Homecoming

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Bei den sieben Göttern, ich war kurz vorm Verhungern.
Seit meiner Ankunft in Königsmund hatte ich noch keine anständige Mahlzeit zu mir genommen, und das teilte mir mein knurrender Magen soeben mit.

Nervös trat ich von einem Fuß auf den anderen.
Das würde das erste Mahl gemeinsam mit meiner Familie sein, zumindest das erste seit meiner Flucht.
Seufzend erinnerte ich mich an meinen letzten Abend im Bergfried. Ich hatte Joffrey zur Weißglut getrieben, meine Familie blamiert und nicht zu vergessen, meinen Vater im Stich gelassen.
Oh verdammt.

Als ich die Halle betrat war ich mir nicht einmal sicher, ob die anderen überhaupt von meiner Rückkehr, oder besser gesagt, Gefangennahme bescheid wussten.

Ihren Gesichtern nach zu schließen wussten sie es nicht.
Perfekt.
Joffrey war aber auch immer für ein Späßchen zu haben.
Ich verwettete meine besten Reitstiefel darauf, dass er diesen Überraschungsauftritt geplant hatte. Mistkerl.

Cersei hielt soeben noch ein Glas Rotwein in der Rechten, doch der Inhalt ergoss sich nun über den kostbaren Eichentisch.
Ihr Gesichtsausdruck war irgendwo zwischen unfassbar wütend und bis auf die Knochen schockiert.
Tywin war hin und hergerissen, zwischen freudiger Überraschung und Schuldgefühlen.
Joffrey sah aus als ob... Eigentlich sah er aus wie immer, sadistisch und dumm.
Jaime lächelte mir freundlich zu, was ich als gutes Zeichen deutete. Plötzlich überwältigte mich die Hoffnung.
Konnte es sein, dass Tyrion noch am Leben war?

Dann sah ich ihn.
Gerade so ragte sein Kopf über die Tischblatte.
Als er mich sah, stand er auf, watschelte auf seinen Stummelbeinen zu mir, und schloss mich in eine väterliche Umarmung.
Es mochte seltsam aussehen, doch so fühlte es sich keineswegs an.
Ich fühlte mich so geborgen und sicher, wie schon lange nicht mehr. Und da spürte ich auch schon den Kloß im Rachen.
Nicht weinen Katherine, nicht weinen!

Ach was solls, solln sie mich hald für schwach halten.

Sturzbäche von Tränen strömten über meine Wangen und hinterließen eine heiße Spur.
Die Schluchtzer erfüllten den ganzen Raum, doch das kümmerte mich nicht.

Mein Vater war am Leben, und das war das Einzige, was für mich im Augenblick zählte.
Beruhigend tätschelte mir Tyrion den Rücken und flüsterte: "Alles ist gut, mein Kind."
Das war es nicht, das wusste ich.
Ich war immerhin erwachsen, und weder dumm, noch naiv.
Aber das war egal.
Die Worte taten ihre Wirkung.

Als ich meine Augen öffnete, konnte ich Cersei erkennen, die im selben Moment den Blick senkte.
Bildete ich mir das nur ein, oder sah ich da so was wie Sanftmut oder sogar Muttergefühle in ihrem Blick?

Unmöglich.

Leise lachte ich in mich hinein.
Mein Leben schien für einen kurzen Moment wieder eine positive Wendung zu nehmen, wenn sogar Cersei Lannister ihren Groll gegen mich für eine kurze Zeit vergaß.

Katherine Lannister~Hear Me Roar~GOT(Staffel 1) Where stories live. Discover now