Eine Ansage

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Ich fühlte mich hilflos ausgeliefert, als ich die große Halle betrat und alle Leute mich anstarrten.
Manchmal vernahm ich ein Raunen wie: ,,Sie ist ihrer Großmutter wie aus dem Gesicht geschnitten" oder: ,,Sie sieht genau so aus wie Joanna Lannister, ihre Augen haben dasselbe Grün."
In diesem Moment fühlte ich mich eher wie ein verängstigtes Reh und nicht wie ein gefährliches Raubtier, als mir plötzlich bewusst wurde, dass ich eine Löwin war.

Ich war eine Kämpferin und kein verängstigtes Opfer, das sich Joffrey Grausamkeit gefallen ließ.

Mit stolz erhobenem Haupt setzte ich mich neben meinen Vater Tyrion und sah dabei Joffrey herausfordernd in die Augen, welcher mir mit einer kleinen Handbewegung zu verstehen gab, neben ihm Platz zunehmen.
Als er bemerkte, dass ich nicht reagierte legte er wütend die Stirn in Falten und bildete mit seinen Lippen stumm die Worte: ,,Das wirst du noch bitter Bezahlen".

Doch ich zog nur eine Augenbraue in die Höhe und wandte gelangweilt den Blick ab, welcher bei Meister Pyrcelle hängen blieb, der gerade die Verlobung verkündete.

Reichlich desinteressiert ließ ich die Zeremonie über mich mit einem freundlichen Lächeln und einem höflichen Nicken ergehen, wenn mir Pyrcelle mal wieder erklärte, wie glücklich ich mich doch mit König Joffrey an meiner Seite schätzen konnte.

Ja genau, der alte Sack hatte ja keine Ahnung.

Im Innerlichen stöhnte ich genervt auf wegen diesem Gerede über Familientraditionen, nämlich eine Hochzeit in der Familie, um das ,,reine Blut" zu erhalten. Es konnte doch nicht gesund sein, wenn jede Generation in der Verwandtschaft heiraten musste.
Kein Wunder, dass alle Lannisters eine Macke hatten.

Dass ich eigentlich von einer einfachen Bürgerlichen abstammte schien keinen der Anwesenden mehr zu stören, dafür hatte meine äußerliche Ähnlichkeit mit Joanna gesorgt.

Gähnend wartete ich auf das Ende des Vortrags, als plötzlich Joffrey aufstand und Meister Pyrcelle unterbrach: ,,Ist ja gut, lasst uns endlich mit dem Essen beginnen. Lady Katherine, wenn ihr so freundlich wärt und neben mir platz nehmen würdet?" Ich wusste, dass das keine Bitte war. Meister Pyrcelle schien ein wenig beleidigt über die Unterbrechung, seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen. Ich ließ mir Zeit mit meiner Antwort. Alle Blicke waren auf mich gerichtet, also erhob ich mich. Ich stellte den Becher Wein, den ich schon seit einer Stunde mit mir rum trug auf den Tisch und drehte mich um. Ich nahm meinen Stuhl und hob ihn in einer fließendem Bewegung in die Höhe. Mit langen Schritten durchquerte ich die Halle und erreichte schließlich das andere Ende, auf der anderen Seite der Tafel. Den am weitesten entfernte Platz von Joffrey, wo mein Großvater Tywin saß. Anmutig ließ ich mich auf meinen erwählten Platz nieder und überkreuzte die Beine mit einer schwungvollen Bewegung.

Das war wohl eine klare Ansage.

Zufrieden klopfte ich mir in meinen Gedanken selbst auf die Schulter.

Ich musste mir ein Lachen verkneifen, als ich in die geschockten Gesichter der anwesenden Menschen blickte. Räuspernd wandte ich mich an meinen Verlobten: „Eure Gnaden, Ihr wolltet sagen?" Tyrion sah mir ungläubig in die Augen, Cersei schnappte vor Empören nach Luft und Joffrey sah so aus, als würde er mir gleich am liebsten die Zunge rausreißen lassen und sie mir anschließen zum Essen servieren. Ich konnte regelrecht seinen dämlichen Kopf vor Wut dampfen sehen. Seine Augen verengten sich zu zwei schmalen Schlitzen und sein Kiefer verspannte sich zusehend. Ich dachte schon, wenn er so weitermacht, verliert er noch ein paar seiner ärgerlich weißen Zähne. Plötzlich erhob sich der König und presste vor Wut hervor: „Hund, bring dieses dumme Gör zu mir und wenn du sie an den Haaren hierher schleifen musst.

Ich dulde es nicht mich von einer Frau beleidigen zulassen.

Du, Diener, hohl mir meine Armbrust und die Bolzen.
Jetzt wird gespielt.

Ich hoffe du magst meine Spielchen Katherine, denn du steckst mitten in einem drin."

Katherine Lannister~Hear Me Roar~GOT(Staffel 1) Where stories live. Discover now