Auf See

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Ich konnte den Aufwall von Übelkeit nur mit Mühe unterdrücken, als der Schiffsrumpf von den tosenden Wellen der See in starkes Schwanken versetzt wurde.
Dies ging schon seit einer gefühlten Ewigkeit so und ich konnte mir nicht einmal auf dem Deck die Beine vertreten.
Mein einziger Lichtblick war Eric, der ab und an mit einem harten Brot und einem Krug voll Wasser oder Wein erschien.
Wir waren nun schon seit beinah einem Monat auf See und ich konnte dieses stinkende Fass nur bei Nacht verlassen, wenn der Großteil der Besatzung schlief.
Dann schlich ich mich zu den Planken, beugte mich über den Rand, hielt nach Westeros ausschau und betete zu den sieben Göttern, dass ich diese Reise heil überstehen würde.

Eins wusste ich jetzt zumindest: Reisen in einem Holzfass ist das unangenehmste, das es gibt.

Die Probleme fingen bei solch Kleinigkeiten wie Nahrungsaufnahme an.
Obwohl ich ab und zu ein Stück hartes Brot zugesteckt bekam, knurrte andauernd mein Magen. Manchmal knurrte er so laut, dass ich Angst bekam, ich würde auffliegen. Außerdem war die Langeweile ein stetiger Begleiter, somit war der Hunger noch größer als sonst.

Nächstes Problem war das Wässern. Jeder bekam ab einem bestimmten Zeitpunkt den Drang, Flüssigkeiten wieder loszuwerden.
Das war aber nicht so einfach.

Einmal musste ich es mir vom Morgen bis zum Sonnenuntergang verheben, das war kein Spaß. Ansonsten wartete ich bis es ruhig auf dem Deck war, meistens um die Mittagszeit herum, und erledigte dann, was ich tun musste. Die Eintönigkeit war pure Folter.
Die Innenseite des hölzernen Fass war das Erste, was ich nach dem Aufwachen sah und das Letzte vor dem Einschlafen.

Sehnsüchtig dachte ich zurück an den Wald, in welchem ich und ein paar andere Kinder aus dem Dorf oft verstecken gespielt hatten.
Der Duft des Kiefernholzes, der kühlende Wind, der einem das Haar zerzauste. Ich vermisste die Natur und die Freiheit so sehr, dass mein Herz sich zusammenzog, wenn ich daran dachte.
Am liebsten würde ich heulen weil ich immer noch in diesem stinkenden Fass gefangen war, aber das konnte ich mir nicht erlauben.
Schwäche war keine Option, dafür hatte ich bereits zu viel durch gemacht.
Also schluckte ich stur den dicken Kloß in meinem Hals hinunter und betete, er möge noch etwas länger geschluckt bleiben.

Plötzlich vernahm ich ein lautes Poltern, welches mich aus meinen Gedanken riss, dicht gefolgt von vielen Jubelschreien.
Kurz darauf hörte ich einige Seemänner rufen:,, Land in Sicht!'' Konnte das wirklich sein?
War diese scheinbar endlose Reise zu meiner eigentlichen Heimat endlich zu Ende?
Zum ersten mal seit Wochen verspürte ich ein  Gefühl der Erleichterung, welches sich warm in meinem Bauch ausbreitete.

Katherine Lannister~Hear Me Roar~GOT(Staffel 1) Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin