkelste Ecke der Burg verschlagen. Wie kommt es dazu?"
Der Mann, der mich angesprochen hatte war groß und muskulös gebaut. Sein Gesicht wurde vom Vesier des Helmes verdeckt, doch seine dunklen Augen waren gut zu erkennen. Nervös schluckte ich und sprach:" Ein Gruß des König, als Dankbarkeit für eure treuen Dienste."

Die Soldaten lachen kehlig: "Wollt Ihr uns für dumm verkaufen, kleine Lady?
Seit wann werden Adelige geschickt den Wein zu bringen und keine Mägde?"

Dümmlich lachend warf ein anderer ein: "Und seit wann zeigt der König freundliche Gesten."

Das war ein Argument. Ich musste jetzt klug handeln: "Ich wurde geschickt, um den ernst dieser Gestik zu unterstreichen.
Aber ich kann gern auch wieder gehen und dem König erzählen, warum ihr sein Geschenk abgelehnt habt."

Erschrocken sahen sich die Soldaten an.
Schließlich sagte der eine:" Wir nehmen das Geschenk gerne an."

Jeder von ihnen zog einen Flachmann aus der Tasche und ich schenkte ihnen der Reihe nach ein.
Gemeinsam prosteten sie auf den König und tranken.
Der Große mit den dunklen Augen meinte: "Das muss ein gewaltiger Jahrgang gewesen sein, so gut hat noch kein Wein geschmeckt."
Die anderen stimmten begeistert zu. Doch nach und nach wurde es ruhiger und nach wenigen Minuten schnarchten alle leise vor sich hin. Perfekt.

Die Stufen endeten in einem braunen, stinkenden Zufluss.
Mein Magen begann wieder zu rebellieren, als der Gestank von Kot und Urin in meine Nase stieg.
Mir lief die Zeit davon, trotzdem stand ich auf der letzten Stufe und wartete.
Auf keinen Fall wollte ich durch dieses Zeug gehen. Aber ich hatte keine Wahl, ich musste Robb helfen.

Also hielt ich den Atem an und watete durch den Kanal.
Licht hatte ich keins, also orientierte ich mich an den Wänden.
Vorsichtig tastete ich mich von Eck zu Eck, bis ein heller Lichtfleck zu erkennen war. Das dickflüssige Zeugs tränkte meine Kleidung und füllte meine Schuhe. Trotzdem biss ich die Zähne zusammen und watete weiter. Endlich, der Ausgang war in Sicht. Wegen des Gestankes fiel ich beinahe in Ohnmacht, aber ich schaffte es bis nach draußen.
Gierig sog ich die frische Luft ein und stützte mich kraftlos an die Steinwand. Jetzt hieß es warten...

Katherine Lannister~Hear Me Roar~GOT(Staffel 1) Where stories live. Discover now